E-Commerce-Report Schweiz 2013

Schweizer E-Commerce-Anbieter im Clinch

Uhr | Aktualisiert

Der Schweizer E-Commerce-Markt ist scharf umkämpft: Mit welchen Strategien sich die Anbieter behaupten können, zeigt der neue E-Commerce-Report Schweiz 2013.

Ralf Wölfle, Leiter Kompetenzschwerpunkt E-Business der Fachhochschule Nordwestschweiz, präsentierte die Studienergebnisse. (Quelle: Netzmedien)
Ralf Wölfle, Leiter Kompetenzschwerpunkt E-Business der Fachhochschule Nordwestschweiz, präsentierte die Studienergebnisse. (Quelle: Netzmedien)

Am Dienstag haben Vertreter der Datatrans und der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) die Ergebnisse des E-Commerce-Reports Schweiz vorgestellt. Befragt wurden 34 Online-Anbieter von Konsumgütern und Dienstleistungen mit Sitz in der Schweiz. Realisiert hatte die Studie das Institut für Wirtschaftsinformatik der FHNW im Auftrag von Datatrans, einem Schweizer Anbieter für Internet-Zahlungen.

Den Ausführungen von Ralf Wölfle zufolge, Leiter Kompetenzschwerpunkt E-Business der FHNW, wachse zwar der E-Commerce-Markt stetig, gleichzeitig sei aber das Angebot grösser als die Nachfrage. Deswegen seien die Anbieter gezwungen zu investieren. Aber um investieren zu können, müssen sie auch Geld verdienen. Sie bewegen sich also in einem Kreislauf, aus dem sie nicht ausbrechen können, wollen sie sich im Wettstreit behaupten.

Dass der E-Commerce-Markt wächst, belegen auch die Zahlen des E-Commerce-Reports: Fast drei Viertel der befragten Schweizer E-Commerce-Anbieter konnten in den vergangenen drei Jahren ihren Umsatz um 20 Prozent und mehr steigern. Trotz des wachsenden Konkurrenzdrucks zeigen sie sich optimistisch. Für die Zukunft erwarten die befragten Anbieter ein Umsatzwachstum und steigende Skalenerträge. Rund drei Viertel der Antwortenden rechnen für 2018 mit besseren Erträgen als heute.

Social Media kein Verkaufskanal

Auch der Hype um Social Media habe abgenommen, stellte Wölfle weiter fest. Social Media sei ein Kanal, mit dem sich das Unternehmen positionieren könne, aber kein Verkaufskanal. Dies bestätigte auch Daniel Röthlin, CEO von Ex Libris, der ebenfalls beim Anlass anwesend war. Das Unternehmen nutzt Social Media als Kommunikationskanal und zur Kundenbindung. Einmal, erinnert sich Röthlin, hätten Mitarbeiter ein altes Radiogerät von Ex Libris ausgegraben, das heute nicht mehr erhältlich ist. Ein Foto davon sei auf Social-Media-Kanälen gestellt worden. Daraufhin hätten sich viele gemeldet, einfach weil sie ebenfalls noch so ein Gerät besitzen. "Bei einer solchen Aktion sind Emotionen involviert", weiss Röthlin.

Ex Libris musste in den letzten Jahren viel in die eigene Strategie investieren, um sich gegen die starken Anbieter aus dem Ausland durchsetzen zu können. "Es reicht nicht, wenn wir die Erwartungen der Kunden erfüllen. Wir müssen sie übertreffen", definiert Röthlin diese Herausforderung. Dazu setzt das Unternehmen auf verschiedene Kanäle. So will Ex Libris dieses Jahr in Zusammenarbeit mit Samsung eine neue Smart-TV-App auf den Markt bringen. Denn die Kombination von Internet und TV hat Zukunft, davon zeigt sich Röthlin überzeugt. Ex Libris investiert überhaupt vermehrt in mobile Lösungen. "Wenn es am Wochenende heiss ist, gehen die Kunden nicht in einen Ex-Libris-Shop und sitzen auch nicht vor dem PC, der sowieso noch mehr Wärme abgibt", gab Röthlin zu bedenken. Stattdessen träfen sich die Leute draussen zum Grillieren. Wenn dann die Tochter dem Vater wegen eines neuen Kinderbuchs in den Ohren liege, könne er dieses bequem über die App bestellen. "Dann ist es erledigt", so Röthlin.

Dass mobile Geräte immer wichtiger werden, zeigt auch der E-Commerce-Report: Ihr Anteil am Umsatz wuchs bei mehr als einem Drittel der Antwortenden auf über 10 Prozent. Vor einem Jahr lag er bei mehr als zwei Dritteln noch unter 5 Prozent. Die bessere Unterstützung mobiler Endgeräte steht demnach weit oben auf der Prioritätenliste, gleich hinter der Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit der Onlineshops.

Multi-Brand-Strategie versus Cross‐Channel‐Services

Ein anderer Aspekt, den Wölfle beleuchtete, ist das Zusammenspiel zwischen einer Multi-Brand- und einer Cross-Channel-Strategie. Dies funktioniere nicht, wie man am Beispiel von Migros und Leshop.ch sehe, so Wölfle. Wer eine Migros betrete, erhalte nirgendwo einen Hinweis auf Leshop.ch. Das gleiche Problem habe sich auch bei Buch.ch ergeben, das zur Thalia-Gruppe gehört. Die Idee, dass sich Thalia auf den stationären Buchhandel und Buch.ch auf den Onlinehandel konzentriert, funktionierte nicht. Denn Thalia benötigte eine Website, wie jedes andere Unternehmen auch. Dadurch seien quasi zwei sich konkurrenzierende Online-Portale entstanden, so Wölfle.

Hinweis: Der E-Commerce-Report Schweiz kann kostenlos unter folgendem Link bezogen werden.