Digitale Initiativen im Kampf gegen Corona

Update: Jetzt mit der App Corona Science, dem neuen Covidtracker und Help Media

Uhr | Aktualisiert

Der Lockdown gegen die Corona-Pandemie stellt die Schweiz auf den Kopf. Um die Auswirkungen der Krise zu bewältigen, lancieren verschiedene Organisationen und Privatpersonen digitale Initiativen. Ein Überblick.

(Source: mohamed_hassan/pixabay.com)
(Source: mohamed_hassan/pixabay.com)

Die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus stellen Wirtschaft und Gesellschaft vor grosse Herausforderungen. Um die Auswirkungen der Krise zu bewältigen, lancieren verschiedene Organisationen und Privatpersonen digitale Initiativen. Ein Überblick auf Grundlage von Medienberichten und Mitteilungen, der von der Redaktion laufend erweitert wird:

Forschung

  • Die beiden bisher getrennten Plattformen "COVID-​19 Symptom Survey" und "Covidtracker" sind neu unter "Covidtracker.ch" zu einem gemeinsamen "Covid-​19 Symptom-​Tracker" zusammengeführt. Ein Ziel der Befragung ist es, möglichst rasch eine aussagekräftige Karte der potenziellen Gefahrenherde zu erstellen. Diese soll zeigen, wo sich die Fälle der Lungenkrankheit Covid-​19 besonders häufen und wie sich die Pandemie in der Schweiz regional verteilt. Damit könnte man die Eindämmungsmassnahmen sehr gezielt einsetzen, sowie frühzeitig eine zweite Infektionswelle erkennen, schreibt die ETH Zürich.

  • Die von der Berner Fachhochschule BFH und der Genossenschaft Midata entwickelte App "Corona Science" soll es ermöglichen, den Pandemieverlauf und die Belastung der Bevölkerung präziser zu verfolgen. Wissenschaft und Politik sollen so Informationen erhalten, um den Weg zurück in die Normalität besser zu planen. Die von Nutzern eingegebenen Daten werden nicht durch das Team selbst analysiert, sondern anonymisiert und aggregiert allen Interessierten gemäss dem Open-Data-Prinzip zur Verfügung gestellt.

  • Medizininformatiker der ETH Zürich haben ein Monitoring entwickelt, um die Verbreitung des Coronavirus in der Schweiz statistisch zu erfassen und zu überwachen. Das Monitoring soll klären, wie schnell sich das Virus hierzulande verbreitet und in welchen Regionen überdurchschnittlich viele Neuinfektionen auftreten. Die Datenbasis soll eine Onlinebefragung liefern. Alle Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz könnten teilnehmen – auch solche mit milden oder gar keinen Symptomen, teilt die ETH Zürich mit. Das entsprechende Formular liesse sich in wenigen Minuten ausfüllen. Es würden keine persönlichen Daten erfasst, nur statistische Grössen wie Geschlecht, Alter und Grösse des Haushalts sowie die Postleitzahl.

  • ETH-Studierende haben eine Onlineplattform gestartet, die studentische Freiwilligenhilfe für Gesundheitseinrichtungen organisieren soll. Auf der Website "Students4Hospitals" können sich Studierende aller Fachrichtungen aus der ganzen Schweiz für einen freiwilligen Einsatz eintragen. Umgekehrt können Spitäler ihren Bedarf an Freiwilligen anmelden. Einsatzmöglichkeiten für Studierende gebe es etwa in der Administration, als Betreuer von Kindern des Klinikpersonals, für einfache Laborarbeiten und als Hilfe bei einfacher Pflege, wie die ETH Zürich mitteilt. Die Einsätze sind ehrenamtlich oder je nach Einrichtung auf Stundenbasis entlöhnt. Die Einsätze dauern voraussichtlich mehrere Wochen, das geleistete Pensum darf aber 50 Prozent nicht überschreiten.

