Jung und voller Elan
Am gestrigen Fachevent von Smama hatten elf Schweizer Start-ups die Möglichkeit, sich und ihr Produkt vorzustellen. Als Gastredner sprach Dorian Selz, Gründer von local.ch, Memonic und Squirro.

Nutzen Sie Evernote? Wissen Sie, dass es auch eine Schweizer Alternative namens Memonic gibt? Falls nicht, liegt es vielleicht daran, dass Memonic 2011 das Rennen gegen Evernote verloren hat. Dorian Selz, Gründer von Memonic, local.ch und Squirro, sprach am gestrigen Smama-Fachevent zum Thema Start-ups über die Gründe.
Memonic konnte zwar laut Selz Features liefern, die Evernote teilweise noch heute nicht habe. "Wir haben es aber nicht geschafft, schnell genug zu distribuieren", war sein Fazit. Evernote hingegen habe es gemacht. Das US-Unternehmen hatte einen Vertrag mit Sony für die Distribution der Software auf den Sony Vaio Notebooks abgeschlossen. Nachdem Sony eine Million dieser Geräte verkauft hatte, gab Evernote bekannt, eine Million Nutzer zu haben. Ohne sich darum zu scheren, ob diese die Software wirklich nutzten oder nicht.
Ehrlich und ungeschminkt
Selz hielt in seinem Vortrag nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg. Local.ch bewege sich seit Jahren nur seitwärts, statt aufwärts, obwohl dieses Portal ein riesiges Potenzial berge. Derzeit liegt es aber brach: "Es ist Zeit, jetzt zu handeln", betonte Selz. Zudem äusserte er sich zu den Bemühungen der Stadt Zürich, den ICT-Standort Zürich zu fördern. Das sei "ein Witz", verglichen damit, wie es im Silicon Valley abgehe.
Auch mit seinem neuesten Projekt, der Big-Data-Plattform Squirro, ist Selz mit seinem Team in den USA präsent. Dies sei unumgänglich, wenn man in der Softwarebranche erfolgreich sein wolle. "Wenn man am Tisch mit den grossen Buben mitspielen will, muss man erst an ihrem Tisch zu sitzen kommen", kommentierte er.
Nicht aufgeben
Selz gab in seiner Präsentation auch Tips für die anwesenden Start-up-Gründer mit auf den Weg. Was ihm in seiner Zeit als Unternehmen immer wieder geholfen habe, war das sogenannte "Stockdale-Paradoxon": James Stockdale, ein hoch dekorierter Offizier der US Navy, geriet während des Vietnamkriegs in Kriegsgefangenschaft. Knapp acht Jahre verbrachte er im "Hanoi Hilton", einem vietnamesischen Gefängnis, das für seine Brutalität bekannt war. Er überlebte, trotz Folter und den unmenschlichen Bedingungen, die dort geherrscht haben mussten. Als man ihn fragte, wie er die Jahre in Gefangenschaft überlebt habe, sagte er: "Ich hatte ein tiefes Vertrauen, dass es irgendwann gut kommt, war mir aber jederzeit der Situation bewusst, in der ich stecke."
Genauso müsse man auch denken, wenn man ein Start-up gründe, so Selz. "Man muss den Biss haben, harte Zeiten durchzustehen und an sich zu glauben." Ganz nach dem Motto "Keep calm and have faith". Man müsse hart arbeiten, bereit sein, Kompromisse zu machen, vorhanden Möglichkeiten zu nutzen – und ein bisschen Glück haben.
Allerdings muss man auch aufgeben, wenn man einsieht, dass es keinen Sinn mehr hat. Selz hat Memonic zwar nicht aufgegeben - "wir haben noch ein paar Pläne mit dem Ding" - aber er hat sich mittlerweile anderen Dingen (wie eben Squirro) zugewandt.
