B2B-Geschäft

Start-up bietet Broker-Dienstleistungen online an

Uhr | Aktualisiert
von Gianna Crivelli

Das Start-up Anivo hat eine Onlineplattform für Versicherungen lanciert. Anivo bietet Unternehmen und Vereinen individuelle Beratung und einen automatisierten Antragsprozess. Im Schweizer Onlineversicherungsbereich gibt es noch Aufholbedarf.

Das Start-up Anivo hat eine Online-Versicherungsplattform für Unternehmen und Vereine lanciert. Seit Anfang August gehören rund 35'000 Mitarbeiter der SBB zu den Usern der Angebote von Anivo, wie das Start-up mit Sitz in Baar mitteilt.

Auf der Plattform können sich User einerseits über die Angebote verschiedener Versicherer und Krankenversicherer informieren. Die Versicherungsexperten von Anivo beraten Interessierte dabei individuell. Anivo übernimmt zudem die administrativen Aufgaben für die Kollektivverträge mit den Versicherungen. Auch bestehende Verträge könnten in die Plattform integriert werden, bewirbt das Unternehmen seine Dienste.

Schweiz hinkt bei Onlineversicherungen hinterher

 

Gründer Alexander Bojer verfügt über langjährige Erfahrung im Versicherungsbereich. Er war zwölf Jahre als Versicherungsberater bei Accenture tätig, wie er auf Anfrage mitteilt. Auch Mitgründer Werner Flatz arbeitete für Accenture, im IT-Bereich für Versicherungssysteme.

Sie hätten sich dazu entschieden, eine Onlineversicherungsplattform in der Schweiz anzubieten, da die Schweiz in diesem Bereich noch nicht so weit fortgeschritten sei wie etwa Deutschland oder Grossbritannien, erklärt der gebürtige Österreicher Bojer.

Antragsprozess verläuft dank Schnittstellen automatisch

 

Bei Vergleichsportalen wie Comparis.ch und Bonus.ch sei den Gründern aufgefallen, dass der Fokus vor allem auf den Preisen und weniger auf den Produkten liege. Dies wollten sie mit Anivo ändern. "Erklärungen und eine persönliche Beratung sind für Kunden sehr wichtig", sagt Bojer. Bei Anivo erhalten Kunden diese von den als Broker registrierten Versicherungsexperten.

Im Gegensatz zu Knip etwa, wo User ihre Versicherungspolice aufs Handy erhalten, funktioniere Anivo über den Desktop. Das grössere User Interface ermögliche es den Nutzern, mehr Informationen viel übersichtlicher zu erhalten als per App. Gerade bei Versicherungen sei das essenziell, da sich Kunden vor Abschluss eines Vertrags über alle möglichen Optionen informieren können sollten, sagt Bojer weiter. Zudem verfüge Anivo über Schnittstellen mit Versicherungen. Der Antragsprozess laufe deshalb vollautomatisch ab.

Angebot deckt B2B-Bereich ab

Mit ihrem Angebot für eine geschlossene Usergruppe hat sich das Start-up im B2B-Bereich positioniert. Via Intranet kann Anivo Mitarbeitern von Unternehmen wie der SBB oder Mitgliedern von Vereinen ihre Angebote über eine geschlossene Plattform zur Verfügung stellen. Diese profitieren laut Anivo von Sonderrabatten auf die Versicherungsprodukte.

Die beiden Gründer Bojer und Flatz finanzierten das Start-up während der ersten zehn Monate selbst. Im Oktober 2015 konnten sie acht Business Angels aus dem Versicherungsbereich für sich gewinnen, von denen sie während der letzten Monate finanziell unterstützt wurden. Anivos Businessmodell ist das eines Versicherungsbrokers. Für Unternehmen und Vereine sind die administrativen Dienstleistungen von Anivo kostenlos. Bei Abschluss eines Vertrags erhalten die Broker von den Versicherungen Provisionen.

Versicherungsprodukte sollen mit Banken verknüpft werden

Obwohl sich Anivo bewusst für eine Anwendung auf dem Desktop entschied, schliesst Bojer Entwicklungen im App-Bereich für sein Start-up in Zukunft nicht aus. Im Moment sähen sie diesbezüglich jedoch noch keinen Bedarf. Andere Entwicklungsmöglichkeiten stünden im Vordergrund.

Sie hätten etwa vor, ihr Geschäftsmodell mit dem Angebot von Banken zu verknüpfen. Diesbezüglich ist Anivo laut Bojer bereits mit drei Banken im Gespräch. Die Idee ist, den Banken Versicherungsprodukte zu bieten, etwa solche für Hypotheken.

Weiter sei eine Expansion ins Ausland, nach Deutschland und Österreich, auch eine Möglichkeit. Eine Maklerlizenz für die EU könne das Start-up bereits vorweisen. Für die nahe Zukunft sei aber noch nichts Konkretes geplant. "In der Schweiz gibt es im Online-Versicherungsbereich im Moment noch genug zu tun", sagt Bojer.

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