Nach SNB-Entscheid

Angst vor Amazon und Co.

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Wie hat sich der SNB-Entscheid auf den Schweizer E-Commerce ausgewirkt? Laut dem E-Commerce-Report Schweiz 2015 fürchten sich Branchenvertreter vor ausländischer Konkurrenz. Sie halten mit mehreren Mitteln dagegen.

Der Schweizer E-Commerce ist im Umbruch. Vor allem die Euro-Abwertung Mitte Januar hat bedeutende Auswirkungen auf den hiesigen Markt. Wie der Online-Zahlungsverarbeiter Datatrans und die Fachhochschule Nordwestschweiz in ihrem jährlich publizierten E-Commerce-Report Schweiz feststellen, verschärfte der schwache Euro die Wettbewerbssituation.

Weniger Marge

So hätten viele Schweizer Anbieter als erste Reaktion auf den SNB-Entscheid die Preise gesenkt und damit Verluste in Kauf genommen. Schliesslich kauften sie ihre Ware noch zu höheren Preisen ein. Die Folge seien dauerhaft niedrigere Preise und damit auch ein geringerer Umsatz bei gleichen Verkaufsmengen. Die Marge könne zwar bei Wareneinkäufen im Ausland prozentual unverändert bleiben, absolut ginge sie aber zurück.

In der Langzeitstudie ermitteln FHNW und Datatrans mittels Fragebögen und Expertengesprächen die Sicht von 38 Online- und Multichannel-Anbietern. Diese erwarten vermehrt ausländische Konkurrenz. Schliesslich werde der Schweizer Markt durch den SNB-Entscheid noch attraktiver. Studienautor Ralf Wölfle von der FHNW sagt deshalb: "Der schwache Euro zwingt Schweizer Anbieter zu noch mehr Effizienz. Die starken Schweizer Onlineanbieter werden dadurch noch stärker werden." Auch Allianzen hätten sich gebildet, um gegen die ausländische Konkurrenz zu bestehen. So hätten die Schweizer Anbieter nicht nur eigene kanalübergreifende Lösungen realisiert, sondern auch die Zusammenarbeit mit weiteren Branchenvertretern gesucht.

50 Prozent Wachstum

In der Studie weisen Datatrans und FHNW auch auf die Investitionsbereitschaft der Schweizer Anbieter hin. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben an, dieses Jahr nochmals mehr investieren zu wollen, als in früheren Jahren. Schweizer Unternehmen würden mit Investitionen in ein attraktiveres Angebot, interne Effizienzsteigerungen und Mobile optimierte Onlineshops dagegen halten. Vor allem im Check-out-Prozess machen die Studienautoren aber noch Optimierungspotenzial aus und zwar bei Onlineshops, die auf Mobile-Commerce ausgerichtetet sind. Geht die mobile Bezahlung auch beim Erstkauf einfach, schnell und sicher vonstatten, versprechen die Autoren einen weiteren Wachstumsschub.

Generell findet das Wachstum über die elektronischen Verkaufskanäle statt. Zwei von fünf Anbietern des Studienpanels erwarten, dass sich der Onlineanteil in ihrer Branche in den kommenden fünf Jahren um 50 Prozent oder mehr erhöhen wird. Die Forscher empfehlen Onlineshops, ihren Kunden die Kontrolle über die Zustellung der Sendung zu gewähren, indem sie eine zuverlässige Vereinbarung über Ort und Zeit der Übergabe treffen. Diese Sicherheit komme an erster Stelle und liege noch vor dem Schlagwort "Same Day Delivery".

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