Der Mensch im Mittelpunkt der digitalen Transformation
Im Mittelpunkt der digitalen Transformation steht der Mensch – und nicht die Technologie. Das hat der Avectris Day in Baden einmal mehr deutlich gezeigt. Die Veranstaltung war mit rund 120 Teilnehmern sehr gut besucht.
Avectris hat in Baden den Avectris Day veranstaltet. Der Event im Trafo war mit rund 120 Teilnehmern sehr gut besucht. CEO Thomas Wettstein präsentierte gleich zu Beginn eine Neuheit: den IT-Kiosk. Der Automat für Servicedesk-Mitarbeiter reduziere Kosten und löse ein echtes Problem. Er soll ab Ende des Jahres erhältlich sein.
Dann trat Maurice Nyffeler auf die Bühne. Wettstein stellte ihn als "Experte für die digitale Transformation" vor. Er ist seit 2016 Senior Management Consultant bei Mercuri Urval Switzerland. Sein Referat drehte sich um Chief Digital Officers. Warum braucht es überhaupt CDOs? Weil die drei Megatrends Social, Local und Mobile die Unternehmen vor neue Herausforderungen stelle, sagte Nyffeler. Logisch, dass es für die digitale Transformation auch neue Jobprofile brauche.
Menschen, nicht Technologien
"Der Schlüssel zum Erfolg ist nicht die Technologie, sondern der Mensch", sagte Nyffeler. Technologie sei nur eines von drei Handlungsfeldern, die Unternehmen bei der digitalen Transformation beachten müssten. Wichtig seien auch das Business und die Kultur. Beim Business gehe es um Geschäftsmodelle, Prozesse und Kundenbedürfnisse – bei der Kultur um den Menschen.
Maurice Nyffeler, Senior Management Consultant bei Mercuri Urval Switzerland
2015 gab es weltweit rund 2000 CDOs. Das seien viermal mehr als 2012. Das reiche nicht, sagte Nyffeler. In rund einem Drittel der Unternehmen kümmere sich nämlich niemand um die Aufgaben, die ein CDO habe.
Was ein CDO können muss
Welche Anforderungen gibt es an CDOs? Sehr viele. Ein CDO müsse ein Unternehmertyp sein, sagte Nyffeler. Am besten habe er schon mal ein Start-up gegründet. Ein CDO dürfe nicht zu viel Respekt vor der Politik haben und müsse auch Fehler machen dürfen. "Denn wer nie Fehler macht, kann nicht innovativ sein." Im Idealfall sei ein CDO ein Visionär, ein Change Maker. Er müsse Silos einreissen und abteilungsübergreifend Menschen zusammentrommeln können. Und er brauche auf jeden Fall Führungserfahrung. Ein CDO müsse zudem ein Networker sein, der Menschen mag und auf sie zugehe.
"Die Konfrontation mit dem Digitalen löst viele Ängste aus", sagte Nyffeler. Diese müsse der CDO aufgreifen. Es sei zudem wichtig, dass er in der Geschäftsleitung sei. "Sonst scheitert die digitale Transformation garantiert."
Was ein CDO tun muss
Ein CDO hat laut Nyffeler folgende Aufgaben:
Er muss Marketingstrategien mitentwickeln.
Er muss sich um die wichtigsten Partner kümmern.
Er muss mitentscheiden, worauf sich ein Unternehmen fokussiert.
Er muss mitentscheiden, was für Mehrwerte ein Unternehmen seinen Kunden liefern will.
Er muss sich um Kundenbeziehungen kümmern.
Er muss sich um die wichtigsten Ressourcen des Unternehmens kümmern.
Er muss die Channelstrategie mitdefinieren.
Er muss das HR bei der Rekrutierung von Spezialisten für die digitale Transformation unterstützen.
Er muss eine "Big-Data- und Analytics-Kultur" im Unternehmen etablieren.
Nichts machen ist keine Lösung
"Viele KMUs verpassten den Anschluss, weil sie dachten, sie müssten nichts ändern – die Konkurrenz mache ja schliesslich auch nichts", sagte Nyffeler. Diese Denkweise sei gefährlich und könne ins Verderben führen.
CIOs seien im Gegensatz zu CDOs auf Technologien spezialisiert. Sie sollten laut Nyffeler aber lernen, unternehmerisch zu denken und enger mit dem Business zusammenzuarbeiten. Das Bindeglied zwischen der IT und der Geschäftsleitung sei der CDO. Er sei auch für die langfristige Verankerung der Digitalisierung im Unternehmen verantwortlich, sagte Nyffeler.
Die IT-Strategie der Stadt Baden
Nach Nyffelers Keynote gab es mehrere Breakout-Sessions, die in drei Räumen parallel liefen. Die Redaktion besuchte ein Referat von Daniel Stoeri. Der Leiter der Informatik der Stadt Baden sprach darüber, wie eine Stadtverwaltung eine IT-Strategie entwickeln kann – im Spannungsfeld von Politik und Digitalisierung.
Daniel Stoeri, Leiter der Informatik der Stadt Baden
Dass dies kein einfaches Unterfangen ist, zeigen folgende Zahlen: Baden hat rund 20'000 Einwohner aus über 80 Nationen, und die rund 2200 Unternehmen in der Stadt haben über 30'000 Beschäftigte. "An einem schönen Tag wie heute tummeln sich in der Innenstadt mehr Menschen, als Baden Einwohner hat", sagte Stoeri.
