Auf Web-Entdeckungstour

Horizobu: Nach Indien segeln wollen und dabei Amerika entdecken

Uhr | Aktualisiert
von Simon Zaugg

Mit der Entdeckungsmaschine Horizobu wollen Werner Hartmann und Sam Zürcher den Suchmaschinenmarkt aufmischen. Die Netzwoche hat die beiden Unternehmer getroffen, um von ihnen zu erfahren wie sie die Suche im sozialen Web neu definieren wollen.

Google und dann ganz lange nichts mehr. So sieht der Suchmaschinenmarkt in hiesigen Breitengraden anno 2011 aus. Doch es scheint, als sehne man sich nach Abwechslung. Zum Beispiel nach Horizobu, einem noch wenig bekannten Suchdienst der beiden Unternehmer Werner Hartmann und Sam Zürcher. Diese sind mit ihrem Projekt auf dem Vormarsch und stiessen zuletzt – wie sie selbst sagen – insbesondere auch bei Fachmedien auf erfreuliche Resonanz.

Obwohl Horizobu dabei oft im selben Atemzug mit Google genannt wurde – beim kleinen Schweizer Suchdienst setzt man andere Prioritäten als beim Webgiganten. Das fängt schon bei der Bezeichnung an: Horizobu sei keine Suchmaschine, sondern eine Entdeckungsmaschine, so die Unternehmer. In einer Animation auf der Startseite wird dem Nutzer erklärt, was das genau heisst: Entdecken beim Suchen. Oder wie im Falle von Christoph Kolumbus in der Animation: Nach Indien segeln wollen und dabei Amerika entdecken.

Die Idee kam bei einem guten Essen

Das Duo hat sich vor 15 Jahren kennengelernt: Zürcher, heute Informatikingenieur bei einem Telekommunikationsunternehmen, war an der Kantonsschule Baden Schüler von Hartmann. Dieser lehrt heute an der Pädagogischen Hochschule in Bern Informations- und Kommunikationstechnologien. Nach dem ersten Aufeinandertreffen an der Kantonsschule begann Zürcher sein Informatikstudium an der ETH Zürich – wo wiederum Hartmann dozierte. Die Wege der beiden haben sich dann immer wieder gekreuzt, obwohl Hartmann zwischenzeitlich die Hochschule wechselte. Schliesslich kam ihnen bei einem guten Essen kurz vor Weihnachten 2008 die Idee eines neuen Suchdienstes.

Umgehend machten sie sich an die Umsetzung ihrer Pläne. "Wir haben zuerst lange an einem Prototyp herumgewerkelt", so Zürcher. "Doch einige Monate später warfen wir alles wieder über den Haufen und begannen neu." Zudem hielten die beiden Informatiker Ausschau nach Fachleuten aus der Kreativbranche. Sie wurden in Berlin fündig und holten drei Designer ins Boot. Diese arbeiteten fortan für Horizobu – ohne Bezahlung und mit einer Beteiligung am Unternehmen als Gegenleistung. Schon bald standen den beiden Unternehmern auch ein Jurist sowie ein Betriebswirtschafter zur Seite.
Bei der Entwicklung ihres Suchalgorithmus haben Hartmann und Zürcher die Besonderheiten des sozialen Web im Auge behalten. "Wir beziehen mit ein, wie die Leute bei bestimmten Dateien ihre Tags setzen", so Hartmann. Dabei komme es oft vor, dass zu Suchbegriffen Tags gesetzt wurden, an die man erst gar nicht denken würde.

Unabhängigkeit wichtig

Überhaupt funktioniert Horizobu anders als herkömmliche Suchdienste: Während etwa Google das ganze Internet systematisch durchforstet und seitenlange Ergebnisse auflistet, zeigt Horizobu bei der Suchanzeige nur genau sechs Ergebnisse an. "Wir wollen dem Nutzer nicht so viele Suchergebnisse wie möglich liefern, sondern ihm ein breites Spektrum des gesuchten Begriffs bieten", so Hartmann. Dazu werden – getreu dem Entdecker-Motto – alternative Suchvorschläge aufgelistet. Suchergebnisse können dann auf der Oberfläche gespeichert und im Sinne von "Suche 2.0" mit anderen Nutzern geteilt werden.

Für welche Nutzergruppen Horizobu letztlich am meisten bringen wird, ist für die Unternehmer noch offen. Hartmann meint, dass der Suchdienst für Forscher, Juristen oder auch Journalisten durchaus interessant sein dürfte. "Wer aber nur schnell nach einem bestimmten Fahrplan sucht, ist bei Google besser dran", stellt er klar.

Natürlich sei man auch auf der Suche nach möglichen Investoren, so Hartmann. Doch die Unternehmer wollen nichts überstürzen: "Wir wollen so lange als möglich auf eigenen Beinen stehen und uns nicht in Abhängigkeiten begeben." Noch wirft Horizobu kein Geld ab. Auch da hat es Hartmann aber nicht wirklich eilig: "Wir könnten schon heute Werbeerlöse erzielen. Doch wir wollen zuerst unser Angebot ausbauen." Das heisst konkret: Bald sollen neue Sprachversionen die beiden heutigen Ausführungen in Deutsch und Englisch ergänzen. Und auch in der App-Welt will man künftig mitmischen. Obwohl das Fundament unterdessen steht, haben Hartmann und Zürcher einige Arbeit vor sich.