Zahl der Firmengründungen stark gesunken

Das fette Fintech-Wachstum ist vorbei

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Die Zahl der Schweizer Fintech-Firmen steigt zwar noch, aber die Goldgräberstimmung scheint vorüber zu sein. Viele Fintechs haben Mühe damit, Kunden zu finden. Und einige Technologien bleiben den Beweis schuldig, dass sie lukrativ sein können.

(Source: phive2015 / iStock.com)
(Source: phive2015 / iStock.com)

Der Schweizer Fintech-Markt hat an Schwung verloren. Die Zahl der Firmen nimmt zwar weiter zu. 2019 zählte die Schweiz aber nur noch 7 Prozent mehr Fintech-Unternehmen gegenüber dem Vorjahr. 2018 sah das noch anders aus: Im Jahresvergleich hatte man einen Zuwachs von 62 Prozent verzeichnet. Das heisst, die Anzahl an hiesigen Fintech-Firmen wächst nun deutlich langsamer, wie aus einer Studie der Hochschule Luzern (HSLU) hervorgeht.

Anzahl der in der Schweiz registrierten Fintech-Unternehmen per Ende des jeweiligen Jahres. (Source: HSLU)

Aktuell zählen die Studienautoren 382 Fintech-Firmen mit Sitz in der Schweiz. Davon bieten knapp 70 Prozent Lösungen im Bereich Investmentmanagement und Banking-Infrastruktur an. Ihre häufigsten Stichworte: Prozessdigitalisierung, Automatisierung. Robotics und Distributed Ledger respektive Blockchain.

Gebremst, aber auch gereift

Die Entwicklung der Anzahl Fintech-Firmen deutet darauf hin, dass der Markt an Momentum verliert. Aber die gute Nachricht ist: "Die Branche ist reifer geworden", teilt die HSLU mit. Das zeige sich etwa daran, dass die durchschnittliche Anzahl Mitarbeiter pro Fintech-Firma steige. Zudem würden die Finanzierungsvolumina wachsen. "Diese Entwicklung kann auch auf die guten Rahmenbedingungen für Fintech-Unternehmen in der Schweiz zurückgeführt werden", lässt sich Studienleiter Thomas Ankenbrand zitieren.

Trotz der guten Rahmenbedingungen kämpfen jedoch viele Fintech-Firmen mit einer Herausforderung: Sie haben den Ergebnissen zufolge Mühe damit, Kunden zu finden. Dies, weil einige Fintech-Unternehmen noch nicht beweisen konnten, dass sie reale Probleme lösen können. Das liegt auch an den jeweiligen Technologien, die mitunter den Beweis schuldig bleiben, einen wirtschaftlichen Mehrwert zu schaffen.

Das betrifft insbesondere Blockchain-Unternehmen. Denn die Distributed-Ledger-Technologie konnte ihre Bedeutung für den Finanzsektor laut den Studienautoren noch nicht zeigen. In der Finanzbranche habe sich deswegen noch keine entsprechende Anwendung breitflächig durchgesetzt.

Fin über Bord - Tech ahoi!

Ein weiterer Befund der Studie lautet, "Tech" gewinnt gegenüber "Fin" an Bedeutung. Dies zeigt die Entwicklung der Ertragsmodelle: 2015 setzten Fintech-Firmen vor allem aufs Kommissionsgeschäft. Das bildet zwar weiterhin den wichtigsten Pfeiler des Geschäftsmodells, nahm aber in den vergangenen fünf Jahren um 11 Prozentpunkte ab.

Von Schweizer Fintech-Unternehmen angewendete Ertragsmodelle. (Source: HSLU)

An Bedeutung gewonnen haben hingegen das Lizenzgeschäft sowie As-a-Service-Modelle. Über die Hälfte der Schweizer Fintech-Unternehmen setzt inzwischen auf Lizenzgebühren oder Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS). Daraus schliessen die Studienautoren, dass die Bedeutung der IT-typischen Modelle im Vergleich zu den Ertragsmodellen aus dem traditionellen Banking zunimmt.

Dominik Wurzer, CEO des Fintech-Unternehmens Contovista, stellte im Interview klar: "Es ist nicht an uns, Banken zu überzeugen". Lesen Sie hier, was Wurzer über Herausforderungen in der Bankenwelt, Partnerschaften und die Einführung von Open Banking in der Schweiz sagte.

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