PC-Herstellung in Tschechien

Das System Foxconn funktioniert auch bei uns

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

550 Euro Lohn, aber nur wenn keiner Fehler macht: Mit perfiden Methoden lässt Foxconn in Tschechien PCs für HP assemblieren. Die Leidtragenden sind Menschen aus den ärmsten Ländern Europas und eine Besserung ihrer Situation scheint nicht in Sicht.

Der Auftragsfertiger Foxconn gilt als IT-Äquivalent zu den verrufenen Nähereien in Asien. Die Arbeitsbedingungen in den Fabrikhallen Foxconns gelten als äusserst hart, wenn nicht gar, zumindest teilweise, als menschenunwürdig. Weil Angestellte keinen anderen Ausweg sahen, war es in der Vergangenheit zu Protesten und sogar zu Selbsmorden gekommen.

China ist weit weg. Doch das System Foxconn funktioniert anscheinend auch hier in Europa, wie das IT-Magazin CT in seiner aktuellen Ausgabe berichtet.

Arbeiten wie in China

Im tschechischen Pardubice, nahe Dresden, assembliert Foxconn Rechner für HP. Die PCs werden rund um die Uhr produziert. An der Montagelinie seien wie in China Zwölf-Stunden-Schichten üblich. Zwar gäbe es auch Acht-Stunden-Schichten, diese seien aber vor allem den tschechischen Mitarbeitern vorbehalten.

Deshalb beschäftige Foxconn Arbeiter aus Ländern wie Rumänien oder Bulgarien, den Armenhäusern der EU. Hinzu kämen Arbeitnehmer aus Vietnam und der Mongolei. Grundsätzlich handele es sich um Menschen, die keine Gewerkschaft kennen, keine politische Lobby haben und die es sich nicht leisten können, gegen die Umstände aufzubegehren.

Der Leitungsdruck für diese Arbeiter sei so hoch, dass sie während ihrer Schichten noch nicht einmal etwas trinken können, berichtet das Magazin. Selbst miteinander sprechen oder kurz hinsetzen sei nicht möglich.

550 Euro Lohn - Wenn alles gut geht

Am Monatsende könne ein Arbeiter rund 550 Euro erhalten, was 60 Prozent des tschechischen Durchschnittslohns entspricht. Diese Summe erhalten die Arbeitskräfte aber nur, wenn sie Überstunden geleistet und einen Bonus für ihre Leistungen bekommen haben.

Das Bonussystem gilt als Werkzeug für die Kontrolle der Arbeiter. Mit dem Instrument wird ein Gruppendruck aufgebaut: Erreicht ein Arbeiter die vorgegebene Stückzahl nicht oder macht er einen Fehler, bekommen alle Arbeiter an dieser Montagelinie den Bonus abgezogen.

Keine Besserung in Sicht

Noch schlimmer sei die Lage für sogenannte "Just-in-Time-Arbeitskräfte": Diese sind über Subunternehmen angestellt und verdienen oft gerademal 120 Euro im Monat. Die Subunternhemen, die Arbeitskraft an ihre Unternehmenskunden verleihen, nutzen Schlupflöcher in der tschechischen Gesetzgebung aus, um die Löhne auf dieses Niveau zu drücken. Hinzu kommt: Sinken die Aufträge werden diese Leiharbeiter nicht beschäftigt und erhalten gar keinen Lohn.

Ein Besserung der Lage sei indes nicht in Sicht, glaubt der Autor Christian Wölbert. Denn solange der schrumpfende PC-Markt so hart umkämpft bleibe, würden auch die Hersteller weiterhin an den Fertigungskosten sparen.

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