Preiskampf im E-Books-Markt

Amazon im Autoren-Clinch

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Amazon zieht den Zorn von Top-Autoren auf sich. 909 Schriftsteller, darunter zahlreiche Top-Shots, haben sich in einem offenen Brief gegen den Onlinehändler gestellt. Sie fordern ein Ende des E-Books-Preisdrucks.

Douglas Preston, John Grisham und Stephen King sind sauer auf Amazon – und mit ihnen zahlreiche weitere Schriftsteller. Insgesamt 909 US-Autoren haben am Wochenende unter der Federführung von Thrillerautor Douglas Preston in einem offenen Brief in der New York Times gegen Amazons Preisdrückerei bei E-Books protestiert.

Der Druck des Monopolisten

Die Autoren werfen dem Onlinehändler vor, den Vertrieb von E-Books des Hachette-Verlags zu behindern. So würden Vorbestellungen für Bücher aus dem Verlagshaus nicht akzeptiert, Aktionspreise nicht angezeigt und ausgelieferte Bücher erst Wochen später beim Kunden eintreffen. Hintergrund ist die Weigerung des Verlags, einen grösseren Anteil seiner Einnahmen mit E-Books an Amazon abzugeben. Seither führen die beiden Parteien einen offenen Streit.

Da Amazon mit seinem Kindle Reader samt eigenem E-Book-Store quasi ein Monopol im E-Books-Markt führt, spüren die Hachette-Autoren die Gängelung besonders deutlich. Unter ihnen ist auch Thrillerautor Douglas Preston, der bei einer Tochterfirma des Hachette-Verlags unter Vertrag steht. Amazon bot dem Hachette-Verlag zwar an, die Erlöse aus dem E-Books-Geschäft komplett an die Autoren zu zahlen bis der Streit beigelegt sei. Dies lehnte der Verlag jedoch ab und erhielt dabei offenbar Rückendeckung seiner Autoren, wie der Spiegel berichtet.

Rückendeckung von eigenen Autoren

Amazon würde mit der Direktzahlung an die Autoren den Verlagshandel umgehen. Der Onlinehändler beschäftigt bereits seit einiger Zeit Autoren bei eigenen Verlagsmarken und bezahlt angeblich Tantiemen, die zehnmal höher sind als jene im klassischen Verlagsgeschäft. Eine lukrative Beziehung also, doch dafür müssen die Autoren in Kauf nehmen, dass ihre Werke meist nur auf Kindle-Readern gelesen werden können. Wer über mehrere Vertriebskanäle zum Kunden gelangen will, den behindert Amazon mit Gängelungen wie am Beispiel Hachette ersichtlich wird. Das wollen viele etablierte Schriftsteller offenbar nicht akzeptieren.

Wie der Spiegel weiter berichtet, erhält der gescholtene Onlinehändler aber auch Rückendeckung seiner eigenen Autoren. Schon bevor der offene Brief in der Sonntagsausgabe der New York Times erschien, forderten Schriftsteller in einer Pro-Amazon-Petition von ihren Berufskollegen: "Hört auf, euch gegen niedrige Preise und faire Bezahlung zu wehren." Auch Amazon reagierte bereits vor Veröffentlichung des offenen Briefes und rief am Freitag Autoren dazu auf, dem Hachette-CEO einen Brief zu schreiben. Ein Ende des Streits scheint nicht in Sicht.