Nachgefragt

"Ich erwarte von der mobilen Patientenakte eine deutliche Entlastung"

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

In Zusammenarbeit mit Swisscom arbeitet das Spitalzentrum Biel-Bienne an der Einführung einer mobilen Patientenakte. Paul Saxer, Leiter Betrieb und Mitglied der Geschäftsleitung, berichtet von seinen Erwartungen und erklärt mögliche Stolpersteine auf dem Weg.

Paul Saxer, Spitalzentrum Biel. (Quelle: Spitalzentrum Biel)
Paul Saxer, Spitalzentrum Biel. (Quelle: Spitalzentrum Biel)

Wieso wollen Sie im Spitalzentrum Biel eine mobile Patientenakte einführen?

Paul Saxer: Die soziale Vernetzung prägt unsere Arbeitswelt immer mehr. Mobiles Arbeiten und unpersönliche Arbeitsplätze machen nicht vor Spitälern Halt. Die Nachfrage nach digitalen Informationen immer und überall nimmt zu. Die nachgefragten Daten liegen zum Teil in unterschiedlichen Systemwelten, die mit aufwändigen "Umgehungslösungen" miteinander kommunizieren. Um dies zu ermöglichen, wird bis hin zum Anwender eine «schwere Infrastruktur» betrieben. Das Abfragen und Erfassen von Daten soll konsequent und gezielt am Behandlungsort, das heisst direkt im Dialog mit dem Patienten, erfolgen können. Bessere und vollständige Dokumentationen sowie der unmittelbare Austausch mit dem Patienten wären nur ein paar positive Nebenwirkungen. Letztlich sollen Verschwendungen in den Prozessen, sogenannte Leerzeiten, zugunsten von Produktivität, Qualität und Zufriedenheit reduziert werden.

Welche Kriterien müssen erfüllt sein, welche Optionen stehen für Sie zur Wahl?

Was die mobile Patientenakte angeht, sind wir technisch betrachtet erst noch in der Konzeptphase. Folglich ist es verfrüht, über eine zur Wahl stehende Option zu sprechen. Wir brauchen eine standardisierte Lösung, die unsere Prozesse abbildet und die auch mit den Entwicklungen der vernetzten Gesundheitsbranche Schritt halten kann – ich denke hier auch über die physischen Spitalgrenzen hinaus: Partner­spitäler, Zuweiser/Ärztenetzwerke, Langzeitbereiche/Rehabilitationen, Spitex bis hin zum Patienten selbst.

Mit welchen Herausforderungen rechnen Sie bei der Umsetzung? Was ist erfolgskritisch?

Noch vor der Umsetzung wird es bereits in der Konzeptphase Herausforderungen geben: So ist es entscheidend, dass eine Datendurchgängigkeit der Klinikinforma­tionssysteme (KIS) wie auch der Admin-Systeme besteht. Diese Zugänge wird wohl der eine oder andere KIS-Anbieter ermöglichen müssen. Die erhoffte Produktivitätssteigerung muss sich sowohl wirtschaftlich wie auch in Bezug auf Patienten und Mitarbeiterzufriedenheit positiv auswirken und nachhaltig sein. Datenschutzvorschriften und zum Teil auch interne Richtlinien sind einzuhalten.

Welchen Nutzen versprechen Sie sich ­davon? Inwieweit kann das Ihre Arbeitsab­läufe erleichtern?

Die Ärzte stehen mit administrativen Arbeiten immer mehr unter Druck. Diese "unproduktiven Arbeiten" bringen sie immer weiter weg von der direkten Arbeit mit den Patienten. In diesem Sinne erwarte ich eine merkliche Entlastung, was bedeutet, dass etwa das gesamte Berichtswesen weitestgehend standardisiert im Hintergrund aufbereitet wird. Ferner kann diese Mobilität auch von Nutzen für den Patienten sein, wenn der Arzt ihm eine Situation, einen Verlauf oder auch Radiologie-Bilder direkt darlegen möchte. In diesem Sinne erhoffen wir uns am Spitalzentrum Biel einen produktiven Mehrwert aus einer künftig "leichten Infrastruktur" heraus.

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