Kurzer Blick zurück
In den 80er-Jahren hielt der Computer in Baden Einzug. 1984 gab es in der Stadtverwaltung erste Zentralrechner. Anfang der 90er hatte die Stadt rund 80 PC-Arbeitsplätze. 1995 kam die erste Website. 1998 waren es 150 PC-Arbeitsplätze – und Baden startete ein städtisches LAN.
2003 begann die Stadt, eine ERP-Lösung auf Basis von Dynamic NAV zu nutzen. Seit 2008 verwendet Baden Virtualisierungstechnologien von Citrix. Ab 2014 hiess das Motto "Best of Breed" – es gab nun ein neues Core-Applikationssystem. Heute betreut die städtische IT rund 500 Nutzer an 38 Standorten.
Die IT-Welt dreht sich rasant
"Wie rücken wir die Informatik weg vom Nebenschauplatz hin in den Fokus der Politik?", fragte Stoeri. Das sei schwierig, denn das Umfeld sei komplex. Baden habe Abhängigkeiten gegenüber Kanton und Bund, es gebe viele regulatorische Vorgaben, und obwohl die Ressourcen nicht wachsen würden, müsse die Stadt immer mehr Leistungen erbringen. Die IT habe sich die Frage stellen müssen, wie das überhaupt möglich sei. Es hätte ein ganzes Jahr gedauert, die neue IT-Strategie auszuarbeiten. Ergebnis: Fokus auf Kernkompetenzen und externe Beratung durch Avectris. Der Stadtrat habe die neue Strategie 2015 genehmigt.
An einem schönen Tag wie heute tummeln sich in der Innenstadt mehr Menschen, als Baden Einwohner hat.
Daniel Stoeri, Leiter der Informatik der Stadt Baden.
Und heute? Heute müsse die Strategie bereits wieder überdacht werden, sagte Stoeri. Im Rahmen der ICT-Strategie 2020. Avectris helfe dabei. Der finanzielle Spielraum für die Verwaltung sei noch enger geworden und die Steuereinnahmen von Unternehmen seien weiter rückläufig. Die IT habe sich nun entschieden, keine Leistungen mehr selbst zu erbringen, die es auf dem Markt günstiger gebe – das sei nicht mehr zeitgemäss.
Der Arbeitsplatz der Zukunft
Daniel Fritz, Head of Enduser Services bei Avectris, referierte über den Arbeitsplatz der Zukunft. Er ist bei Avectris für alle Produkte verantwortlich, die der Benutzer an seinem Arbeitsplatz sieht und fühlt.
Arbeit sei heute mobil, ortsungebunden und passiere oft im Freelancing-Modell. Das Homeoffice sei auf dem Vormarsch: 28 Prozent der Schweizer würden mindestens einen halben Tag pro Woche zuhause arbeiten. Auch Co-Working-Modelle seien im Aufwind. "2020 werden nur noch 7 von 10 Mitarbeitern einen physischen Arbeitsplatz haben", sagte Fritz.
Daniel Fritz, Head of Enduser Services bei Avectris
Die Generation, die jetzt heranwachse, habe ein neues Verhältnis zu Daten. Bring your own Device sei wichtig, die Nutzung von Social Media selbstverständlich. Die Loyalität zum Arbeitgeber sinke. Dieser müsse reagieren und agiler und flexibler werden. Mit Selfservice-Modellen, einer freien Gerätewahl, Mobile-Strategien und innovativen Arbeits- und Ferienmodellen. Firmen müssten darauf pochen, neue Produkte mit dem Fokus Web und Apps zu entwickeln. Wer neue Kollaborationskonzepte starte, müsse auch seine Kunden und Partner einbinden. "Sonst gibt es ein Chaos", sagte Fritz.
Hohe Qualität trotz knapper Ressourcen
Einen weiteren Vortrag gab es von Adrian Seiler, Leiter Informatik des Kantonsspitals Baden. Es setzt ebenfalls auf Outsourcing mit Avectris. Die IT des Spitals betreue 23 Mitarbeiter, 2400 Nutzer, 1800 Clients, 200 Server, 450 Drucker und 300 Applikationen.
Adrian Seiler, Leiter Informatik des Kantonsspitals Baden
Laut Seiler bringt das Outsourcing viele Vorteile. Der Spital könne nun trotz begrenzter Ressourcen in der IT die notwendige Qualität liefern. "Wir sind zu klein, um den Bereich Security wirtschaftlich betreiben zu können."
Avectris habe in der GATT-WTO-Ausschreibung das beste Angebot gemacht. Hinsichtlich Leistung, Qualität und Preis. Avectris habe zudem Erfahrung mit 24/7-Betrieben und könne mit sensiblen Daten umgehen. "Sie haben verstanden, was wir wollen", sagte Seiler.
Thomas Wettstein, CEO von Avectris
CEO Thomas Wettstein fasste am Schluss des Tages nochmals alle Referate kurz zusammen. Er war mit der Veranstaltung zufrieden. Eines habe sich immer wieder gezeigt: "Der Mensch ist wichtiger als die Technik."