Im Schatten der EU-DSGVO

Europäischer Sourcing-Markt taucht ab

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Der EMEA-Markt für IT-Outsourcing ist gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent geschrumpft. Diesen Dämpfer konnte auch das boomende Geschäft mit Cloud-Sourcing nicht kompensieren. Dies, weil das bevorstehende Inkrafttreten der EU-DSGVO für Unsicherheit sorgt.

(Source: phtorxp / Pixabay)
(Source: phtorxp / Pixabay)

Outsourcing galt lange als bewährtes Rezept, um Kosten zu sparen. Wer seine IT auslagert, sollte sogar doppelt profitieren: Outsourcing-Dienstleister locken einerseits mit dem Versprechen, Investitionskosten durch variable Betriebskosten zu ersetzen. Andererseits sollen die Kunden solcher Dienstleister auch die Verantwortung über die Verfügbarkeit von Daten abgeben und auf diese Weise mehr Zeit für ihr Kerngeschäft sowie Flexibilität gewinnen können.

Der Trend zum IT-Outsourcing gewann über Jahre hinweg an Fahrt. Insbesondere mit dem Aufkommen von Cloud-Services. Das Geschäft mit As-a-Service-Sourcing sei innerhalb des vergangenen Jahres um 40 Prozent in die Höhe geschnellt, stellten die Marktforscher von ISG Research noch vor zwei Monaten fest. Doch nun scheint der Wind gedreht zu haben: Der Zuwachs im Markt für Cloud-Outsourcing reicht nicht mehr aus, um das Defizit im traditionellen Outsourcing-Geschäft zu kompensieren.

In Europa harzt das Geschäft – erst recht im DACH-Raum

Der Sourcing-Markt schrumpft insbesondere im EMEA-Raum: Hier fielen die Umsätze mit dem traditionellen Outsourcing um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie ISG Research mitteilt. Für die EMEA-Region beziffern die Marktforscher das Marktvolumen des Sourcing-Markts derzeit auf 3 Milliarden Euro.

Die Entwicklung der beiden grössten Märkte Europas zog die EMEA-Zahlen gemäss ISG Research nach unten: Besonders schlecht lief es den Ergebnissen zufolge in Grossbritannien und in der DACH-Region.

Dem Outsourcing-Markt in Deutschland, Österreich und der Schweiz attestieren die Autoren von ISG Research bereits zum dritten Mal in Folge eine schlechte Performance. Das Marktvolumen sei auf 438 Millionen Euro gesunken. Dies sei "das schlechteste Quartalsergebnis seit Anfang 2014", heisst es in der Mitteilung.

Die EU-DSGVO drückt das Geschäft

Outsourcing-Anbieter würden zwar weiterhin steigende Umsätze mit "As-a-Service"-Angeboten verbuchen. Mittlerweile macht das Outsourcing mit Cloud-Diensten gemäss ISG Research 46 Prozent des gesamten Sourcing-Markts aus.

Doch auch dem boomenden Geschäft mit Cloud-Sourcing stünden derzeit Steine im Weg. Denn das Schrumpfen des Sourcing-Markts falle in eine Zeit, in der europäische Unternehmen zusätzliche Ausgaben aufbringen müssten. Deswegen, weil sie sich auf die Datenschutzgrundverordnung der Europäischen Union (EU-DSGVO) vorbereiteten, teilt ISG Research mit.

Unsicherheit lähmt Investitionen

Die EU-DSGVO tritt am 25. Mai in Kraft. Derzeit bereiten sich Unternehmen auf das Inkrafttreten des Regelwerks vor, sagt Friedrich Löer, Partner bei ISG Information Services Group Germany, in der Mitteilung und ergänzt: "Dies führte zu einem Wechsel der Prioritäten." Zudem hätten die zahlreichen Nachrichten über den Konkurs des britischen Baukonzerns Carillion und finanzielle Schwierigkeiten einiger wichtiger Outsourcing-Anbieter dazu geführt, dass die Marktakteure noch vorsichtiger wurden.

Inwiefern sich die Datenschutzbestimmungen auf Geschäftsbeziehungen und sogar Geschäftsmodelle auswirken, ist vielen Marktteilnehmern bisweilen unklar. "Der europäische Sourcing-Markt bleibt weiterhin von Unsicherheit geprägt, was die Nachfrage nach Outsourcing zusätzlich dämpft", schreibt Löer weiter.

Friedrich Löer, ISG Information Services Group Germany. (Source: zVg)

Über die Marktstudie

Die Ergebnisse entstammen dem EMEA ISG Index. Diesen Index berechnen die Marktforscher von ISG Research viermal Jährlich und stellen auf dessen Basis Ergebnisse für Kunden, Service-Anbieter, Analysten und Journalisten bereit. Der Index erfasst Outsourcing-Abschlüsse der Privatwirtschaft mit einem jährlichen Vertragsvolumen von mindestens 4 Millionen Euro.

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