  • Ein Team von jungen Forscherinnen und Forschern hat eine Daten-Plattform lanciert, die dazu beitragen soll, die Verbreitung von Covid-19 in der Schweiz statistisch zu erfassen. Unterstützt wird das Projekt durch den Kanton Bern. Ziel der Aktion ist es, die Daten zu visualisieren und eine regionale Karte der potenziellen Gefahrenherde zu erstellen, wie der Kanton Bern mitteilt. Je mehr Menschen an dieser Kampagne teilnehmen, desto präziser werden Aussagen zur Ausbreitung von Covid-19 in der Schweiz. Auf der Website covidtracker.ch könnten Nutzer per Formular eine Selbsteinschätzung ihrer Gesundheitssituation abgeben. Die Daten werden laut Mitteilung anonym erfasst, erlauben aber eine lokal differenzierte Aussage über mögliche Infektionsherde.

  • Der Informatiker Daniel Probst stellt unter "Corona-data.ch" eine Live-Statistik zu den Fallzahlen der Corona-Pandemie in der Schweiz online. Die von den Kantonen erhobenen Zahlen zu Infektionen und Todesfällen werden dort ins Verhältnis mit der Gesamtbevölkerung und der Entwicklung im Ausland gesetzt.

  • Zwei Master-Studierende des Fachs Medical Informatics an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) wollen Spitäler und Institutionen mit der Plattform"Medicalinformatics.ch" unterstützen. Auf der Plattform lassen sich Helfer suchen und an jeweiligen Orte, wo ihre Hilfe dringend benötigt wird. "Das Ziel der Plattform www.medicalinformatics.ch ist es, ein Sicherheitsnetz an Freiwilligen für in Not geratene Spitäler und Hilfsinstitutionen aufzubauen", schreibt Mit-Initiator Sebastian Fix auf der Website der FHNW.

  • MariaDB will die Forschung zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie unterstützen. Organisationen im Gesundheitsbereich sowie akademische und gemeinnützige Einrichtungen, die für Erforschung und Bekämpfung der Pandemie für die Datenermittlung und -auswertung Analysemöglichkeiten benötigen, können das neue Cloud-Angebot SkySQL von MariaDB kostenlos nutzen.

Plattformen

  • Sanasearch unterstützt Therapeuten, die Videokonsultationen anbieten, und ihre Patienten kostenlos über einen Chat bei der Suche. So will der E-Health-Dienstleister sicherstellen, dass jeder Besucher zum passenden Therapeuten findet. In der aktuellen Krise würden Patientenanfragen zusätzlich via "support@sanasearch.ch" entgegengenommen und spezifisch an Therapeuten mit Online-Behandlung vermittelt.

  • Das Vergleichsportal vergleiche.ch listet Shops und deren Produkte während der Coronakrise kostenlos. Ziel sei es, dass Dienstleistungsbetriebe wie etwa Coiffeurläden, Gartenbauer, Floristen, Fitness-Center und Beauty-Salons ihre Kundschaft adressieren und einen Teil ihrer Umsatzeinbussen wettmachen könnten, teilt das Vergleichsportal mit und ergänzt: "Da KMU-Angebote oftmals preislich nicht mit denjenigen von grossen Playern mithalten können, werden wir die Angebote der entsprechenden KMUs zusätzlich als "Covid-19 KMU" hervorheben, damit User sich bewusst für einen Solidaritätskauf entscheiden können."

  • Das Schweizerische Rote Kreuz und die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft stellen die Gruppen-App "Five up" für iOS und Android zur Verfügung. Diese sei zur Koordination von Freiwilligenarbeit entwickelt worden. Privatpersonen, Organisationen und Vereine könnten sich auf der Plattform mit Freiwilligen vernetzen und geschlossene Gruppen bilden. Bei "Five up" sehe man direkt, wo es noch Hilfe braucht und wo sich bereits Personen gemeldet haben. Aktivitäten können in der App direkt auf anderen Kanälen geteilt werden. Freiwillige, die einen Hilfsdienst leisten möchten, sowie Personen, die einen bestimmten Dienst benötigen, könnten Angebote auch öffentlich ausschreiben.

