Frank Nehlig im Interview

"Zwischen Day und Open Text war es am Ende ein ziemlich enges Rennen"

Uhr | Aktualisiert
von asc

Bühler ist ein weltweit tätiger Technologiekonzern für Maschinen, Anlagen und Services zur Verarbeitung von Grundnahrungsmitteln sowie zur Produktion hochwertiger Materialien. Frank Nehlig, Projektleiter für den globalen Website-Relaunch des Unternehmens, berichtet von seinen Erfahrungen bei der Einführung eines neuen CMS.

Herr Nehlig, die Bühler Group hat sich im Rahmen des Website-Relaunchs für die Einführung eines neuen CMS entschieden – was hatten Sie vorher im Einsatz?

Bis zum Start der neuen Website im Frühjahr 2010 – pünktlich zu unserem 150-jährigen Unternehmensjubiläum – wurde bei Bühler mit "Stellent" gearbeitet. Das ist im klassischen Sinne eigentlich ein Dokument-Management-System. Es wurde 2003 unter anderem deshalb angeschafft, weil man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte: Das Intranet und das Internet sollten aus einem System heraus bedienbar sein. Daher hat man auch die entsprechenden Nachteile in Kauf genommen.

Und welche waren das zum Beispiel?

Die Situation mit dieser Lösung war schnell unbefriedigend, da vor allem den Autoren nur wenig Usability in der täglichen Arbeit geboten wurde. Auch das Einbinden von multimedialen Inhalten war sehr begrenzt. Die Weitergabe von Inhalten zu Tochter-Websites funktionierte zwar ganz gut – aber das Sprachmanagement war sehr mühsam. Diese Aspekte kombiniert mit einer fehlenden Web-2.0-Kompatibilität waren letztlich ausschlaggebend dafür, ein neues CMS aufzusetzen.

Wie sahen denn Ihre Anforderungen an das neue System aus?

Entscheidend für uns war, dass die Redaktoren nach einer sehr kurzen Einarbeitungszeit mit dem System problemlos arbeiten konnten. Wir wussten bereits vorab, dass wir für Niederlassungen in bestimmten Weltregionen lokale Redaktionsteams aufbauen würden. Dennoch wollten wir nach einer Einführungsphase vor Ort nur noch wenig Schulungs- und Supportaufwand haben. Eine weitere wichtige Anforderung an das CMS war das multilinguale Inhaltsmanagement. Also, dass wir die Inhalte in verschiedenen Sprachen für unsere globale Website zentral vom Hauptsitz in der Schweiz erstellen und verwalten können, um sie dann in den Niederlassungen bei Bedarf zu lokalisieren. Ausserdem haben wir auf eine starke globale Marktpräsenz des CMS-Anbieters geachtet.

Also haben Sie sich von Anfang an nur auf die grossen Player im WCMS-Markt konzentriert?

Ja, wir haben uns da prinzipiell auf das Anbieterspektrum aus dem Gartner Magic Quadrant konzentriert und geschaut, wer von den globalen Playern für Bühler in Frage kommt. Open-Source-Produkte spielten keine Rolle, da diese nicht in die IT-Strategie von Bühler gepasst hätten.

Wie lange dauerte denn die Konzeptphase für das Projekt?

Wir haben das Projekt im Januar 2009 gestartet – im März 2010 ging unsere neue Website schliesslich online. Von den 15 Monaten des gesamten Projektzeitplans gehörten allein die ersten fünf Monate zur Konzeptionsphase. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass wir keine Migrationsphase hatten: Sämtliche Inhalte der Website wurden im Rahmen des Projekts neu erstellt.

Welche Systeme haben es denn in die finale Runde des Auswahlverfahrens geschafft?

In die Endrunde haben es immerhin vier Kandidaten geschafft: SDL Tridion, Day Communiqué, Open Text und MS Sharepoint.

Am Ende hat sich Bühler für Open Text entschieden, was war ausschlaggebend dafür?

Das System hat für unsere Ansprüche genau das Richtige geboten. Zwischen Day und Open Text war es am Ende ein ziemlich enges Rennen – Open Text hat uns letztlich aber durch die aus unserer Sicht bessere Bedienerfreundlichkeit überzeugt.

Haben Sie für die Neuaufsetzung der Website auch mit Partnern zusammengearbeitet?

Natürlich haben wir das nicht allein stemmen können. Die Firma Infocentric Research hat uns vor allem in der Analyse- und Konzeptionsphase unterstützt. Eine zu stark interne Sichtweise kann einen schnell auf den falschen Weg bringen: Wir wollten jedoch eine möglichst deutliche Kundenperspektive bei der Konzeption und der Gestaltung der Website einnehmen. Da war die Zusammenarbeit mit einem externen Partner sehr hilfreich.

Gab es für Sie Hürden im Entscheidungs¬prozess? Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?

Direkte Hürden gab es nicht, aber im Nachhinein betrachtet würde ich mir noch mehr Gedanken über die Use Cases in der Konzeptionsphase machen. Wir haben zwar diverse Szenarien erarbeitet und daraufhin einen sehr ausführlichen Anforderungskatalog erstellt. Ich würde heute allerdings noch detaillierter nachfragen, was die Systeme in Bezug auf Übersetzungsmanagement tatsächlich leisten können. Die Implementierung eines effizienten Übersetzungsprozesses ist bei mehrsprachigen Webauftritten unerlässlich. Hier entscheidet sich schliesslich, wie die Kunden die Unternehmenswebsite in der Landessprache wahrnehmen. Und das ist im globalen Wettbewerb oft ausschlaggebend.