Vorstellungsrunde für Start-ups
Nach Selz hatten die anwesenden Vertreter von Start-ups die Gelegenheit, ihr Unternehmen oder Produkt vorzustellen. Folgende Start-ups waren vor Ort:
Audiolize www.audiolize.net
Ein Vorlese-Service, mit dem man sich eine persönliche Auswahl von Zeitungsartikeln vorlesen lassen kann – beispielsweise im Auto. Man kann die Stimme, den Vorlesestil und den Dialekt auswählen, in dem ein Text vorgelesen werden soll.
Braintag www.braintag.ch
Will Feedbacks attraktiver machen und bietet einen Service, um Online-Umfragen auf verschiedenen Plattformen zu erfassen und auszuwerten. Verfügbar für Desktops und mobile Geräte. Der Dienst richtet sich vor allem an datensensitive Branchen wie beispielsweise die Gesundheitsbranche.
Codeparc www.codeparc.com
Ein Beacon-System, das im Detailhandel, für Info-Services, beispielweise auf Flughäfen und im Sicherheitsbereich eingesetzt werden kann.
Digitalmedlab digitalmedlab.com
Bietet verschiedene mobile Services fürs Gesundheitswesen, wie beispielsweise die professionelle Wundpflege, Kommunikations- und Sharing-Lösungen für Krankenkassen. Die Open Health API soll im nächsten Sommer anderen Entwicklern zur Verfügung stehen. Zudem soll die APP in andere Systeme integrierbar sein und mit anderen Systemen Daten austauschen können.
Moca www.moca.ch
Entwickelt "Swiss made"-Apps, wie beispielsweise die Gleis-7-App für die SBB. Hat sich gerade mit dem App-Entwickler Smooh zusammengeschlossen. Die Namensfindung für das neue Unternehmen ist noch nicht abgeschlossen. Eventuelle Vorschläge sind willkommen.
Mooris www.mooris.ch
Eine Online Concept Store für alle, die schöne Dinge und deren Geschichten lieben. Bietet ausgewählte Design- und Lifestyle-Produkte. Vermittelt zwischen Verkäufern und Käufern.
Preloved www.plvfashion.ch
Eine Designer- und Vintage-Mode-Plattform, über die man nicht mehr gebrauchte Kleidung und Accessoires kaufen oder verkaufen kann. Benötigt Hilfe im Mobile-Bereich. Kontakt: @rogerbasler.
Recomy www.recomy.com
Eine Recruiting-Plattform, die auf der Idee basiert, passive oder aktive Stellensuchende mit Hilfe von sozialen Netzwerken und viraler Verbreitung mit Unternehmen zu verbinden.
Sanovation www.sanovation.com
Bietet die App "CatchMyPain" für Schmerzpatienten. Ziel: Sich mit anderen Betroffenen austauschen können und erfahren, welche Behandlungen geholfen haben. Will auch Ärzte und Apotheken involvieren, damit auch diese ihre Erfahrungen weitergeben können. Bietet eine Alternative zu Plattformen wie "Patients like me", da keine Diagnose vorhanden sein muss.
Sherpany www.sherpany.com
Eine App für die Verwaltung von Meetings, richtet sich unter anderem an Verwaltungsräte.
Suitart www.tailorart.com
War (vermutlich aus Krankheitsgründen) nicht vor Ort. Bietet eine Plattform für solche, die einen Massanzug suchen und Schneider oder Unternehmen, die sie anbieten.
Wealthport www.wealthport.ch
Liefert Investoren Daten, die ihnen helfen sollen, Zusammenhänge zu erkennen und aufgrund dieser Informationen ihre Investment-Entscheidungen treffen zu können. Beispielsweise: Wo liegt der Zusammenhang zwischen Ebola und Lindt und Sprüngli? Kakao kommt vor allem von der Elefenbeinküste. Und dort grassiert derzeit auch die Ebola. Daher könnte der Verlauf von Ebola vor Ort irgendwann auch Einfluss auf die Kakaoproduktion von Lindt und Sprüngli haben.
Smama, die Swiss Mobile Association und Organisatorin des gestrigen Fachevents, hat das Ziel, das Mobile Business in der Schweiz voranzutreiben. Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Vereins ist Fritz Reust.
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