Mate 30 Pro und Co.

So sehen die neuen Huawei-Smartphones aus - ohne Play Store

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von Oliver Wietlisbach

Die Tech-Welt schaut diese Woche gebannt nach München, wo Huawei die neue Mate-30-Serie präsentieren wird. Kurz vor der Enthüllung sind die ersten Promo-Bilder durchgesickert – doch es gibt ein grosses Aber.

Curved-OLED-Display und markante Vierfach-Kamera. Die Markenzeichen des neuen Mate 30 Pro. (Source: twitter / @evleaks via Watson.ch)
Curved-OLED-Display und markante Vierfach-Kamera. Die Markenzeichen des neuen Mate 30 Pro. (Source: twitter / @evleaks via Watson.ch)

Trump hin, US-Embargo her. Huawei lässt sich nicht beirren und stellt diese Woche seine neusten Smartphones vor. Spannend wird der Event primär, weil bis dato völlig unklar ist, ob und wie Huawei die US-Sanktionen umschiffen will, die dem Hersteller den Verkauf neuer Geräte mit Google-Apps inklusive des zentralen Play Stores untersagen. Die Krux: Ohne Android-Lizenz des US-Handelsministeriums müssen neue Android-Geräte von Huawei ohne Googles offiziellen App-Store auskommen und ohne Play Store lassen sich ausserhalb Chinas nur schwerlich Smartphones verkaufen.

Für das neue Mate 30 (Pro) heisst das im Klartext: "Auf diesem Gerät können wir die Google-Mobile-Dienste (GMD) nicht installieren. Diese Option werden wir unseren Kunden überlassen, die das selber machen können", sagte Richard Yu, Chef der Smartphone-Sparte, gegenüber Spiegel Online.

Yu hat am Rande der IFA 2019 angedeutet, dass die neue Mate-30-Serie zwar diesen Donnerstag in München enthüllt wird, die Geräte zunächst aber nur in China in den Verkauf gelangen könnten. In China spielen der Play Store und andere Google-Apps keine Rolle. Für Europa sucht Huawei offenbar eine Lösung, die es Käufern erlauben würde, den App-Store und somit alle weiteren Apps nach dem Kauf selbst zu installieren.

Was es für Besitzer eines älteren Huawei-Geräts bedeutet, wenn die temporäre Lizenz ausläuft, die es US-Unternehmen momentan noch erlaubt, eingeschränkt Geschäfte mit Huawei zu machen, können Sie hier nachlesen.

Ebenfalls ungewöhnlich: Tauchen sonst Wochen oder gar Monate vor dem Verkaufsstart Fotos und Videos neuer Geräte im Netz auf, so war es um das neue Flaggschiff Mate 30 Pro bis zuletzt erstaunlich still. Dies lag offenbar daran, dass die Händler erst sehr spät offizielle Werbebilder erhalten haben – ein Zeichen, dass der Verkaufsstart lange in der Schwebe hing oder weiter hängt.

Der bekannte "Smartphone-Leaker" Evan Blass hat nun aber zugeschlagen und auf Twitter mehrere Werbebilder der Mate-30-Serie veröffentlicht, die diverse Details vorab verraten.

Mate 30 Pro

Das Mate 30 Pro soll ein 6,8 Zoll grosses "Wasserfall"-Display haben. (Source: twitter / @evleaks via Watson.ch)

Das neue Huawei-Flaggschiff Mate 30 Pro hat ein ausgesprochen stark abgerundetes Display. Dies erweckt den Eindruck eines auf den Seiten randlosen Smartphones, einen praktischen Nutzen hat das von Samsung seit Jahren bekannte Design hingegen kaum.

Die markante Auskerbung (Notch) auf der Vorderseite beherbergt offenbar eine Dreifach-Frontkamera, die Weitwinkel-Selfies ermöglicht. Mit grösster Wahrscheinlichkeit verbaut Huawei auch wieder die vom letzten Jahr im Mate 20 Pro bekannte 3D-Gesichtserkennung, die ein sehr schnelles und sicheres Entsperren des Geräts erlaubt. Alternativ kann das Handy per Fingerabdruck entsperrt werden, wobei der Sensor wie beim Vorgänger direkt im Touchscreen integriert ist.

Wer genau hinschaut, erkennt auf der Vorderseite zudem zwei Mobilfunkanzeigen. Das Smartphone unterstützt also zwei SIM-Karten. Interessant daran: Auf den Werbebildern sind sowohl beim Mate 30 Pro als auch beim normalen Mate 30 das 4G- und 5G-Symbol gut zu erkennen. Möglich macht dies der neue Huawei-eigene Prozessor Kirin 990, der zumindest in einer Variante mit einem integrierten 5G-Modem kommt.

Auf der Rückseite prangt mittig die neue Vierfach-Kamera. Richtig, das ist nochmals eine Linse mehr als im Huawei P30 Pro von diesem Frühling. Das nun kreisrunde Design erinnert an Nokias Lumia-Kameras. Die technischen Details der Huawei-Kamera sind noch nicht bekannt, aber alles deutet auf eine Telelinse (Zoom) sowie Ultraweitwinkel- und Makrolinse hin.

