App-Entwicklung

Kein Patentrezept für App-Entwicklung

Uhr | Aktualisiert
von Andreas Heer

Angesichts zahlreicher Mobilplattformen und Bildschirmgrössen stellt sich bei der App-Entwicklung die Frage, ob ein hybrider, unabhängiger Ansatz nicht der bessere wäre. Keine einfache Frage.

Der Markt für Smartphones und Tablets ist stark segmentiert. Verschiedene Betriebssysteme wie Android, iOS und Windows Phone sowie zahlreiche Bildschirmgrössen zwischen drei und zehn Zoll bieten zwar den Anwendern eine reichhaltige Auswahl. Doch Unternehmen, die eine App entwickeln wollen, verlangt diese umfangreiche Palette zahlreiche Entscheidungen ab über das Vorgehen und die Breite der Unterstützung. Dazu gehört auch die Wahl der Technologie. Eine native App muss für jedes Betriebssystem in der jeweiligen Programmiersprache geschrieben und anschliessend gepflegt werden. Da läge es vordergründig auf der Hand, stattdessen auf eine hybride App zu setzen. Diese werden üblicherweise mit Webtechnologien wie Javascript und HTML 5 entwickelt und laufen auf allen gängigen Plattformen. In eine "App-Hülle" gekapselt, lassen sich Hybride trotzdem über die jeweiligen Appstores verbreiten. Für den Anwender fühlen sich diese Progrämmchen idealerweise wie eine echte native App an.

Ausgangslage entscheidet

Sind hybride Apps also das Patentrezept, um eine möglichst breite Gerätepalette zu unterstützen? Nicolas Ruflin, CTO der Zürcher Start-up-Gründerschmiede Centralway, winkt ab. «Die Entwicklung hybrider Apps ist oft genauso komplex und verlangt nach Spezialisten», entgegnet er. Denn während native Apps etwa für Gesten und die Grafikdarstellung auf Betriebssystemfunktionen zugreifen können, ist bei einem hybriden Ansatz oftmals eine aufwändige Optimierung notwendig. Zudem stellt sich die Frage, wie weit die Benutzeroberfläche die Eigenheiten der jeweiligen Plattformen berücksichtigen soll. So verfügt beispielsweise Android im Unterschied zum iOS über einen "Zurück»-Knopf. Die Berücksichtigung solcher Unterschiede kann dazu führen, dass auch bei einer hybriden App aufgrund des Design plattformspezifische Varianten entwickelt werden müssen. Hinzu kommen technische Einschränkungen, zum Beispiel, dass gewisse Funktionen nicht zur Verfügung stehen. Das hatte auch Auswirkungen auf die Entwicklung der Banking-App "Numbrs" von Centralway, wie Ruflin ausführt: "Wir mussten deshalb Numbrs für iOS native entwickeln, während unter Android eine Hybrid-App läuft."

Ohnehin rät Ruflin davor ab, den Technologieentscheid an vorderste Stelle zu setzen. "Entscheidend ist die Ausgangslage und die Problemstellung", erklärt er. "Auf dieser Basis lässt sich die geeignete Technologie evaluieren." Dabei spielen Fragen nach den finanziellen Mitteln, den Ansprüchen ans Design und der Zeit eine wichtige Rolle. Stehen animierte Elemente im Vordergrund, dürfte eine native App die richtige Wahl sein. Um ein möglichst breites Publikum auf einer Vielzahl von Geräten anzusprechen, bietet sich eher eine hybride App an.

Weil das Business respektive die Geldgeber die Entwickler und die Designer oft aus ihrer Sicht auf den einen oder anderen Weg drängen, hält es Ruflin für zentral, dass alle Beteiligten zusammensitzen: "Der Entscheid übers Vorgehen muss aus strategischer, nicht aus technischer Sicht fallen." Dann können auch Mischformen in Betracht gezogen werden, etwa, die Benutzeroberfläche native und die eigentliche App-Logik in Javascript zu entwickeln. Mit einem strategischen Vorgehen ist ein Unternehmen auch besser auf künftige Entwicklungen vorbereitet, die heute gar noch nicht absehbar sind. Denn noch weiss niemand, auf welchen Geräten eine App in Zukunft auch noch funktionieren muss – Google Glass und "intelligente" Uhren sind da nur ein Vorgeschmack.