Fachmesse für Business Software

Die Topsoft ist nach langer Pause wieder da

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von Coen Kaat und kfi

Am 22. und 23. Juni hat in der Umweltarena Spreitenbach die diesjährige Topsoft stattgefunden. An der Fachmesse für Business Software wurde auch das neue Datenschutzgesetz thematisiert – und was Unternehmen jetzt tun sollten.

Die Topsoft fand 2022 wieder in der Umweltarena Spreitenbach statt. (Source: Netzmedien)
Die Topsoft fand 2022 wieder in der Umweltarena Spreitenbach statt. (Source: Netzmedien)

Man könnte meinen, die Topsoft konnte es kaum erwarten, wieder zurückzukehren: Nach der Corona-bedingten Pause fand die Fachmesse für Businesssoftware 2022 bereits am 22. und 23. Juni statt. In den vergangenen Jahren war es jeweils erst Ende August soweit - mit Ausnahme der Pandemiejahre 2020 und 2021, in denen die Veranstaltung abgesagt wurde.

"Anfänglich fand die Topsoft noch früher im Jahr statt", erklärte Cyrill Schmid, Managing Partner & Verantwortlicher für Sales bei Topsoft. In den Spätsommer wechselte die Fachmesse, damit sie zusammen mit der Marketingmesse Emex stattfinden konnte. "Nach der Pandemie nutzten wir die Möglichkeit, den Termin wieder in das erste Halbjahr zu legen. Das schien auch sicherer bezüglich allfälliger neuer Corona-Wellen."

Cyrill Schmid, Managing Partner & Verantwortlicher für Sales bei Topsoft. (Source: zVg)

Das neue DSG: Was Unternehmen jetzt tun müssen

Für die 30. Ausgabe der Topsoft luden die Veranstalter erneut in die Umweltarena Spreitenbach ein. Hier ging die Fachmesse auch schon 2019 über die Bühne. Zum Programm gehörte eine Reihe von Referaten zu sehr unterschiedlichen Themen. Darunter etwa das neue Datenschutzgesetz (DSG) der Schweiz. Als Nicole Beranek Zanon, Partner bei Härting Rechtsanwälte, erklärte, was Unternehmen diesbezüglich jetzt tun sollten, war so ziemlich jeder Stuhl im Vortragsbereich besetzt.

Nicole Beranek Zanon, Partner bei Härting Rechtsanwälte, auf der Bühne an der Topsoft 2022. (Source: Netzmedien)

Das neue Gesetz wird am 1. September 2023 in Kraft treten. Im Gegensatz zur Einführung des europäischen Pendants, der DSGVO, wird es beim DSG keine Übergangsfrist geben. Deshalb müsse man das Thema jetzt angehen, sagte Zanon.

Im Vergleich zur bisherigen Gesetzeslage deckt das neue DSG nicht nur Datenbanken ab, sondern die kompletten Datenprozesse. Zudem wird darin ein Privacy-by-Design-Ansatz verankert. Das heisst, dass beispielsweise bei Cookie-Bannern die Option "Nein, keine Daten sammeln" künftig die Voreinstellung sein muss.

Für Unternehmen wichtig ist auch die neue Informationspflicht. Künftig müssen sie viel ausführlicher deklarieren, was mit den Daten geschieht. Ferner wird mit dem DSG eine Meldepflicht bei Datenschutzverletzungen eingeführt.

Es droht ein Eintrag ins Strafregister

Apropos Datenschutzverletzungen: Obwohl die konkreten Verfahren noch definiert werden müssen, ist bereits bekannt, dass es in solchen Fällen Bussen von bis zu 250'000 Franken ausgesprochen werden können. Aufgrund der Höhe der Strafzahlung ist diese auch mit einem Eintrag ins Strafregister für den CEO beziehungsweise den Verantwortlichen verbunden.

Schweizer Unternehmen sollten daher eine klare Datenschutzstrategie formulieren und ihre Prozesse entsprechend prüfen. Zudem sollten auch Prozesse etwa im Falle einer Datenschutzverletzung etabliert werden.

