Schwerpunkt Wearables Apps

"Die Industrie ist sich der disruptiven Sprengkraft bewusst"

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

Wie steht es um den Markt für Wearables Apps made in Switzerland? Die Spezialisten der Agentur Hofrat Suess geben Antworten und liefern eine Markteinschätzung zum Start der Apple Watch.

Clemens Maria Schuster, Gründer und CEO von Hofrat Suess. (Quelle: Hofrat Suess)
Clemens Maria Schuster, Gründer und CEO von Hofrat Suess. (Quelle: Hofrat Suess)

Welche Möglichkeiten sehen Sie für Wearable-Apps im Unternehmensumfeld?

Derzeit sind "Wearables" marktfähig als Personal Tracker und Smart Watches auf dem Armgelenk zum Beispiel als Brillen für Augmented oder Virtual Reality. Produkte sind Google Glass beziehungsweise Cardboard, Facebooks Oculus Rift, Samsungs Gear VR oder Sonys eigenes Project Morpheus. Insofern sind die Anwendungen für Unternehmen noch ziemlich eingeschränkt: Self-Tracking und Fitness, News-Content, personalisierte Benachrichtigungen machen das Gros der Apps aus. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, solange sie sich auf menschliche Sinneswahrnehmung beziehen. Gut geht es beim sehen, hören, tasten oder fühlen, aber schon beim Schmecken und Riechen fehlt es an technischen Grundlagen.

Welche App-Projekte für Wearables haben Sie bereits entwickelt?

Unsere Firma hat aufgrund unserer bisherigen Kundenprojekte noch kein App für Wearables entwickelt. Denkbare Felder erschliessen sich bei uns im News-Bereich sowie im Tourismus.

Wie ist die Kundenresonanz? Werden Sie von Anfragen überhäuft, oder ist die App-Entwicklung für Wearables kein Thema für Ihr Unternehmen?

Für die allermeisten Kunden ist der Weg ins Digitale an sich die grösste Herausforderung. Dabei gilt es strategisch zu berücksichtigen, dass digitale Entwicklungen sehr viel schneller als bisher vonstatten gehen. Wir missionieren niemanden in Technologien zu investieren, die sich noch im Early-Adopter-Status befinden. Davon abgesehen entwickeln wir bei uns im Team freie Konzepte und Ideen, die auf hoher Durchdringung und weiter Verbreitung des Internet of Things beruhen. Wir folgen dabei unserer Überzeugung, Innovation und disruptive Entwicklungen an vorderster Front mitzugestalten.

Wie arbeiten die App-Store-Anbieter Google, Apple und Microsoft mit Ihnen zusammen und wie werden Sie an den Umsätzen beteiligt?

Bei klassischen Apps streben wir projektbezogene Vergütungsmodelle an und sehen die Anbieter der App Stores als gesetzte Partner. Darüber hinaus sehen wir uns weniger als ausschliessliche App-Entwickler.

Was ist attraktiver: Ein App für App Stores zu entwickeln oder für Unternehmenskunden?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Je nach Kunde und Projekt können beide Modelle interessant sein. Wer träumt nicht schon Mal davon, für 19 Milliarden US-Dollar von Facebook gekauft zu werden. Insgesamt muss eine App als Teil einer übergeordneten Strategie verstanden werden, wodurch sich die Ziele wie App-Sales und Umsatzbeteiligung beziehungsweise Market-Share anpassen.

Seit Ende Juni ist die Apple Watch auf dem Schweizer Markt erhältlich: Game Changer oder nur ein hübsches Accessoire?

Weder noch. Man mag über die Ästhetik geteilter Meinung sein, aber weder in der technischen Ausstattung noch von der Akkuleistung her ist die Apple Watch ein Game Changer bei den auf dem Handgelenk getragenen Wearables. Als Status-Symbol ist sie höchstens für Fanboys und –girls geeignet. Das neue Betriebssystem iOS 9 im Herbst 2015 wird hier die Weichen stellen: "Yet another feature for rich kids" oder eine tiefe Integration in das Apple-Universum.

Ein Blick in die Glaskugel: Wie wird sich der Schweizer Wearables-Markt in den kommenden 5 Jahren entwickeln?

Schaffen es die Entwickler, Apps auf die Bedürfnisse des Kunden abzustimmen und nicht nur bestehende Apps dem neuen Gadget anzupassen? Sind Wearables eine nützliche, komplementäre Ergänzung? Das sind die zentralen Fragen. Hohes Potenzial besteht bei individuellen Push-Benachrichtigungen, im Fitness-Bereich und als Tonträger. Dazu kommt alles, was sich über Applikationen direkt auf oder gar im Körper tragen lässt: Kontaktlinsen, implantierte Chips, Hörgeräte, ja sogar Herzschrittmacher liefern mehr Biodaten und haben bereits jetzt relevanten digitalen Einfluss auf unser Leben. Die Uhrenindustrie wird sicherlich im Hochpreis-Segment tonangebend sein. Tag Heuer will noch 2015 eine Carrera Wearable 01 auf den Markt bringen, unbeschränkte System-Updates inklusive. Die Industrie ist sich also der disruptiven Sprengkraft bewusst. Von Konsumentenseite her wird sich in der Schweiz im Kleinen zeigen lassen, ob sich ein Gadget wie die Apple Watch wirklich durchsetzen kann. Denn kein anderes Land hat einem so grossen Anteil an iPhone-Besitzern und eine so zahlungskräftige und zahlungswillige Mittelschicht.

Weitere Interviews zum Thema gibt es im Dossier Wearable-Apps.
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