Multis mitschuldig

Trotz Fachkräftemangel nur wenige ICT-Lehrstellen

Uhr | Aktualisiert

Beim ICT-Nachwuchs hapert es laut dem Verband ICT Berufsbildung Schweiz an allen Ecken und Enden. Besonders mitschuldig sollen die Multis sein.

Wurstelt die Branche in der ICT-Ausbildung so weiter wie heute, dürften 2017 32’000 Fachkräfte auf verschiedenen Qualifikationsstufen fehlen. Das war im letzten November die eindeutige Botschaft des Verbandes ICT Berufsbildung Schweiz. Dieser hatte damals zwei Studien zum ICT-Fachkräftemangel vorgestellt.

Im Interview mit der 'Netzwoche' erklärte Verbandspräsident Andreas Kaelin: "Das besondere Problem sind die ausländischen Unternehmen, die in der Schweiz tätig sind, namentlich auch amerikanische, die unser duales Bildungssystem nicht kennen."

ICT-Lehrstellen: Null

In der Umfrage, die die Netzwoche dann bei 22 der grössten internationalen ICT-Player mit Sitz in der Schweiz gemacht hat, zeigt sich: ICT-Lernende auszubilden, ist keine Selbstverständlichkeit. Ein Grund ist, dass viele internationale ICT-Konzerne ihre Produktion und Entwicklung an einem Standort ausserhalb der Schweiz gelagert haben. Deshalb haben diese Konzerne in der Schweiz nur wenig ICT-Fachkräfte angestellt. Folglich fehlen die Ressourcen, um ICT-Berufslehren anzubieten.

Andere internationale Player halten sich bedeckt und wollen kein Statement zur Problematik abgeben. Ein E-Mail, das der Redaktion zugespielt wurde, liefert möglicherweise einen Hinweis: Ein in der Schweiz ansässiger internationaler ICT-Grosskonzern schreibt darin, dass man 2011 keine ICT-Lernenden mehr aufnehmen werde, weil viele Bereiche und Arbeiten nach Indien verlagert würden. Dabei handle es sich genau um jene Bereiche, in denen bisher Lernende eingesetzt worden seien.

Siemens und IBM sind Spitzenreiter

Doch es gibt auch die andere Seite: Spitzenreiter der angefragten internationalen ICT-Konzerne ist mit 170 ICT-Lernenden Siemens, das seit über 100 Jahren in der Schweiz angesiedelt ist. Auch einen festen Platz in der Schweizer ICT-Landschaft hat IBM, das seit über 80 Jahren in der Schweiz tätig ist und aktuell 55 ICT-Lernende ausbildet. Insbesondere länger in der Schweiz ansässige Multis bilden also am meisten ICT-Lernende aus.

Die Alternative, das Hereinholen von Fachkräften aus dem EU-Ausland, dürfte indes immer teurer werden. Auch im EU-Raum wächst der Bedarf an ICT-Fachkräften: Laut einer von Empirica und IDC EMEA Government Insights herausgegebenen Studie beläuft sich der Mangel an ICT-Fachkräften im EU-Arbeitsmarkt bis 2015 auf 384’000.

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