Kooperation mit Namics

Von elektronischen Patientendossiers profitieren alle

Uhr | Aktualisiert
von asc und Marcel Urech

Troy Luechinger, Senior Consultant bei Namics und spezialisiert auf Projekte im Technologieumfeld von Microsoft, erklärt, was elektronische Patientendossiers für Vorteile bringen und auf was bei der Implementierung zu achten ist.

Troy Lüchinger, Senior Consultant Namics
Troy Lüchinger, Senior Consultant Namics

Herr Luechinger, bei Namics haben Sie mit E-Patientendossiers zu tun. Was genau machen Sie?

Als Namics-Mitarbeiter bin ich vor drei Jahren das erste Mal mit dem Thema in Berührung gekommen. In Zusammenarbeit mit einem Spital haben wir ein Projekt aufgegleist, um ein elektronisches Patientendossier zu schaffen. Ich bin für Leitung und Konzeption verantwortlich. Momentan befinden wir uns in einem Pilotversuch, wobei die Lösung in einigen Abteilungen schon produktiv eingesetzt wird. Im Herbst folgt der spitalweite Rollout.

Wie ist die Lösung strukturiert?

Unser Kunde hat ein SAP-System, das für die administrative Verwaltung und Leistungsabrechnung genutzt wird, und zusätzlich ein Klinikinformationssystem. Darauf haben wir eine Sharepoint-Lösung aufgesetzt. Das E-Patientendossier liess sich problemlos in die schon vorhandene Architektur einbinden.

Gibt es schon erste Feedbacks?

Das Echo ist sehr positiv. Man darf nicht vergessen, dass elektronische Patientendossiers für die Schweiz noch Neuland sind. Es braucht seine Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat. Aber die grosse Mehrheit der Mitarbeiter befürwortet den Wechsel. Die Tatsache, dass keine wirkliche Mitarbeiterschulung nötig war, zeigt, wie gut das System funktioniert.

Wie verlief die Zusammenarbeit?

Das Spital machte eine Ausschreibung, wir erhielten den Zuschlag. Unsere Aufgabe ist es, die Arbeitsprozesse auf einer elektronischen Patientenmappe abzubilden. So haben wir eine Lösung entwickelt, die den Einsatz von Barcodes und Scannern erlaubt. Dabei ist alles komfortabel aus Sharepoint bedienbar.

Auf was muss man bei der Implementierung achten?

Ganz wichtig war es, alle Stakeholder gleich von Anfang an in den Prozess zu integrieren. Auch darf man beim Kunden nicht alles umkrempeln, sondern sollte von der bestehenden Systemarchitektur ausgehen und eine Lösung schaffen, die einfach zu bedienen ist. Sonst ist nicht nur der Schulungsaufwand, sondern sind auch die Kosten enorm hoch.

Wo sehen Sie die grössten Vorteile eines elektronischen Patientendossiers?

Papierakten brauchen nicht nur viel Platz, sie birgen auch Risiken und können im hektischen Spitalalltag schnell vergessen gehen – und plötzlich kann jeder reinschauen. Auch ist es fast unmöglich, patientenübergreifend nach einem bestimmten Krankenbild zu suchen. Ein weiterer Faktor ist die Zunahme der multimedialen Daten. Heute wird in Spitälern viel auf Band oder Video aufgezeichnet. Hier bringt der Einsatz von elektronischen Patientendossiers natürlich grosse Vorteile.

Der Nutzen für die Leistungserbringer scheint klar. Was aber ist mit den Patienten?

Auch der Patient profitiert. Er kann individuell bedient werden und profitiert so von einer besseren Behandlung. Zudem ist die gesamte Patientengeschichte – auch im Falle eines Spitalwechsels – leichter nachvollziehbar.

Viele Patienten haben Datenschutzbedenken. Sind diese berechtigt?

Die Ängste sind unbegründet. Im Gegenteil: Elektronische Patientendossiers sind sicherer als Papierablagen und erlauben es, spezifisch Benutzer- und Zugriffsrechte zu vergeben. Man kann sie so abbilden, dass Unbefugte keinen Einblick erhalten. Elektronische Patientendossiers werden sich sicher durchsetzen und zu einer höheren Qualität im Schweizer Gesundheitswesen führen. Der Datenaustausch zwischen den Spitälern wird einfacher und der Patient profitiert von einer besseren Behandlung. Eigentlich gibt es nur Gewinner.