Aus den Labors

Eine interaktive App für Diabetiker

Uhr | Aktualisiert
von Janine Aegerter

Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 müssen ihr ganzes Leben umstellen. Angefangen bei der Ernährung hin zur Bewegung und der Messung des Blutzuckers gibt es viele Dinge, die sie beachten müssen. Eine App soll dabei helfen.

Wäre es daher in der heutigen vernetzten Welt nicht von Vorteil, wenn eine App die Diabetiker bei dieser Umstellung begleiten könnte? Diese Frage stellte sich Darshanen Vasanthan, der letzten Sommer sein Studium an der Berner Fachhochschule für Wirtschaft abgeschlossen hat. Auf die Idee brachte ihn seine Mutter, die an Diabetes Typ 2 erkrankt ist. "Ich habe gesehen, dass sie mit der Behandlung Mühe hat und habe mich deshalb mit dem Thema befasst", sagt der Berner tamilischer Abstammung.

Nachdem er bereits bestehende Apps getestet hatte, entschloss er sich, einen Businessplan für eine neuartige App zu entwerfen. Die App namens "Diabird" sollte eine Tagebuch- sowie eine Community-Funktion beinhalten. Noch ist sie nicht entwickelt, ein Prototyp ist für Juli geplant. Im ersten Quartal 2014 soll sie voraussichtlich für Android sowie für iOS auf den Markt kommen.

Tagebuch und Community

Im App-Tagebuch können Diabetiker Werte zu Befindlichkeit, Ernährung, Bewegung sowie Blutzucker erfassen und visuell darstellen lassen. In der Community können sie sich mit anderen Diabetikern und Fachpersonen austauschen. Dabei geht es darum, einfache Fragen zu Diabetes stellen zu können. "Bei komplexeren Fragen müssen sie sich direkt an einen Arzt wenden", sagt Vasanthan. Die Patienten können ihr Tagebuch zudem für eine andere Fachperson freigeben, damit diese Fragen des Patienten einfacher beantworten kann.

Zudem erstellt die App aufgrund der Daten, mit denen sie gefüttert wird, persönliche Empfehlungen zu Bewegung, Ernährung und weiteren Aktivitäten. Die Nutzer haben auch die Möglichkeit, persönliche Ziele zu absolvieren, zum Beispiel jeden Tag 15 000 Schritte zu gehen. Ausserdem können sie sich mit anderen messen und so die eigene Motivation steigern.

Entwickelt wird die App von der Internettechnologie-Firma Incuray, die gleichzeitig Start-ups fördert. Incuray ist vom Konzept von Diabird überzeugt und unterstützt das Projekt zusammen mit anderen Partnern. Einen Teil des Projekts finanziert Vasanthan selbst.

Zu den technischen Schwierigkeiten von Diabird gehört einerseits die Einbindung eines Bluetooth-Blutzuckermessgeräts, mit dem die Nutzer ihre Werte automatisch in die App übertragen können. Andererseits muss die Datensicherheit gewährleistet sein, da die App persönliche medizinische Daten speichert. Zudem muss ein Algorithmus für die persönlichen Empfehlungen entwickelt werden.

Ist der Markt gross genug?

In der Schweiz leben ungefähr 500 000 Diabetiker. Ist dieser Markt überhaupt gross genug für eine Diabetiker-App? Ja, meint Vasanthan. Einerseits, weil sich Diabird deutlich von bereits bestehenden Diabetiker-Apps unterscheidet: "Die Idee einer Community ist neu und existiert in dieser Form noch nicht", sagt er. Andererseits bestehen existierende Apps laut Vasanthan vor allem aus Datensammlungen und enthalten keine interaktiven Elemente.

Vasanthan und sein Diabird-Team liebäugeln auch damit, die App zu einem späteren Zeitpunkt in Deutschland und in den USA zu lancieren. Wobei die rechtliche Situation in den USA nicht ganz unproblematisch sein dürfte, wie Vasanthan zu bedenken gibt.

Das Businessmodell sieht eine kostenlose Basisversion sowie ein kostenpflichtiges Premium-Modell vor. "Je nachdem, wie hoch wir den Nutzen einschätzen, werden wir auch den Preis festlegen können", sagt Vasanthan. Eines der Ziele der App sei es, die Spätfolgen von Diabetes zu vermindern und damit die Gesundheitskosten zu senken.