Frank Boller

Was macht eigentlich...

Uhr | Aktualisiert
von Erhard Rüttimann

Sechzehn Jahre war Frank Boller bei HP, zuletzt 1999 als Country Manager. Dann gab er seinen Job auf und wechselte als CEO zu Diax in die hektische und volatile Telekomszene. Dort erlebte er ein Auf und Ab. Er wechselte von Diax zu Obtree, und wieder zurück zu Sunrise, und dann zu Cablecom. Heute ist der Praktiker unter den Managern als Unternehmensberater unterwegs.

Frank Boller
Frank Boller

Als Frank Boller zu HP kam, stand das Unternehmen in einer Blütephase. Der «HP-Way» war weltweit als eine der besten Unternehmenskulturen bekannt und dank des HPMachtnetzwerks waren HP-Leute gern in den Verwaltungsräten von Grosskonzernen wie Swisscom, Swissair usw. gesehen. Boller, der sich vom Sales Manager bis an die Spitze von HP hochgearbeitet hatte, stand vor einer aussichts- und einflussreichen Karriere. Dann kam die Liberalisierung im Telekommarkt, die New Economy boomte und Boller entschied sich, den sicheren Hafen zu verlassen, um in den unsicheren und turbulenten Gewässern der Telekombranche zu segeln.

Was hat Sie damals bewogen, HP zu verlassen?

Ich hatte eine gute Zeit bei HP, sonst wäre ich nicht 16 Jahre geblieben. Ich habe mich wohlgefühlt, viel profitiert und gelernt. Aber man stellt sich irgendwann doch die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, mehr zu sehen als nur eine Firma. Zudem war es eine spannende Zeit Ende der 90er-Jahre: Das Internet boomte und der Telekommarkt wurde liberalisiert. Als dann just zu diesem Zeitpunkt noch ein Headhunter anrief und sagte, dass ein CEO für Diax gesucht werde, da war es passiert.

Bei Diax/Sunrise und Cablecom ging es ja mit den Besitzerwechseln manchmal chaotisch zu und her. Wie macht man in einem solchen Umfeld Karriereplanung?

Es war natürlich nicht möglich, eine Karriere mit einem Track-Record zu bauen, zumindest am Anfang nicht. Auf der einen Seite braucht es Persönlichkeit und Akzeptanz in der Industrie und auf der anderen Seite ist auch etwas Glück dabei, damit man zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Unternehmen steht, man weiterkommt und es so läuft, wie man das gerne hätte. Viele Dinge, die mir da widerfuhren, konnte ich nicht aktiv kontrollieren und musste sie halt geschehen lassen. Es ist kein gutes Gefühl, wenn man feststellt, dass man zum Spielball wird. Aber da musste ich durch und ging dann ja auch wieder weg. Nicht nur bei Diax, sondern später auch bei Sunrise und Cablecom.

Nach Sunrise sind Sie in ein noch unsichereres Umfeld gegangen. Was hat Sie bewogen das Mandat bei Obtree anzunehmen?

Man muss diesen Wechsel auch in die Zeit hineinprojizieren. Da war das ICT-Business kein Zuckerschlecken mehr. Die New-Economy-Blase war geplatzt und die grosse Internetdepression war eingetreten. Viele gute Unternehmer, die stark gestartet waren, verloren den Boden unter den Füssen. Als ich dann angefragt wurde, bei Obtree anzutreten, reizte mich, dass es ein Schweizer Produkt war. Die Firmengründer hatten bewiesen, dass sie es können und ein Unternehmen mit Substanz aufgebaut. Sie hatten einfach Pech. Und natürlich sah ich das Potenzial, dass daraus etwas werden kann.

… und es wurde etwas daraus. Sie schafften den Turnaround und verkauften erfolgreich. Und dann gingen Sie wieder zurück zu Sunrise? Wieso?

Ich wurde angefragt, ob ich nicht wieder kommen wolle und ich sah darin eine Chance. Es war ja bekannt, dass Kim Frimer irgendwann wieder zurück nach Dänemark wollte.

Wie sind Sie dann zu Cablecom gekommen. Gab es da auch Kollegen, die nach Ihnen gerufen haben?

Es ist tatsächlich so. Und durch die personellen Turbulenzen bei Sunrise und dem bevorstehenden Börsengang von Cablecom sah ich eine Möglichkeit. Ich wollte allerdings nur in einem befristeten Mandat arbeiten, denn es war nicht klar, wie sich das entwickeln würde. Cablecom hatte meiner Meinung nach mit ihrer eigenen Infrastruktur das grösste Potenzial, um erfolgreich im Telekommarkt mitzuspielen und es gab Anzeichen, dass das wieder unter Schweizer Führung stattfinden würde. Dem gab ich grosse Chancen. Das trat ein Stück weit auch so ein. Zuletzt hat sich das Unternehmen aber immer mehr von der Schweizer Identität entfernt.

Was haben Sie nach Cablecom gemacht und was machen Sie heute?

Nach meinem Weggang von Cablecom im Sommer 09 habe ich erst einmal nicht viel gemacht. Dann überlegte ich mir schon: Soll ich noch einmal voll rein, und wenn ja wo? Oder wäre es nicht schön, wieder etwas mehr Kontrolle zu haben? Und da wurde die Selbständigkeit für mich zum Thema. Der Gedanke liess mich nicht mehr los. Und sukzessive begann ich, mich neu zu positionieren und zu akquirieren. Einige Lebens- und Berufserfahrung bringe ich ja doch mit. Ein gutes Netzwerk habe ich auch, und es gibt da draussen noch viele interessante Aufgaben. Ich freue mich darauf, in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen, zu beraten, zu begleiten, zu implementieren. Als Praktiker habe ich einen grossen Vorteil gegenüber anderen Consultants. Ich kann neben dem Beraten auch selber anpacken.