"Wir sind noch in einer frühen Phase"
Das Jahresthema von Best of Swiss Apps 2017 ist Augmented- und Virtual Reality. Gian Paolo Santopaolo, Dev Team Lead bei IBV Informatik, hat eine der ersten Hololenses von Microsoft in die Schweiz gebracht. Seit mehr als einem Jahr arbeitet er mit der Brille. Im Interview berichtet er über seine Erfahrungen.

Wie sind Sie zur Hololens gekommen?
Gian Paolo Santopaolo: Am 15. Januar 2015, als Microsoft die Hololens präsentierte, habe ich sie das erste Mal gesehen. Am 29. April 2015 kündigte Alex Kipman auf der Microsoft Build in San Francisco an, dass eine begrenzte Zahl von Entwicklern die Möglichkeit erhalte, die Hololens auszuprobieren. Ich war glücklich, an der ersten Hololens Academy teilzunehmen zu können. Nachdem ich zum ersten Mal das Gerät aufgesetzt hatte, hatte ich das Gefühl, als ob die Welt sich verändert habe. Es war eine sehr frühe Version, und ich erinnere mich noch daran, dass auf jeder Hololens ein Aufkleber mit der Aufschrift: «Prototype … Not FCC approved» prangte. Ein Jahr nach der Präsentation kündigte Kipman auf der Microsoft Build 2016 in San Francisco an, dass die Hololens zunächst für eine begrenzte Zahl von Entwicklern in den USA und Kanada zum Kauf bereitstehe. Ich war vor Ort und hatte das Privileg, eines der ersten Geräte zu bekommen. Im April 2016 war unsere Brille von IBV eine der ersten, die den Weg über den Atlantik geschafft hatte.
In welchen Bereichen erprobten Sie die Hololens?
Wir entwickelten Use Cases in verschiedenen Bereichen. Medizinische, um Medizinstudenten bei Operationen zu trainieren, aber auch Projekte für die Armee und Luftfahrt. Im Bereich Finanzen und Versicherungen haben wir ein Projekt, um grosse Datenmengen in der realen Welt zu visualisieren. Im Bereich Unterhaltung entwickelten wir eine Holo-Schatzsuche.
Sind aus den Projekten produktive Applikationen entstanden?
Die meisten dieser Projekte waren Machbarkeitsstudien und noch keine Anwendungen, die reif für die Produktion gewesen wären. Denn wir befinden uns noch in einer sehr frühen Phase der Entwicklung – sogar noch vor den Early Adopters. Derzeit nutzen nur Innovatoren, also Entwickler und Unternehmen mit einer langfristigen Vision, diese Technologie. Sie wollen einen Eindruck davon bekommen, wie sie diese künftig in ihrem Produktionsumfeld nutzen könnten. Einen richtigen Boom für die Technologie erwarten wir erst in den kommenden Jahren. Rückblickend können wir diese Proof of Concepts aber als Erfolg verbuchen: Alle Kunden waren zufrieden und planen weitere Investitionen in diesem Bereich. Gleichzeitig können wir aus dem Feedback unserer Kunden schliessen, dass die erfolgreichen Projekte in naher Zukunft im echten Produktionsprozess enden könnten. Wir hoffen, dass wir mit dem nun aufgebauten Know-how in Zukunft erfolgreiche Projekte umsetzen können.
Was sind für Sie die zentralen Vor- und Nachteile der Hololens?
Die Hololens und Mixed Reality befinden sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Daher stecken auch viele Tools und Instrumente noch in einer frühen Phase, in der sie stetig weiterentwickelt werden. Darin sehe ich den Hauptnachteil. Denn was heute noch funktioniert, kann morgen schon nicht mehr funktionieren, wenn etwa plötzlich ein grundlegender Technologiewandel erfolgt. Dies ist der Preis, den wir als Entwickler zahlen müssen. Der Vorteil ist gleichzeitig, dass wir durch die Arbeit in dieser sehr frühen Phase Know-how aufbauen können, das andere nicht haben. Damit gewinnen wir einen Vorsprung gegenüber Konkurrenten, der für sie nur schwer aufzuholen sein wird. Gleichzeitig bringt uns dies an die Spitze eines sich entwickelnden Marktes.
Wo sehen Sie den grössten Verbesserungsbedarf?
Die Informationen von Microsoft zu neuen Releases sind mangelhaft. Nach unserer Erfahrung braucht es drei Versionen eines Produkts, bis es in Massenproduktion gehen kann. Bei der Hololens sind wir noch im ersten Release. Eine offizielle Ankündigung, wann die zweite Version erscheinen wird, gibt es nicht. Die Kunden sind daher unentschlossen, ob sie wirklich in dieser frühen Phase der Entwicklung einsteigen sollen. Ich bin aber optimistisch, dass sich dies bald ändern wird.
Wann wird AR einen wirklichen Durchbruch in Businessalltag bringen?
AR wie auch die künstliche Intelligenz sind schon langsam in unser Alltagsleben eingedrungen. Die neuste Generation von Smartphones, insbesondere das iPhone X, bringen einen AI-Chip in die Hosentasche des Nutzers. Mit der Einführung des AR-Kits von Apple gibt es schon eine Anzahl von grossen Firmen, die hier in der Entwicklung tätig sind. Als Beispiel etwa Ikea Place, bei dem man Möbel im Raum ansehen kann.
Was wird für den Durchbruch entscheidend sein?
Der entscheidende Punkt bei der Entwicklung von AR und Mixed Reality (MR) wird die künstliche Intelligenz sein. Die nächste Generation der Smartphones wird mit einem AI-Chip kommen. Vor einigen Monaten hat auch Microsoft angekündigt, dass die nächste Version der Hololens einen AI-Chip haben wird. Mittels KI kann der Nutzen von AR und MR erst richtig ausgenutzt werden. Dem Nutzer können dann bisher ungesehene Erfahrungen geboten werden. Das gleiche wird mit der Hololens passieren, sobald die neue Brille verfügbar ist.
Was wird die Zukunft bringen?
Im gleichen Zuge wie die Kosten für die Entwicklung von AR- und MR-Erfahrungen sinken, werden auch verschiedene Geräte auf den Markt kommen. Durch die neue Art der Erfahrung könnte sich die Art und Weise ändern, wie wir mit Computern interagieren. Ich glaube, dass wir mit den neuen Versionen von Windows 10, iOS und Android in eine neue Ära eintreten. Nach der Keyboard-Ära, der Maus-Ära, der Touch-Ära wird die Ära der Hologramme und des „More Personal Computing“ beginnen. Wir werden Geräte, Services, Funktionen und Tools sehen, die vorher dem Gebiet der Science Fiction vorbehalten waren. Jetzt ist es an uns den Entwickler herauszufinden, wie die Software aussehen muss, die eine Interaktion mit dem Computer ermöglicht, die möglichst nah an die mit einem Menschen herankommt. Aktuell sind Smartphones mit AI- und AR-Funktionen wie auch die Hololens nur der erste Schritt, der Startpunkt für eine neue Ära von intelligenten Geräten.

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