Laut neusten Informationen des Techportals Phonearena kann man mit folgenden Spezifikationen rechnen:

  • Prozessor: Kirin 990 mit 5G-Modem

  • Speicher: 8 Gigabyte (GB) RAM und bis 512 GB Speicher (erweiterbar)

  • Akku: 4,500 Milliamperestunden (mAh)

  • Display: 6,8-Zoll-OLED-Display (Curved-Design)

  • Hauptkamera: 40 Megapixel, 4 Linsen für Zoom, Weitwinkel, Makro und Tiefeneffekt (Bokeh)

  • Frontkamera: 32 Megapixel (Ultra-Weitwinkel-Modus)

  • 3-D-Gesichtsentsperrung

  • In-Display-Fingerabdrucksensor

  • Betriebssystem: Android 10

Mate 30

Die Rückseite ist kaum vom Pro-Modell zu unterscheiden. (Source: twitter / @evleaks via Watson)

Das normale Mate 30 hat den gleichen Prozessor wie das Top-Modell, kommt aber ohne abgerundetes Display daher. Auch die Auskerbung für die Frontkamera fällt kleiner aus, da Huawei auf eine dritte Linse und vermutlich auf die mutmasslich teure 3-D-Gesichtsentsperrung verzichtet. Alternativ scheint auch das Mate 30 einen In-Display-Fingerabdrucksensor zu besitzen.

Je nach Land können sich die Spezifikationen bei Speicher und RAM unterscheiden. Das Standard-Modell soll 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB internen Speicherplatz haben.

Die Rückseite zeigt ebenfalls eine runde Vierfach-Kamera, die gegenüber der Kamera im Top-Modell leicht abgespeckte Spezifikationen haben wird.

Mate 30 Lite

Huawei packt 2019 selbst in sein Budget-Smartphone eine Vierfach-Kamera für Potrait-, Zoom-, Ultraweitwinkel- und allenfalls Makroaufnahmen, was der Konkurrenz einige Kopfschmerzen bereiten dürfte. (Source: twitter / @evleaks via Watson.ch)

Obwohl das Mate 30 Pro mit seinem auffälligen Curved-OLED-Display und der runden Vierfach-Kamera am Donnerstag im Mittelpunkt des Medieninteresses stehen wird, ist bei den Kunden vielleicht doch eher das Lite-Modell der heimliche Star. Lite stand bislang für vernünftige Spezifikationen für wenig Geld und das Mate 30 Lite dürfte hier keine Ausnahme machen.

Laut Smartphone-Leaker Evan Blass wird mit den folgenden Spezifikationen gerechnet:

  • IPS-Display: 6,26 Zoll FHD+ (2340 × 1080 Pixel)

  • Prozessor: Kirin 810 (entspricht etwa Qualcomms Snapdragon 730)

  • Arbeitsspeicher: Maximal 8 GB

  • Speicher: Max. 256 GB (erweiterbar)

  • Akku: 4000 mAh

  • Hauptkamera: 48+8+2+2 Megapixel

  • Frontkamera: 32 Megapixel

  • Fingerabdruck-Sensor auf der Rückseite

  • Betriebssystem: Android 10

Mate 30 Porsche

Das Mate 30 Pro in der Porsche-Edition (Source: twitter / @evleaks via Watson.ch)

Für Gutbetuchte hat Huawei auch dieses Jahr wieder die luxuriöse Porsche-Edition im Leder-Look im Angebot. Das Porsche-Modell ist quasi ein Mate 30 Pro auf Steroiden, ein limitiertes Liebhaber-Modell mit Angeber-Spezifikationen, die kein Mensch braucht, dem Kunden aber das wohlige Gefühl vermitteln, etwas ganz Besonderes zu besitzen.

Das grosse ABER ...

Stand heute steht fest: Huawei wird die Mate-30-Serie am Donnerstag in München präsentieren. Ebenfalls Stand heute würden die neuen Huawei-Smartphones zwar mit Android 10, aber ohne Googles App-Store ausgeliefert, da die USA die notwendige Lizenz verweigern. Huawei müsste also eine Lösung finden, die es Kunden trotzdem ermöglicht, Anwendungen ihrer Wahl zu installieren.

Huaweis (und Googles) Plan B ist vermutlich die möglichst schmerzlose, sprich einfache, nachträgliche Installation des Google Play Stores. Ob die Kunden dabei mitspielen, ist die andere Frage. Huawei und Google werden daher alles daransetzen, doch noch eine Lizenz des US-Handelsministeriums für die Nutzung der Google-Apps zu bekommen. Kommt diese Genehmigung nicht sehr bald, dürfte es zu Verzögerungen beim europäischen Marktstart kommen.

Macht Donald Trump Ernst, muss sich Huawei entscheiden, ob man das Mate 30 (Pro) ohne Play Store und Google-Apps veröffentlichen will – oder den Start in Europa hinausschiebt, bis die USA und China allenfalls doch noch eine Einigung erzielen (wonach es aktuell nicht aussieht).

Gleichzeitig treibt Huawei die Entwicklung seiner Android-Alternative HarmonyOS voran. Für aktuelle Produkte werde man bei Android bleiben, sagte Huawei wiederholt. Aber "wenn die Beschränkungen uns gegenüber bestehen bleiben, werden wir für künftige Produkte unser eigenes HarmonyOS verwenden. Beispielsweise beim P40, das für das Frühjahr 2020 geplant ist", sagte Richard Yu gegenüber Spiegel Online.

Eine unverhohlene Kampfansage an die USA, doch bis das neue Betriebssystem eine ernstzunehmende Konkurrenz für Android ist, dürfte noch reichlich Wasser den Jangtse hinunterfliessen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Watson.ch

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