Lernexpedition 3D-Druck in Winterthur

"3-D-Druck ist keine Revolution"

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Gestern veranstaltete die Stiftung Risiko-Dialog eine "Lernexpedition", die sich mit dem Thema 3-D-Druck beschäftigte. Experten gaben dabei Prognosen zur Zukunft der neuen Technologie ab.

Daniel Ronzani, Partner bei der Kanzlei Ronzani und Schlauri Anwälte, erklärte den Anwesenden, was aus juristischer Perspektive zu beachten ist. (Quelle: Netzmedien)
Daniel Ronzani, Partner bei der Kanzlei Ronzani und Schlauri Anwälte, erklärte den Anwesenden, was aus juristischer Perspektive zu beachten ist. (Quelle: Netzmedien)

"3-D-Printing ist gar nicht so neu, wie die Medien meinen." Dies erklärte Manfred Schmid, Leiter Forschung und Entwicklung im Bereich Selective Laser Syntering bei der Inspire AG, gestern im Rahmen der "Lernexpedition 3-D-Druck" in Winterthur. Als Veranstalter des Events traten die Stiftung Risiko-Dialog aus St. Gallen und das Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung in Erscheinung. Wenig überraschend ging es daher nicht nur um die Möglichkeiten, sondern auch um die Risiken, die mit der Technologie 3-D-Druck verbunden sind.

Was heute bereits möglich ist und gemacht wird, das war der Inhalt von Manfred Schmids Präsentation, der als erster vor dem Publikum referieren durfte. Wie der promovierte Chemiker erklärte, handelt es sich beim Begriff 3-D-Druck eigentlich um eine von den Medien portierte Sammelbezeichnung für unterschiedlichste Techniken. Gerade in den letzten Jahren sei dem Thema viel Aufmerksamkeit zuteilgeworden. "Dabei ist 3-D-Druck eigentlich eher ein Prozess, der sich langsam und evolutiv entwickelt. Die Medien haben ihn aber erst vor kurzem entdeckt und sprechen daher von einer Revolution", erklärte der Wissenschaftler dem interessierten Publikum.

Additive Manufacturing statt 3-D-Druck

Schmid selbst sprach während seines Vortrags übrigens lieber von "Additive Manufacturing", als von 3-D-Druck. Dies, so der Forscher, sei der wissenschaftlich-korrekte Ausdruck. Doch wo bieten sich dank der Technologie die grössten Chancen? "3-D-Druck lohnt sich vor allem für spezifische, individualisierte Einzelteile, zum Beispiel in der Zahntechnik oder bei medizinischen Bohrschablonen." In der Industrie sei der 3-D-Druck bei eher kleineren Produktionen beliebt. "Vieles, was wir heute prominent in den Medien sehen, sind aber eher Gags." Und bis zum gedruckten Auto oder den vor Ort im Krieg gedruckten Waffen dürfte es noch eine Weile dauern, so Schmid.

Nach Schmid übernahm Rechtsanwalt Daniel Ronzani, Partner bei der Kanzlei Ronzani und Schlauri Anwälte, das Wort. Er klärte das Publikum über die juristischen Aspekte des 3-D-Drucks auf und erläuterte, welche Bereiche des Schweizerischen Rechts bei diesem Thema zu beachten sind. Dabei zeigte er, dass vor allem Artikel aus dem Urheber-, Marken-, Design- und Patentrecht von Bedeutung sind. Er untermauerte seinen Vortrag mit Beispielen aus der Praxis und erklärte zum Beispiel, wie sich mittels Gesetz das Design einer Coca-Cola-Flasche schützen lässt.

Neue Möglichkeiten für die Medizin

Nach Ronzani folgten gleich drei Vorträge zum Thema Bioprinting. Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem menschliche Zellen gedruckt und dann medizinisch verwendet werden. Oder um es in den Worten von Markus Rimann, Forscher an der Zürcher Hoschule für angewandte Wissenschaften, zu sagen: "Bioprinting ist eine neue Technologie, die die Biofabrikation organähnlicher, lebender Gewebe entsprechend gewünschter Topologie und Funktionalität ermöglicht."

Doch ist es wünschenswert, dass aus den heutigen Drucker-Werkzeugen für den Prototypenbau eine Technologie wird, mit der wir bald Organe drucken? Solche Fragen stellt sich Markus Christen, Philosoph und Forscher am Ethik-Zentrum der Universität Zürich. Er zeigte auf, dass aus der Perspektive des Philosophen beim Bioprinting ähnliche Überlegungen angestellt werden müssen - wie bei Stammzellenforschung, Klonen oder Organspenden.

Es gebe aber auch neue Diskussionspunkte. Ein Beispiel ist, dass sich durch das Bioprinting eine "modulare Sichtweise" auf den menschlichen Körper durchsetzen könnte. Das heisst, dass dieser verstärkt als Maschine und nicht mehr als Organismus wahrgenommen wird, was vielen Personen nicht geheuer sei. Zudem fragen sich Ethiker auch, ob wir in Zukunft unser Steak drucken sollten, damit keine Rinder mehr geschlachtet werden müssen.

Zum Abschluss des Tages gab es schliesslich unter der Leitung von Roman Högg, Projektleiter bei der Stiftung Risiko-Dialog, und Christina Tobler vom Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung eine Diskussion über die Themen des Tages.

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