Start-up nach Masterarbeit

Schweizer Datenbank sucht Verwaltungsräte

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

Mit VRMandat.com wurde eine neue Internetplattform gestartet, welche die Vermittlung von Verwaltungsrats- und Stiftungsratsmandaten im deutschsprachigen Raum online anbietet. Entstanden ist das Start-up durch eine Masterarbeit des ehemaligen MBA-Studenten Dominic Lüthi.

Dominic Lüthi ist Geschäftsführer von Composit Management & Training GmbH und Gründer der Datenbank VRMandat.com. (Quelle: Composit Management & Training GmbH)
Dominic Lüthi ist Geschäftsführer von Composit Management & Training GmbH und Gründer der Datenbank VRMandat.com. (Quelle: Composit Management & Training GmbH)

Managerinnen und Manager, die gerne ein Mandat in einem Verwaltungsrat (VR) oder einem Stiftungsrat übernehmen möchten, können sich in die Datenbank der neuen Personalplattform VR-Mandat eintragen.

Besonderes Augenmerk werde dabei auf die jeweiligen Kompetenzen und die zugrundeliegende Motivation gelegt, wie Dominic Lüthi, Initiant der Plattform erklärt. Ausserdem könnten die grössten Erfolge aufgeführt werden und welche Türen sie einem Unternehmen allenfalls öffnen könnten.

Fakten statt Bauchgefühl

Braucht es so eine Plattform überhaupt? Ja, ist der Informatiker Lüthi überzeugt, dessen Karriere in der Software- und Sicherheitsbranche wurzelt. Denn die Suche nach einem Verwaltungs- oder Stiftungsrat gilt hinsichtlich der Diversität im Board als schwierige und generell als vertrauliche Angelegenheit.

Deshalb sähen sich Unternehmen erst im näheren Umfeld um oder folgten Empfehlungen. Auch Lüthi wurde auf diese Weise als Verwaltungsrat angefragt.

Für seine Abschlussarbeit einer Weiterbildung setzte er sich mit dem Thema auseinander und befragte fast 400 Verwaltungsratspräsidenten nach ihren Auswahlmethoden und Erwartungen an künftige Verwaltungsratsmitglieder. Fazit: Bauchgefühl kommt oftmals vor Sachlichkeit. Eine Datenbank die das Profil möglicher Kandidaten diskret behandelt und nach rein fachlichen Kriterien widerspiegelt lag daher nahe.

Webseite gestartet

Die Idee war geboren: Auf der Webseite von VRMandat.com können Informationen über bereits vorhandene Verwaltungsrats-, Stiftungsrats- oder Beiratserfahrungen abgerufen werden. Auch eventuelle finanzielle Beteiligungen oder die zeitliche Verfügbarkeit würden im Profil aufgeführt.

Die Profile werden automatisch und bis zu einem gewissen Grad anonymisiert, so dass nur noch relevante Informationen wie Fähigkeiten, Kompetenzen, Absichten und Erfahrungen sichtbar bleiben. Diese Informationen werden dann für den Abgleich mit VR-Suchenden herangezogen. Passende Personen könnten dann umgehend kontaktiert werden. Die dafür notwendige technische Plattform basiert auf TYPO3, MySQL und PHP und wird in der Schweiz bei Hostpoint unterhalten.

Nerv getroffen?

Mit VRMandat scheint Lüthi eine Lücke zwischen Plattformen wie Xing und Linked In geschlossen und einen Nerv getroffen zu haben.

Obwohl der Service noch nicht aktiv beworben wurde, seien bereits einige Unternehmen, Stiftungen und darüber hinaus auch Personalvermittler von sich aus auf das Start-up aufmerksam geworden und stünden mit Mandatssuchenden in Kontakt. Was den Gründer besonders freut: "Ich sehe unser Konzept damit bestätigt."

Die Essenz der Community

Das dahinter stehende Geschäftsmodell ist zweiseitig: Kandidaten wie Suchende bezahlen, bevor sie das Portal benutzen. Die Preise sollen dabei niedrig genug bleiben, um neue Teilnehmer anzuziehen, die Essenz einer jeden Online-Community.

Die Preise seien aber auch hoch genug, um unseriöse Interessenten abzuschrecken, etwa Neugierige, die gerne mal etwas Neues ausprobieren möchten.

Firmen und Stiftungen zahlen jährlich 190 Franken. Potenzielle Ratsmitglieder müssen einmalig 120 Franken aufwenden und bezahlen danach eine jährliche Gebühr zwischen 40 und 60 Franken. Bei einer erfolgreichen Vermittlung bezahlen Start-Ups und Stiftungen dem Betreiber des Services eine Provision von 500 Franken, Kleinunternehmen 2000 Franken.

Die meisten kommen aus dem Informationsgeschäft

Die Betreiber von VRMandat, Lüthis Firma Composit Management & Training GmbH, ergänzt gegenwärtig ihre Datenbank mit Profilen. Knapp 100 sind es momentan. Allerdings existiert das Start-up erst seit Ende des vergangenen Jahres.

Die registrierten Profile verteilen sich auf 21 Geschäftsbereiche. Anteilsmässig der grösste ist derzeit der Bereich Information und Kommunikation, zu dem auch der ICT-Markt zählt. Im Vergleich zu anderen aufgeführten Wirtschaftszweigen ist er auch einer der umfassendsten in der Branchenübersicht. Ausserdem seien die darin enthaltenen Segmente Verlag, TV, Radio, Musik, Telco, IT, Web in einem Dienstleistungsland wie der Schweiz von grosser Bedeutung. "Ich denke auch, dass wir in diesem Bereich ein überproportionales Wachstum erleben", ergänzt Lüthi.

Hinter Information und Kommunikation folgen Profile von möglichen Mandatsträgern aus dem verarbeitenden Gewerbe und freiberufliche wissenschaftliche Dienstleister.

Als nächsten Schritt will Lüthi vermehrt bei Verantwortlichen aus dem HR-Bereich von Unternehmen aller Grössen für VRMandat.com werben. Darüber hinaus soll seine Plattform auch unter Start-ups und Stiftungen bekannter werden.

Bis im Sommer will Lüthi eine neue Aktiengesellschaft gründen. Natürlich mit Personen, die ihr Profil in seiner Datenbank angelegt haben.