Nationalfonds-Studie der nationalen Internetauftritte

Russland näher beim Nutzer als die Schweiz

Uhr | Aktualisiert

Russland schneidet in einem nationalen e-Government-Vergleich leicht besser ab als die Schweiz.

Detailangaben zu den Schweizer Ämtern (Quelle: IFAA)
Detailangaben zu den Schweizer Ämtern (Quelle: IFAA)

Ein umfangreiches Forschungsprojekt hat die nationalen Internetauftritte von Russland und der Schweiz verglichen. Dabei wurde auch die inhaltliche Nähe zu den Bürgern gemessen. Russland schneidet dabei besser ab als die Schweiz, wenn auch nur leicht. Die bürgernächste Website in der Schweiz ist demnach die DEZA und in Russland der staatliche Pensionsfonds. Am unteren Ende dieses internationalen eGovernment-Benchmarks liegt in der Schweiz die Eidgenössische Alkoholverwaltung und in Russland der Föderale Steuerdienst.

Messung der Bürgernähe

Das wissenschaftliche Projekt analysierte mit computergestützten Inhaltsanalysen sämtliche Departemente und Bundesämter in der Schweiz. In Russland wurden simultan dazu die Webauftritte aller Ministerien, Agenturen und Dienststellen gemessen. Dabei wurden sämtliche Inhalte auf den staatlichen Webseiten mit aktuellen Suchdaten verschiedener Suchmaschinen verglichen, um die Bürgernähe der Online-Kommunikation in beiden Ländern zu messen.

Bewilligt wurde die Studie im Rahmen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Russland. Der Schweizerische Nationalfonds für Wissenschaft und Forschung hat 2009 ein Projekt für den systematischen Vergleich der nationalen Internet-Auftritte in Russland und in der Schweiz ermöglicht. Die technischen Messungen führte das Berner Institut für Angewandte Argumentenforschung (IFAA) durch, die sprachrelevanten Analysen auf Kyrillisch wurden von der Lomonosov Universität in Moskau realisiert. Den theoretischen Hintergrund lieferte die ETH-Lausanne.

Russland setzt vermehrt auf Open Source

Während in der Schweiz häufig kostenintensive lizenzpflichtige Systeme wie Microsoft und Oracle im Internet eingesetzt werden, habe sich Russland fast durchgehend auf "Open-Source"-Technologien konzentriert, die meistens kostenlos von Universitäten zur Verfügung gestellt und weiterentwickelt würden. Diese neuen Technologien funktionierten oft besser in Bezug auf die Bürgernähe.

Einige Schweizer Bundesämter setzten hingegen sehr schwerfällige Lösungen ein, die sich online durch wenig oder gar keine Effektivität auszeichnen würden. Zusätzlich bestehe in Russland ein Gesetz, wonach die öffentliche Verwaltung sämtliche für die Bürger relevanten Informationen online zur Verfügung stellen müsse. Dies habe zur Folge, dass wesentlich mehr Informationen auch via Suchmaschinen erschlossen und gefunden werden könnten.

Allerdings werden laut der Studie nur etwa die Hälfte der angebotenen Informationen von den Nutzern beider Länder überhaupt aktiv gesucht.