Innovation

  • Das Eidgenössische Departement des Innern veranstaltet vom 3. bis 5. April den Online-Hackathon "#VersusVirus". In 48 Stunden sollen kluge Köpfe gemeinsam funktionierende digitale oder analoge Prototypen entwickeln, um dem Coronavirus Lösungen entgegenzustellen. Mitmachen könne jeder, der sich mit Kreativität für die Allgemeinheit engagieren möchte. Voraussetzung sind laut Website eine E-Mail-Adresse, ein Internetzugang und Englischkenntnisse. Gesucht sind ausserdem Aufgabensteller, Mentoren und Unterstützer.

  • Unter dem Hashtag "#CodeVsCovid19" lanciert HackZurich eine Initiative im Kampf gegen das Coronavirus und seine Folgen. Im Rahmen eines Online-Hackathons sollen während 72 Stunden tausende von Personen zusammen an Lösungen für die Herausforderungen des grassierenden Coronavirus arbeiten. Die #CodeVsCovid19-Initiative wurde gemeinsam mit Partnern wie der ETH Zürich, der Careum Stiftung und der CSS Versicherung ins Leben gerufen. Der erste Online-Hackathon startet am Freitag, 27. März 2019. Personen und Organisationen, die von der Krise aktuell betroffen seien, können wiederum ihre Problemstellungen einreichen, damit sie von den Hackathon-Teilnehmern bearbeitet werden können.

Unterstützung für Unternehmen

  • Mit dem Projekt "Supportyourlocal.help.ch" will Help Media vorübergehend geschlossene Läden oder Betriebe mit eingeschränkten Öffnungszeiten unterstützen. Mittels Kauf eines Gutscheines sollen Betriebe trotzdem Umsatz generieren können. Über 8300 Geschäfte und Betriebe hätten sich bis am 16. April registriert.

  • Die Zürcher Internetagentur Update bietet KMUs ein neues Portal in der Coronakrise. Auf der Website "hilf-lokalen-kmu.ch" können Firmen und Geschäfte seit vergangener Woche kostenlos ein Profil erstellen. Dadurch sollen Kunden Informationen über Versandmöglichkeiten, Onlineshop und Lieferservice in Erfahrung bringen. Der Verkauf von Gutscheinen soll Unternehmen in der Region Zürich durch den Lockdown helfen.

  • Eventfrog lanciert einen Online-Ticketverkauf für Livestreams. Das Oltner Event- und Ticketing-Start-up will mit dem Angebot Veranstalter und Künstler adressieren. Diese sollen Events und Auftritte online durchführen – und damit auch Geld verdienen können. Der Verkauf von Tickets für Live-Events sei komplett gebührenfrei, teilt Eventfrog mit.

  • Auf der Webseite "Business.help.ch" können KMUs ihre Verfügbarkeiten ändern und so die Konsumenten schnell und einfach informieren, ob sie noch geöffnet sind. Daneben finde der Besucher aktuelle Informationen, Pressekonferenzen, Point de Presse und den Livestream des Schweizer Bundesrat und des BAG auf der Startseite. Die Firmen-Informationen stammen vom Help.ch-Branchenbuch und vom Schweizer Handelsregister.

  • Ticketpark stellt Veranstaltern eine technische Streaming-Plattform zur Verfügung. Dort können Veranstalter Webinar, Online-Konzert oder Internet-Lesung weiterhin kostenpflichtig (oder kostenlos) durchführen und das Streaming ins Ticketing einbauen.

  • Die Digitalagentur Mind hat eine Plattform für das lokale Gewerbe gestartet. Die Website lokal.loyal.ch soll Unternehmen aus der Stadt und Region Winterthur als neuer Verkaufskanal dienen. 80 Anbieter seien bereits an Bord, heisst es in einer Mitteilung. Bei jedem Unternehmen sei auf der Website ersichtlich, wie unter den aktuellen Einschränkungen weiterhin eingekauft werden kann – ob über einen Onlineshop, Bestellung per E-Mail, telefonisch oder auch über Whatsapp oder Instagram. Ebenfalls ersichtlich sei, wie die Angebote zur Kundschaft kämen, ob durch Abholung, Auslieferung oder Postversand.

