Interview mit Annika Henricsson

"Wir haben deutlich weniger Renditedruck als etwa eine AG"

Uhr | Aktualisiert
von René Mosbacher

Als lokaler Kabelfernsehanbieter ist GGA Maur in den regionalen Connectivity-Markt für KMUs eingestiegen. Annika Henricsson, die zuständige Business Account Managerin, erzählt unter anderem, welche Ideen dahinterstecken und wie sie den Zugang zur Openaxs-Infrastruktur beurteilt.

Annika Henricsson, Business Account Manager bei GGA Maur, weiss, dass KMUs wegen Kundennähe ihre Connectivity gerne bei anderen KMUs kaufen. (Quelle: Netzwoche)
Annika Henricsson, Business Account Manager bei GGA Maur, weiss, dass KMUs wegen Kundennähe ihre Connectivity gerne bei anderen KMUs kaufen. (Quelle: Netzwoche)

Frau Henricsson, GGA Maur war ursprünglich ein kleiner Kabelfernsehanbieter im Zürcher Oberland – war es nicht ziemlich gewagt, in den Connectivity-Markt für KMUs einzusteigen?

Nein, wir sind in unserem eigenen Netz rund um den Greifensee langsam in den KMU-Markt eingestiegen. Als wir uns entschlossen, dieses Geschäft geografisch auszuweiten, hatten wir schon einige Erfahrungen. Das gab uns die Sicherheit, dass wir mit unseren Angeboten richtig liegen und sie auch ausserhalb unseres eigenen Gebiets in den Openaxs-Netzen anbieten können.

War es am Anfang nicht sehr hart, so als Unbekannter in fremden Netzen?

Wie gesagt, wir hatten schon einen Leistungsausweis aus unserem eigenen Netz. Dazu kommt, dass wir nicht einfach irgendwelche Standardprodukte verkaufen, sondern auf die Firmen eingehen und uns ihrer Themen annehmen. Ein Vorteil ist sicher, dass wir als KMU einen guten Zugang zu anderen KMUs haben. Die Firmen sollen sich bei uns gut aufgehoben fühlen. Hierfür gibt es einen Markt.

Warum soll ein KMU zu Ihnen und nicht zu einem Ihrer grossen Konkurrenten gehen?

Entscheidend ist aus unserer Sicht, dass KMUs die Kundennähe und Zuverlässigkeit, die wir bieten können, wirklich schätzen. Wenn ich von KMUs rede, meine ich übrigens eher die kleineren, mit 5 bis vielleicht höchstens 100 Mitarbeitern.

Die GGA Maur ist eine Genossenschaft. Sind Sie überhaupt flexibel genug für dieses Geschäft, etwa wenn es um Investitionen geht?

Aber sicher – wir haben deutlich weniger Renditedruck als etwa eine AG. Das allein bietet schon mehr Freiheit, innovativ zu sein. Auch unser Cashflow ist gross genug. Wir wollen aber auch mit Mass wachsen, in verkraftbaren Schritten.

Sie bieten Ihre Dienstleistungen auf der Glasfaserinfrastruktur von Stadtwerken an. Wie diskriminierungsfrei läuft das in der Realität ab?

Beim Elektrizitätswerk der Stadt Zürich beispielsweise läuft das ausgezeichnet. Wir fühlen uns wirklich gleichgestellt und können unsere Angebote platzieren. Wie es dann läuft, wenn die Verträge zwischen Swisscom und dem EWZ operativ sind, wird sich zeigen. Aber die Idee ist schon, dass es gleich oder ähnlich weitergehen sollte.

Warum wollen KMUs überhaupt einen Glasfaseranschluss? Für die meisten dürfte der doch stark überdimensioniert sein.

Da haben Sie teils recht. Oft wünschen sich die KMUs aber einen schnelleren Upload, als er über asymmetrisches DSL möglich ist. Sie wünschen sich auch Anschlüsse ohne Bandbreitenschwankungen. Weiter ist die Skalierbarkeit ein Argument. Die Ansprüche wachsen rasant, weil auch kleine Firmen mehr Heimarbeiter haben, VPN einsetzen oder Teile ihrer IT ausgelagert haben. Aber in der Regel kommen KMUs mit 20 Mbit/s in beide Richtungen aus. Mittlerweile sind die Preise so attraktiv, dass sich auch kleinere Unternehmen solche Anschlüsse leisten können.

Wie viel macht bei Ihnen das Geschäft mit Businesskunden aus?

Das ist noch nicht sehr viel, aber das Geschäft wächst.

Haben Sie sich überlegt, zusätzlich auch IT-Services anbieten?

Wir wollen uns auf das konzentrieren, was wir gut können. Zudem haben die meisten unserer Kunden schon IT-Dienstleister, mit denen sie oft bereits länger zusammenarbeiten. Insofern glaube ich nicht, dass es in unserem Segment ein wichtiges Argument ist, alles aus einer Hand liefern zu können. Kundennähe ist wichtiger, und wir legen Wert darauf, mit den bestehenden Dienstleistern gut zusammenzuarbeiten.

Besteht nicht die Gefahr, dass Ihre Erträge mit weiter sinkenden Preisen für Connectivity empfindlich schrumpfen, ohne dass Sie das wettmachen können?

Wir werden sicher nicht zum Billiganbieter. Wenn wir unsere Kosten im Griff behalten und die Effizienz steigern, dann können wir hier gut mithalten.

Was planen Sie für die Zukunft?

Wir investieren weiter kräftig in unser eigenes Netz. Dort wollen wir bald allen KMUs Glasfaseranschlüsse anbieten können. Grosse Chancen sehen wir in den wachsenden Openaxs-Netzen. Die kommen jetzt gut voran. Zurzeit arbeiten wir mit den Werken von Zürich, Winterthur, Meilen und Herrliberg zusammen. Hier wollen wir mit Partnern bestehende Kupferanschlüsse durch Glasfaseranschlüsse ersetzen. Weitere Ortsnetze werden folgen, aber nicht Hals über Kopf. Bevor wir in neue Gebiete vorstossen, fragen wir uns genau, ob es dort auch eine Kundschaft gibt, die unsere Qualitäten tatsächlich schätzt.