Wartung und Erneuerung von Unternehmensanwendungen

"Software hat keinen Lauf- oder Austauschzyklus"

Uhr | Aktualisiert
von Interview: Rodolphe Koller, Übersetzung: Janine Aegerter

Wann muss man eine Software auswechseln? Tobias Kuipers, Gründer des Beratungsunternehmens Software Improvement Group, hat sich auf derartige Fragen spezialisiert.

Tobias Kuipers ist Gründer des Beratungsunternehmens Software Improvement Group. (Quelle: Software Improvement Group)
Tobias Kuipers ist Gründer des Beratungsunternehmens Software Improvement Group. (Quelle: Software Improvement Group)

Tobias Kuipers ist CTO bei der Software Improvement Group, einem Unternehmen, das sich auf Softwareberatung spezialisiert hat. Kuipers hat im Rahmen des letzten CNO-Panels Ende Oktober einen Workshop rund um die Wartung und Erneuerung von Unternehmensanwendungen durchgeführt. Im Interview erläutert er einige Aspekte.

Herr Kuipers, wenn eine Software nicht mehr reagiert und nicht mehr den eigenen Bedürfnissen entspricht, muss man dann den Stecker ziehen?

Es ist schwierig, dafür eine klare Antwort zu geben. Im Gegensatz zu Computern hat Software keinen Lauf- oder Austauschzyklus, den man definieren kann. Ich stelle fest, dass die Entscheidung, eine Software auszuwechseln, oft auf nicht wirtschaftlichen Faktoren beruht. Beispielsweise wird einem klar, dass die Mitarbeiter, die sich um die Applikation kümmern, bald pensioniert werden und dass man am Arbeitsmarkt niemanden finden wird, der sie ersetzen kann. Oder man stellt fest, dass die Hardware, auf der die Applikation läuft, sowie Ersatzteile nicht mehr verfügbar sind. Oft führen solche Überlegungen dazu, dass eine Applikation ersetzt wird. Und normalerweise erfolgt dies zu spät.

Sie haben in diesem Workshop den Einfluss der Qualität der Softwareentwicklung auf die Wartungsleistungen aufgezeigt. Wie kann man Nutzer davon überzeugen, eine teurere Lösung auszuwählen, die eine bessere Qualität hat?

Das Business wird sich immer für die wirtschaftlichste Variante entscheiden. Früher oder später wird das Thema Qualität auf den Tisch kommen, und zwar dann, wenn man eine neue Funktionalität einführen will und der Qualitätsmangel zu Problemen führt. Meiner Meinung basieren viele Probleme darauf, dass die Diskussion zwischen Business und IT oder einem Dienstleister einzig und allein auf den Stundenansatz reduziert wird. Diese Währung ist nicht angebracht.

Erlaubt agiles Vorgehen, diese Qualitätsfrage mit dem Business anders anzugehen?

Die agile Methode hat den Vorteil, dass sie den Vertretern des Business aufzeigen, dass sie die Kunden dessen sind, was entwickelt wird. Aber ich meine, dass es vor allem wichtig ist, dieses Paradigma von Stundenansätzen beiseite zu lassen und stattdessen von Transaktionen zu sprechen. Man kann mit dem Business über technische Defizite sprechen, wenn man diese in Kosten für Transaktionen ausdrückt. Man kann beispielsweise sagen: "Ich kann diese Funktionalität schnell umsetzen, sodass auf Dauer eine Transaktion 4 Rappen kostet. Oder wir nehmen uns mehr Zeit und erreichen so eine höhere Qualität, sodass jede Transaktion in Zukunft 2 Rappen kostet." Das Business versteht das.

Ist eine Entwicklung mit höherer Qualität immer teurer?

Nein, oft kostet eine Entwicklung, die qualitativ besser ist, weniger, auch wenn dies unlogisch klingt. Eine Entwicklung besteht oft aus einer Menge Kleinstentwicklungen und Kleinstreparaturen, die man sich sparen könnte, wenn man mehr in die Qualität investieren würde. Sehen Sie sich das iPhone an, das ist ein Gerät von grosser Qualität und trotzdem relativ preiswert.

Tags