Fachartikel

Kommunikationsstandards in der digitalen Pathologie

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von Damien de Courten Dr. sc. ETH Zürich, Berater bei Indema & Anna Hitz, Partnerin Geschäftsbereich Healthcare bei Indema

Die digitale Pathologie ist zur entscheidenden Disziplin in der Diagnostik geworden. Wie in der Radiologie ist DICOM als Kommunikationsstandard für eine erfolgreiche Implementierung für ­einen Best-of-Breed-Ansatz ohne Silos unerlässlich.

Histopathologie ist die medizinische Untersuchung von sehr dünnen Gewebeschnitten unter dem Mikroskop, um eine klinische Diagnose zu erreichen. Die Prozesse von der Qualitätskontrolle bis hin zur Diagnostik werden derzeit digitalisiert. Die digitale Pathologie umfasst unter anderem auch das Scannen der histologischen Präparate, ihre anschliessende Speicherung und Bereitstellung an die Pathologen sowie Funktionen zur Kollaboration.

DICOM als Standard

Interoperabilität ist ein grosses Thema im Gesundheitswesen. Standards wie HL7 für nicht-bildgebende Kommunikation, LOINC und Snomed CT für die Kodierung medizinischer Informationen und FHIR sind auch für die digitale Pathologie relevant. Ein Kommunikationsstandard scheint jedoch von besonderem Interesse zu sein: Digital Imaging and Communications in Medicine (DICOM).

DICOM wurde bereits 1983 für Röntgenbilder eingeführt, heute ist der Standard in der Radiologie omnipräsent. Die Interoperabilität zwischen medizinischen Applikationen ist, unabhängig von der verwendeten Plattform, gewährleistet. Die Arbeitsabläufe werden optimal unterstützt und die Endanwender können die am besten geeigneten Geräte einsetzen. Die Gründung einer DICOM-Arbeitsgruppe für digitale Pathologie folgte erst im Jahr 2005, weshalb in diesem Gebiet heute noch proprietäre Dateiformate dominieren. DICOM für digitale Pathologie ist noch jung, aber bereit für die Einführung schneller und zukunftsorientier Infrastrukturen und Arbeitsabläufe.

Ein Google-Earth-Zoom für Gewebe

DICOM ist ein offener Kommunikationsstandard für Geräte, In­frastrukturen und Software. Er enthält nicht nur die Bilddaten, bei denen die verschiedenen Zoomstufen als Pyramide, wie bei Google Earth den Mikroskopobjektiven entsprechen und bereits fokussiert sind, sondern auch Metadaten mit allen relevanten patientenbezogenen Informationen. Dies macht den Standard für den Workflow in der digitalen Pathologie äusserst wertvoll.

DICOM wird ebenfalls zur Speicherung unveränderter Daten verwendet. Bei der Speicherung kann DICOM in puncto Übertragungsgeschwindigkeit nicht mit proprietären Formaten mithalten. Dafür ist der Standard für das Lesen der Daten optimiert, garantiert eine nahtlose Anzeige der Schnittpräparate und verhindert somit Engpässe im Workflow. Als offenes Dateiformat für digitale Pathologie gewährleistet DICOM auch einen Best-of-Breed-Ansatz, bei dem jede Komponente im System einzeln ausgetauscht oder aufgerüstet werden kann. Durch die Verwendung des DICOM-Standards wie in der Radiologie kann der Pathologe Evidenzen am Tumorboard zur Unterstützung der Dia­gnostik leicht präsentieren. Es werden keine Silos implementiert.

In Schweden bereits geprüft

Die Vorteile von DICOM in der digitalen Pathologie hat das VGR-Krankenhausnetzwerk in Schweden mit seinem Digitalisierungsprojekt bewiesen. Alle beteiligten Spitäler nutzen weiterhin ihre eigenen IT-Systeme, und die Daten aus den verschiedenen Laborinformationssystemen (LIS) werden zusammengeführt. Auf acht Scannern werden dezentral über 2000 Gewebeproben pro Tag digitalisiert und im zentralen Universalarchiv gespeichert. DICOM ist zentral für zukunftsorientierte Workflows. Deshalb wird der Standard in Pathologieabteilungen bald allgegenwärtig sein.

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DPF8_170283