"Smarter Cloud Computing"

Wenn die Cloud zum Lock-in führt

Uhr | Aktualisiert

Der Open-Source-Experte Jan Wildeboer hat gestern anlässlich eines Kundenanlasses von IBM über die Chancen von Open Source gesprochen.

IBM hat gestern Nachmittag zum Gespräch über die Cloud und Open Source geladen. Eines der Themen der Kundenveranstaltung unter dem klingenden Namen "Smarter Cloud Computing" war die Zusammenarbeit zwischen IBM und Red Hat. Die beiden arbeiten seit 11 Jahren zusammen und setzen sich gemeinsam für offene Standards ein. Dies sei besonders jetzt wichtig, damit die Schweiz den Anschluss an den Cloud-Markt nicht verliere, erklärte Markus Zollinger, Cloud Executive IBM Schweiz und Österreich.

Jan Wildeboer, Red Hat EMEA Open Source Evangelist, war als zweiter Referent geladen. Seine Bezeichnung ist keine Übertreibung, wie er gleich zu Beginn seines Referats durchblicken liess. "Wir reden hier über offene Standards und präsentieren mit Power Point von Microsoft", beklagte er sich. Wildeboer schwört auf Linux und dürfte Open-Source-Fans unter anderem wegen seines Blogs bekannt sein.

In seinem Referat verwies er auf das Risiko der Cloud, zu einem schlimmeren Lock-in als Microsoft zu mutieren. "Standardisierte Schnittstellen sind sehr wichtig – daran arbeiten wir." Unternehmen müssten sich gut überlegen, wem sie ihre Cloud anvertrauen würden, denn es sei nicht immer ganz einfach, bei einem Wechsel seine Daten wieder zurückzubekommen – oder zumindest in der Form, in der man sich dies wünsche.

Mehr Eigenverantwortung

Wildeboer plädiert daher für mehr Eigenverantwortung der Anwender und damit auch der Unternehmen. Natürlich können man einfach zu einem Anbieter gehen, ihm viel Geld zahlen und ihn dann einfach machen lassen. Dies sei aber nicht die Idee von Open Source. Wer mit Open Source wirklich erfolgreich sein wolle, der unternehme die nötigen Schritte mit seinen eigenen Leuten und gebe die Sache nicht aus der Hand.

Die Firmen sollten dabei etwas lernen und verstehen, wie die Dinge funktionieren. "Die Verantwortung für ihren eigenen Stack zu übernehmen, bringt Ihnen schlussendlich am meisten", appelierte er an die Zuhörer. Red Hat wolle seinen Kunden keine "black box" anbieten, die nur Red Hat bedienen könne. "Unser Ziel ist ein Wissenstransfer". Deswegen positioniere sich Red Hat auch zwischen der Open-Source-Community und den Anwendern. Dank Open Source könne man zudem viel schneller reagieren und schneller umschwenken, als dies mit einer proprietären Technologie möglich wäre, sagte er weiter. Und setzte dem Ganzen noch einen drauf: "Ohne Open Source gäbe es die Cloud gar nicht."

Marcel Lautenschlager, Services Executive Cloud IBM Schweiz, präsentierte anschliessend anhand einer Demo, wie ein Unternehmen einen Server via IBM-Website in zehn Minuten provisionieren und dann auch sofort benutzen kann. Den Abschluss vor dem Apéro bildete Jochen Friedrich, Technical Relations Executive bei IBM Deutschland, mit seinem Referat zum Thema "Offenheit und Kundenorientierung für die Cloud".