Medidata-Event

"Willkommen in der Ära des Cognitive Computing!"

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Am EDI-Podium in Luzern haben Referenten über die neuesten Trends im Bereich E-Health gesprochen. Zudem gab ein ETH-Professor einen Vorgeschmack auf den ersten Cybathlon Anfang Oktober.

Am Freitag dem 24. Juni hat der auf E-Health spezialisierte IT-Dienstleister Medidata sein jährliches EDI-Podium abgehalten. Es war bereits die zehnte Auflage der Veranstaltung. Diesmal trafen sich die an den neuesten Schweizer Entwicklungen im Bereich E-Health interessierten Gäste im Ratssaal des Kantons Luzern.

Auf den Plätzen an denen sonst die Volksvertreter über die Geschicke des Kantons bestimmen, lauschte das Fachpublikum einer breiten Fülle von Präsentationen. Auch für Networking und den Fachaustausch hatte Medidata genug Zeit eingeplant. Dieses Angebot wurde von den Gästen zwischen und nach den Vorträgen auch ausgiebig genutzt.

Erfolgsbilanz von Medidata

Medidata-CEO Daniel Ebner begrüsste die Gäste. Er nutzte die Gelegenheit um nach seinen Worten "etwas Werbung für die Firma zu machen". Nach inzwischen rund 20 Jahren am Markt sei Medidata einer der zentralen Player im Bereich E-Health in der der Schweiz.

Allein im letzten Jahr transportierte das Unternehmen nach eigenen Angaben 46,5 Millionen Dokumente über seine Plattformen. Mehr als 8000 Ärzte und 95 Prozent der Schweizer Spitäler seien am Netz des Unternehmens angeschlossen. Ebner zeigte sich optimistisch, sehr bald die Marke von 10'000 Ärzten knacken zu können. Um dies zu erreichen, sind für Ebner Partnerschaften zentral. Vor allem mit der Post verbindet das Unternehmen enge Beziehungen. Danach öffnete er das Podium für die Gastreferenten.

Cognitive Unterstützung für die Behandlung

Haig Peter von IBM Research in Rüschlikon trat nach eigenen Angaben als "Botschafter für das Cognitive Computing" auf. Er gab einen Einblick in die Forschungsaktivitäten von IBM im Bereich Healthcare und Live Sciences. Seinen Ausführungen zufolge nimmt IBMs Watson hier eine immer zentralere Rolle ein. "Ich heisse sie willkommen in der Ära des Cognitive Computing", sagte er.

Peter präsentierte eine Prognose, wonach jeder Patient in seinem Leben Daten im Umfang von über 300 Millionen Büchern produzieren wird. Um mit diesen Daten umzugehen, brauche es Hilfe von Maschinen. Denn Menschen könnten zwar Zusammenhänge sehr gut erkennen, sie seinen aber nicht besonders gut darin, grosse Datenmengen zu durchforsten. Diese Aufgabe soll ihnen durch Technologien wie Watson abgenommen werden, sagte Peter.

Um Mensch und Maschine besser verbinden zu können, müsse aber noch einiges getan werden, so Peter weiter. Die Systeme müssten etwas vom Kontext verstehen können. Als Beispiel hierfür führte er eine Suche auf Google an. Für ein Wochenende im Pariser Luxushotel Hilton komme man mit den Suchbegriffen "Paris und Hilton" vermutlich nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Die künftigen Systeme müssten in der Lage sein, schon bei der Eingabe von Daten den Kontext zu erkennen und interpretieren zu können. Ebenso sei es wichtig, dass die Systeme natürliche Sprachen verstehen und somit leichter mit den Menschen kommunizieren können.

Angeregter Austausch

Eine Diskussion entbrannte nach dem Vortrag von Johannes Gnägi. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei E-Health Suisse. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit SNOMED CT, einem internationalen Code-System und Sprache im Bereich Healthcare. SNOMED CT soll als eine Brückentechnologie die vielen vorherrschenden anderen Code-Systeme vereinen, damit der Austausch zwischen E-Health-Anwendungen fehlerfrei erfolgen kann.

In der Diskussion stellte sich die Frage, ob es ein solches System überhaupt noch brauche. Beispielsweise könnten Cognitive-Computing-Lösungen wie Watson bald schlau genug sein, um diese Übersetzungsarbeit zu leisten. Eine abschliessende Antwort gab es jedoch nicht. Einige Gäste kritisierten zudem, dass die Untersicherheiten bei der Einführung eines solchen Standards sehr gross seinen.

Nach dem Vortrag entbrannte auch eine generelle Diskussion über den Mehrwert des elektronischen Patientendossiers. Die Mehrheit der Gäste wünschte sich schon eine solche Lösung. Kritisiert wurde aber, dass der Patient bei den bisherigen Überlegungen noch zu wenig im Mittelpunkt stehe. Einige wenige Gäste sahen auch keinen Nutzen für sich. Als Grund hierfür wurden vor allem Sicherheitsbedenken genannt.

Wettkampf der Cybermenschen

Zum Abschluss der Veranstaltung gab Robert Riener, Professor für Sensomotorische Systeme an der ETH Zürich, einen Vorgeschmack auf den ersten Cybathlon. Dieser findet am 8. Oktober in der Swiss Arena in Zürich Kloten statt.

Im Grunde ist es ein Wettkampf um die besten Assistenzsysteme für körperlich eingeschränkte Personen. Auf mehreren Parcours werden über 80 Teams aus der ganzen Welt wetteifern. Beispielsweise gilt es, mit Beinprothesen, Exoskeletten, Armprothesen und neuartigen Rollstühlen Aufgaben zu meistern. Etwa stehen Greifübungen für Armprothesen, holprige Wege für Rollstühle und Treppen für Exoskelette auf dem Programm. Je nach Schwierigkeit der Aufgabe und der benötigten Zeit gibt es Punkte. Am Ende werden die besten Erfindungen und Prototypen gekürt.

Der SRF überträgt die Veranstaltung zu einem grossen Teil live im Fernsehen. Zudem widmet das Staatsfernsehen dem Thema Behinderung und technische Hilfsmittel eine Themenwoche.

Laut Riener hat die Entwicklung von technischen Hilfsmitteln in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht. Schwächen sieht er vor allem bei der Prognose von Bewegungsintentionen. Auch seien viele Motoren noch zu schwach und würden viel Energie benötigen. Der Cybathlon soll daher ein Anlass sein, um die neuesten Entwicklungen von jungen Tüftlern in diesem Bereich bestaunen zu können.

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