Was IFA-Besucher erwartet

Trends zum IFA-Start

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl, Berlin

Die Topshots der Branche haben ihre IFA-Highlights schon im Vorfeld der Messe präsentiert. Sony und Samsung bieten interessante Smartphone-Konzepte. Und Panasonic und Philips rissen ihre Zuschauer mit einem Revival und mit Afterglow von den Stühlen.

Nur noch einmal schlafen, dann geht die IFA in Berlin los. Die grösste Messe für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte besteht bereits seit 90 Jahren. Zum Jubiläum hat die Messe Berlin den neuen City Cube eröffnet, wo sich neu auch der Samsung-Stand befindet.

Damit stehen dieses Jahr 149'500 Quadratmeter Ausstellungsfläche (3 Prozent mehr als im Vorjahr) für die Rekordzahl von 1538 Ausstellern zur Verfügung. Die Messe ist das fünfte Mal in Folge ausgebucht, melden die Veranstalter.

CEOs von Samsung und Sennheiser

Christian Göke, CEO der Messe Berlin, ist an der Eröffnungs-Pressekonferenz sichtlich zufrieden, dass "endlich mehr Platz zur Verfügung steht". Der Messeleiter blickte zurück auf vergangene IFAs und gab zudem die Keynote-Speaker für Freitag und Samstag bekannt:

Den Anfang macht am Freitagmorgen niemand Geringeres als Boo-Keun Yoon, Präsident und CEO von Samsung. Auch das Wort von Levent Çakıroğlu, Präsident Koç Holding Durable Goods und CEO der Arçelik Group, hat Gewicht. Auf Çakıroğlu folgt Kirk Skaugen, Vizepräsident und General Manager bei Intel, der wohl einiges übers Internet der Dinge erzählen wird.

Am Samstag geht es weiter mit Matt Rogers, dem Co-Gründer von Nest Labs. Er verkaufte das Automatisierungsunternehmen Anfang Jahr für rund 3,2 Milliarden US-Dollar an Google. Den Abschluss am Samstagnachmittag machen dann die Sennheiser-Brüder Daniel und Andreas, die als CEOs des Familienunternehmens aktiv sind.

Kongresse und Konzerte

Ebenfalls am Samstag diskutieren mehr als 20 internationale Referenten an der Innovationskonferenz TEDx über die aktuellsten Entwicklungen der digitalen Welt. Am Montag folgt dann mit der IFA Displaysearch Business Conference der nächste Kongress, bei dem die Themen 4K und Wearables im Mittelpunkt stehen. Neben weiteren Kongressen wie der GfK-Konferenz findet zudem erstmals auch der Kongress IFA+ Summit im neuen City Cube statt, bei dem Experten um Trends und Ideen der digitalen Zukunft diskutieren.

Wer genug von Kongressen und Konferenzen hat, findet Abwechslung an Konzerten im Sommergarten, wie jenem des belgischen Pop-Stars Milow, oder der Deutsch-Rapper Sido, Max Herre, Marteria etc.

Mobile-Trend an der IFA

Trotz Pop- und Rapstars gehört aber den Produktneuheit die grösste Aufmerksamkeit an der IFA. Christian Göke erwartet tausende Neuheiten. Er hofft, dass die Messe so dem Markt zu neuem Schub verhelfen kann. Letztes Jahr betrug das Ordervolumen laut Göke mehr als 4 Milliarden Euro. Die Zeiten sind nicht rosig, Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender des IFA-Veranstalters GfU, erwartet ein Minus von 3 Prozent im weltweiten CE-Markt.

Besserung versprechen mobile Geräte wie Smartphones und Tablets, die nächstes Jahr schon die Hälfte des CE-Markts ausmachen sollen. Diese graben aber auch anderen CE-Segmenten wie der Fotografie Anteile ab. Nicht verwunderlich, dass die grossen Hersteller eine Reihe neuer Smartphones an der IFA präsentieren.

Besonders fleissig war Sony. Der Hersteller präsentierte an einer Pressekonferenz mit dem Xperia Z3 (neben vielen Kameraneuheiten) ein neues Smartphone-Flaggschiff, das dieselben Vorteile wie seine Vorgänger bietet (wasserfest, 20,7-MP-Kamera, etc.). Zudem verspricht Sony-CEO Kazuo Hirai eine auf bis zwei Tage verlängerte Akkulaufleistung. Neu ist auch erstmals in einer Smartphone-Kamera ein ISO-Wert von 12800. Das neue Xperia Z3 soll noch diesen Herbst erhältlich sein.

Weiter stellte Sony auch das neue Xperia Z3 Compact vor, das dieselben Funktionen wie der grosse Bruder in einem kleineren Gehäuse bieten soll. Ebenfalls neu ist das Tablet Xperia Z3 Compact mit 8-Zoll-Bildschirm. Die Z3-Serie lässt sich auch mit einem PS4-Controller verbinden, um Playstation-Games über das Smartphone zu spielen. Damit unterstreicht Sony, dass Gaming zum Kernbusiness des Unternehmens zählt. Ebenfalls im Herbst erscheint das Smartphone Xperia E3. Zudem zeigte Sony die Smartwatch 3 und sein erstes "Smartband".

