Interview

«Auf dem Mobilfunk-Markt braucht es mehr Wettbewerb»

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Alljährlich veröffentlicht das Magazin «Bilanz» in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Ocha ein Ranking der Schweizer ­Telekommunikationsanbieter. Jörg Halter, Managing Partner bei Ocha, gibt im Interview Einblick in die Entwicklungen im ­Telkomarkt. Vor allem beim Mobilfunk fehlt ihm der Wettbewerb.

Jörg Halter, Managing Partner, Ocha
Jörg Halter, Managing Partner, Ocha

Ist das Telko-Ranking des Magazins «Bilanz» das geeignete Werkzeug, um den passenden Telekommunikationsanbieter ­auszuwählen?

Jörg Halter: Nein, dies kann das Ranking nicht leisten. Es kann nur eine Orientierungshilfe sein, wenn sich ein Unternehmen vorrangig schon Gedanken über seine Bedürfnisse gemacht hat. Dies wird zurzeit aber kaum getan, da eine solche Bedarfsabklärung in den Augen vieler Unternehmensentscheider mit zu viel Aufwand verbunden ist.

Welche Aspekte sind bei der Bedürfnisanalyse wichtig?

Die zentrale Frage ist meiner Ansicht nach: Wie gross bin ich? Ein Architekturbüro mit etwa 40 Mitarbeitern hat andere Ansprüche an die Telko-Infrastruktur als ein Bäckerbetrieb mit drei Angestellten. Aufgrund der Grösse ergibt sich die Frage, wie gut die andere Seite sein muss. Brauche ich etwa einen 24/7-Support und eine Back-up-Lösung, oder kann ich auch mit einer Ausfallzeit von ein paar Stunden leben? Ein zentrales Element bei der Entscheidungsfindung sollte sein, wieweit ein lokaler Support durch den Anbieter wichtig ist. Obwohl die grossen Anbieter in der Schweiz ganz gut vertreten sind, haben hier oft kleinere lokale Anbieter Vorteile. Im Ranking sind diese Anbieter aber nicht vertreten, da sie zu wenige Stimmen erhielten. Vor allem kleine KMUs sollten auch kleine lokale Anbieter berücksichtigen. Durch die lokale Vernetzung und die kurzen Wege könnten sie unter Umständen sogar den passenderen Service bieten als die Branchengrössen.

Wie sieht es mit massgeschneiderten Angeboten für KMUs aus?

Für das KMU-Umfeld gibt es eigentlich noch keine schönen Angebote. Im Gegensatz zum Konsumentenumfeld haben sich die Anbieter nicht auf die Bedürfnisse von kleinen Kunden eingestellt. Meiner Ansicht nach wären drei Pakete mit den Schwerpunkten Sicherheit, Mobilität und Internet notwendig. Vor allem bei der mobilen Integration der Angebote gibt es noch erhebliche Mängel. Kein Anbieter wird den Bedürfnissen der KMUs gerecht. Ich wundere mich schon seit vielen Jahren, dass die grossen Anbieter hier noch nicht viel mehr gemacht haben. Es ist zwar ein schwieriges Umfeld, aber die Mehrzahl der Unternehmen könnte mit einem solchen Angebot erreicht werden.

Im Mobilfunkmarkt gibt es eigentlich nur drei Anbieter, Swisscom, Sunrise und Salt. ­Welche Auswirkungen hat dies auf den Markt?

Für mich ist die mangelnde Auswahl an Mobilfunkanbietern ein grosses Problem. Seit 18 Jahren gibt es im Business­umfeld nur diese drei Anbieter, im Gegensatz etwa zum Konsumentenbereich. Dies führt dazu, dass von den gros­sen Anbietern keiner ein Interesse hat, ein gutes Angebot für KMUs zu machen. Die Ursache für den Stillstand sehe ich in einem falschen Regelwerk des Gesetzgebers. Das europäische Ausland löst es besser.

Können Sie dies näher erklären?

Wie es gehen könnte, kann man im Telefoniebereich sehen. Mit guten Ideen konnten sich etwa Anbieter wie E-Fon oder Sipcall im Markt positionieren. Sie hatten eine gute Geschäftsidee und ein Angebot, das den Ansprüchen der Unternehmenskunden entsprach. Für diese Dienste konnten sie für ein moderates Entgelt auf die Netze der grossen Anbieter zurückgreifen. Dies ist gesetzlich so geregelt. Im Mobilfunkbereich wird dies jedoch durch die drei Telkos verhindert. Die Preise für den Zugang zu den Antennen werden von Swisscom, Sunrise und Salt so hoch angesetzt, dass ein Wettbewerb unterbunden wird. In ähnlichen Situationen könnte ein Unternehmen im Ausland klagen, hierzulande ist dies durch die Regeln jedoch nicht möglich. Meiner Meinung nach wurde hier die Deregulierung mangelhaft umgesetzt und es müsste nachjustiert werden. Gerade da der Mobilfunk für Unternehmen immer wichtiger wird, braucht es mehr Wettbewerb im Markt.

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