1. Schweizer BIM-Kongress

"Wir verlassen die 700-jährige Geschichte des Bauens"

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In Zürich hat der erste Kongress für Building Information Modelling stattgefunden. Die Experten waren sich uneins, wer die Entwicklung beim digitalen Bauen vorantreiben soll.

Die Interessengemeinschaft "Bauen digital Schweiz" hat vergangenen Freitag zum ersten BIM-Kongress geladen. Building Information Modelling (BIM) ist laut den Veranstaltern das Thema der Stunde. Die optimierte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mithilfe von Software bringe neue Chancen. Vor allem aber verspricht sich die Branche von virtuellen Gebäudemodellen, anstelle herkömmlicher Baupläne, eine Effizienzsteigerung, weniger Planungsfehler und eine Produktivitätssteigerung.

650 Teilnehmer besuchten die Maag-Halle in Zürich, um in Referaten mehr über das Thema BIM zu erfahren. Einblick in die Praxis gab Maria Åström, Direktorin Immobilien am Universitätsspital Zürich. Derzeit findet eine Gesamterneuerung des Krankenhauses statt. Bis 2026 ist der Bezug der Neubauetappe geplant. Laut Åström steht das Spital aber noch am Anfang bezüglich BIM.

Know-how und Standards fehlen

Das Know-how zum Thema BIM fehlt vielerorts, wie FDP-Nationalrat und Digitec-Mitgründer Marcel Dobler sagte. "Selbst Architekten wissen noch nicht alle, was BIM bedeutet", sagte Dobler. Er forderte, dass sich die Politik stärker mit dem Thema BIM befasse. Zudem wünscht er sich eine IT-Matur und spezifische Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema BIM. Ebenso müssten Standards definiert werden.

FHNW-Professor Manfred Huber erwähnte, dass die FHNW seit drei Jahren den Master in digitalem Bauen anbiete. Zum Thema BIM gebe es aber noch nicht viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Das sei aber wichtig. "Wir verlassen die 700-jährige Geschichte des Bauens, lernen neue Werkzeuge, Methoden und Prozesse kennen, um interdisziplinär arbeiten zu können", sagte Huber.

Wer die Entwicklung des digitalen Bauens in erster Linie vorantreiben soll, darüber waren sich die Experten uneins. In einer Podiumsdiskussion sagte GLP-Nationalrat Jürg Grossen, Innovation entstehe in Firmen, der Bund sei kein Innovationstreiber. Norbert Barthle, CDU-Politiker und Staatssekretär beim deutschen Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, war anderer Meinung. "Es braucht die Politik", sagte Barthle, "weil die Industrie sich schon beim Thema Elektroautos zurückhaltend gezeigt hat." Daniel Büchel, Vizedirektor des Bundesamts für Energie, stimmte Barthle zu. "Akzeptanz zu schaffen ist Grundaufgabe der Politik", sagte Büchel. Die Zuständigkeiten für BIM fehlten aber vielerorts.

"Es gibt noch viel zu tun"

Martin Fischer, seit 30 Jahren Professor an der US-Universität Stanford, beschäftigt sich seit 10 Jahren mit BIM. Fischer fordert, dass die Schweiz beim Thema BIM aufholen soll. Die Baubranche müsse besser zusammenarbeiten und von BIM-Projekten lernen. Ausserdem seien Partnerschaften nötig, weil Prozesse nur dann optimiert werden könnten, wenn die Daten zur Verfügung stünden. Gemeinsame Datenmodelle für alle am Bau Beteiligten sind gefordert. Martin Vesper, CEO von Digitalstrom, forderte zudem, dass Geräte aus der Unterhaltungstechnologie besser mit Gebäudetechnologieprodukten zusammenarbeiten sollen, da in diesem Bereich Bedarf bestehe.

Das Thema BIM dürfte die nächsten Jahre weitere Aufmerksamkeit erregen. Der BIM-Kongress ist denn auch als jährliche Veranstaltung konzipiert. Der nächste Kongress findet voraussichtlich am 27. Oktober 2017 statt.

BIM-Verein gegründet

Vergangene Woche wurde auch der Verein Open BIM gegründet. Laut Vorstand Stephan Aeschlimann soll die Gründung ein Zeichen dafür sein, dass BIM aktuell ist. Es gebe noch viel zu tun, etwa bei den Standards, aber der Verein will KMUs unterstützen und Kollaborationen eingehen.

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