Jörg Holzmann, Leiter Vertrieb Schweiz bei Myfactory Software Schweiz. (Source: Netzmedien)

Ein Unternehmen, für das dieses Thema auch sehr relevant sein wird, ist Myfactory. Das Unternehmen bietet eine Cloud-basierte Gesamtlösung an, die vom ERP bis etwa zum Webshop oder der Kassenlösung reicht. Das neue DSG sei für sie "ein Riesenthema", sagte Jörg Holzmann, Leiter Vertrieb Schweiz bei Myfactory Software Schweiz.

Das Unternehmen sei in jedem Land mit eigenen Servern unterwegs. So könnten sie landesspezifische Richtlinien einhalten und die Daten müssten nicht über Landesgrenzen hinaus. "Die Datenhoheit und damit die Hauptverantwortung bleibt klar beim Kunden", sagte Holzmann. Das Unternehmen bietet mit seiner Software auch gewisse Hilfsmittel, etwa für die Datenanonymisierung.

Weniger Besucher …

Für Unternehmen wie Myfactory ist eine Messe wie die Topsoft praktisch, um Leads zu generieren und künftige Geschäfte aufzugleisen. Ferner profitiert das Unternehmen auch von der Werbewirkung, die mit so einem Messeauftritt einhergeht. "Dieses Gesamtpaket hilft dem Branding", sagte Holzmann.

Das Opacc-Team (v.l.): Rolf Künzi, Product Manager; Karin Marti, Business Development; und Urs Amrein, Marketing Manager und Partner. (Source: Netzmedien)

Die Besucherzahlen in diesem Jahr waren jedoch eher zurückhaltend, sagte Holzmann. Diesen Eindruck hatte auch Rolf Künzi, Product Manager bei Opacc Software. "Es dürfte mehr Besucher haben", sagte er. Auch Aussteller hätte die Messe mehr haben können, ergänzte sein Kollege Urs Amrein, Marketing Manager und Partner bei Opacc. Je mehr Aussteller, desto mehr Besucher und Besucherinnen.

Das geringe Besucheraufkommen könnte mit Corona zusammenhängen, mutmassten die Aussteller an der Topsoft. Künzi und Amrein von Opacc waren zudem der Meinung, dass das neue Datum der Messe besser hätte kommuniziert werden können.

Ähnliches hörte man auch seitens der Aussteller. "Ja, es war durchzogen", kommentierte Schmid die Anzahl Gäste. Woran das genau lag, sei aber schwierig zu sagen und werde nun noch ausgewertet.

"Was mich persönlich beschäftigt, sind die enorm vielen 'No Shows'. Man löst ein Ticket, meldet sich sogar für Workshops an, aber erscheint dann doch nicht", sagte Schmid. "Das ist echt ein wenig frustrierend." Insbesondere für die Personen, die die Workshops vorbereitet hatten.

… aber gute Besucherinnen und Besucher

Trotzdem: Der Optimismus obsiegte. "Die Gesamtzahl der Besucher und Besucherinnen sagt noch nichts aus über die Qualität der Besuchenden", sagte Holzmann von Myfactory. "Solange die Qualität bleibt oder steigt, darf die Besucherzahl durchaus abnehmen." Derselben Meinung war auch Künzi von Opacc. "Die, die da sind, sind gut und mit ihnen führen wir gute Gespräche", sagte er.

Christoph Iten, Managing Partner bei Customize, dem offiziellen Abacus-Vertreter an der Topsoft 2022. (Source: Netzmedien)

"Die Rechnung ist relativ einfach", sagte Christoph Iten, Managing Partner beim Abacus-Vertriebspartner Customize. "Wir müssen in den nächsten 16 Monaten mindestens einen Vertrag abschliessen. Dann hat sich die Messe für uns schon gelohnt. Bis jetzt hat das jedes Mal funktioniert!" Auch Myfactory war zuversichtlich, ihr Ziel zu erreichen, mit 20 bis 40 potenziellen Kunden an der Messe ins Gespräch zu kommen.

"Die Qualität der Referate und Workshops waren top. Und einige Aussteller präsentieren echt spannende Show-Cases", resümiert Schmid vom Veranstalter Topsoft. Der Aussteller-Mix sowie die thematische Breite der Fachmesse gehörten für ihn zu den Highlights der Topsoft. Nun geht es für die Organisatoren an die Auswertung der diesjährigen Messe. Aber einige Ideen für die nächste Ausgabe seien schon während der Topsoft 2022 entstanden.

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