Samsung seinerseits präsentierte mit dem Galaxy Note Edge ein vielversprechendes Designkonzept. Das Besondere daran ist der Bildschirm, der über den Rand hinausreicht. So sind Informationen wie Temperatur, Börsenkurse etc. auch seitlich sichtbar. Perfekt für den Nachttisch, meinte ein anwesender Journalist. Baugleich mit dem Edge-Modell, aber mit herkömmlichem Bildschirm, ist das neue Galaxy Note 4. Ausserdem präsentierte Samsung seine neue Smartwatch namens Gear S.

Technics is back

Im Audiosegment herrsche Hochstimmung dank Multiroom, sagte Hans-Joachim Kamp von der GfU. Passend, dass Samsung einen neuen Lautsprecher für sein Multiroom-System vorstellte. Sony erhofft sich weiteren Schub für Hi-Res-Audio. Mittlerweile bieten die Japaner über 50 High-Res-Produkte wie etwa einen neuen Walkman und kompatible Over-Ear-Kopfhörer.

Die grösste Neuheit im Audio-Bereich dürfte definitiv Panasonics Wiedergeburt der Edel-Marke Technics sein. Die Ankündigung wurde von den anwesenden Journalisten frenetisch gefeiert. Auch Panasonic-Schweiz-Chef Urs Fischer erklärt: "Ich freue mich aussergewöhnlich auf dieses Audio-Revival." Er verwies aber auch auf Panasonics breites 4K-Line-up, etwa mit der Weiterentwicklung der Kameras der G-Serie. Auch Panasonics 4K-Blu-ray-Recorder sei sehr gut aufgenommen worden. Fischer erklärte zudem, dass der europäische Markt einer der wichtigsten für Panasonic ist.

(Bendable) Curved und Ultra-HD

Im wichtigen TV-Markt sind die Kunden offenbar auf den Geschmack von Smart-TV-Funktionen gekommen. Immer mehr Kunden würden entsprechende Geräte verlangen, die zudem grösser sein und eine bessere Auflösung als ihr letztes Gerät bieten müssten, erklärte Kamp von IFA-Mitveranstalter GfU.

Neue Fernseher stellte Sony an der Pressekonferenz zwar keine vor, CEO Kazuo Hirai bekräftigte aber, bis im Sommer 2015 ein Drittel des Ultra-HD-Marktes erobern zu wollen. Dafür müsste Sony gegen Samsung antreten. Die Koreaner machen derzeit laut eigener Aussage über 60 Prozent des europäischen Ultra-HD-TV-Marktes aus. Samsung setzt zudem voll auf Curved TVs. In der Schweiz seien fast 60 Prozent aller verkauften Ultra-HD-TVs gebogen.

Auch der grösste Ultra-HD-TV kommt von Samsung. An der Pressekonferenz stellte der Hersteller einen 105-Zöller im 21:9-Format vor, der ab sofort erhältlich sei. Passend zum Curved-Trend präsentierte Samsung die Curved Soundbar, die durch ihre gebogene Bauweise besonders gut für Surround Sound geeignet sein soll. Ebenfalls präsentiert wurde ein Curved-Bendable-TV, der sich zum Flatscreen zurückbiegen lässt.

Auch Grundig präsentierte neben 150 weiteren Neuheiten die Vision-8-UHD-TV-Serie, verpackt im Alu-Rahmen. Horst Nikolaus, Geschäftsführer Vertrieb von Grundig, glaubt ebenfalls, dass der Kunde die bestmögliche Auflösung verlange. Auch ein Ultra-HD-OLED-TV soll ins im Sortiment von Grundig aufgenommen werden.

Metz: die unbeugsamen Franken

Selbst die deutsche Traditionsmarke Metz kann sich dem Ultra-HD-Trend nicht mehr verschliessen und lanciert entsprechende Geräte im Top-Segment. Der Hersteller präsentierte sich an einer Pressekonferenz als kleines gallisches Dorf, das gegen das "Römische Reich der Billig-TV-Anbieter" kämpft. Den Kampf gewinnen will Metz, indem die Preise für die Einstiegsklasse heruntergeschraubt wurden. Trotzdem wolle man den Qualitätsanspruch erhalten, hiess es. Metz erweiterte in Deutschland im vergangenen Jahr übrigens auch seine Händlerbasis um Fachmärkte mit Serviceorientierung. Neu soll es in Deutschland 3000 POS geben, die Metz verkaufen (dürfen).

Eine grosse Überraschung ist TP Vision mit Philips TVs gelungen: Bei Afterglow handelt es sich um die substantielle Weiterentwicklung von Ambilight. Afterglow erweitert das Fernsehbild und projiziert dieses an die Wand hinter dem TV. Das Ergebnis wirkt beeindruckend und sorgte für staunende Journalisten. Allerdings ist Afterglow bis jetzt nur in einem Prototypen eingebaut und dürfte wohl frühestens 2016 in Philips TVs zum Einsatz kommen.

Bis dahin setzt Philips weiterhin auf Android als Betriebssystem und gab wie auch Samsung eine Partnerschaft mit Spotify bekannt. Philips partnert neu aber auch mit Onlive, der Cloud-Plattform für Games-on-Demand.

Mehr IFA-News folgen. Die Redaktion ist in Berlin vor Ort und berichtet.