  • Das Lieferdienst-Start-up Smood übernimmt bis auf weiteres die Liefergebühren für lokale Restaurants. Konkret gelte das Angebot für Restaurants mit einer Distanz von bis zu 3 Kilometern zu der entsprechenden Lieferadresse. Die Massnahme sei auf unbestimmte Zeit gültig. Gastronomen können sich über die Partnerseite bei Smood registrieren.

  • Die Luzerner Agentur Go 2 Flow entwickelte die Gutscheinplattform "Wir-sind-luzern.ch". Sie soll Läden und Restaurants in der Stadt Luzern während der aussergewöhnlichen Situation unterstützen. Ladenbesitzer und Restaurationsbetriebe haben dort die Möglichkeit, ihre Dienstleistungen heute als Gutscheine in unterschiedlichen Beträgen anzubieten. Die Einlösung der Gutscheine erfolgt dann nach der Wiedereröffnung des Betriebs. Dadurch sollen die Geschäfte auch während der Schliessung Umsatz generieren können.

  • Der IT-Dienstleister Klara lanciert die Webapplikation "Covida.ch". Mit ihr sollen Schweizer Konsumenten einen Solidaritätsbeitrag an ihre Lieblingsgeschäfte bekunden können. Nutzer könnten auf der Plattform die Information hinterlassen, was beim nächsten Besuch konsumiert oder gekauft werde. Der Firmenbesitzer könne jederzeit einsehen, was via Covida versprochen wird. Bezahlt werde der Solidaritätsbetrag vom Konsumenten beim nächsten Besuch vor Ort.

  • Die Onlineplattform Velocorner erlässt seinen Handelspartnern für bis zu zwei Monate alle Abonnementskosten. Zudem wolle Velocorner seine Kunden in ihrer eigenen Kommunikation unterstützen, um deren Geschäft online besser sichtbar zu machen und trotz Krise Velos verkaufen zu können.

  • Der Onlinemarktplatz Ricardo legt ein Programm für Verkaufsläden in der Schweiz auf, die durch den Lockdown vom Handel abgeschnitten sind. Geschäfte, die bis anhin nur stationär ihre Ware angeboten haben, sollen dadurch kurzfristig einen eigenen Onlineshop aufbauen können. Ricardo unterstütze sie bei der Anmeldung, beim Hochladen und der optimalen Präsentation des Warenangebotes auf der Ricardo-Plattform sowie mit Marketingmassnahmen. Zudem stelle Ricardo den neuen Onlinehändlern ein Gebühren-Guthaben von je 1000 Franken zur Verfügung.

  • Jung von Matt/Limmat ruft laut "Klein Report" den sogenannten "Chancen-Hub" ins Leben. Auf der Plattform will die Agentur Texte und Best-Practice-Beispiele zusammenstellen. Es soll unter anderem darum gehen, was für Spielregeln für Marken in Zeiten der Pandemie gelten oder wie unterschiedliche Marken mit der neuen Normalität umgehen.

Unterstützung für Privatpersonen

  • Das Start-up AppArranger will eine Gratis-App lancieren, um Hilfe in der Coronakrise zu koordinieren. Personen, die ihre Hilfe zur Verfügung stellen wollen, sollen im "HelpArranger" angeben, welche Dienste sie anbieten können. Die Hilfeleistungen wie Einkäufe, Abfallentsorgung, Taxifahrten oder Kinderbetreuung werden dann standardisiert und vereinheitlicht. Ebenfalls wird der Ort eingetragen, an dem Hilfe und Dienstleistungen angeboten werden.

  • Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) hat sein Angebot an kostenlosen Onlinekursen zu Digitalisierungs-Themen ausgebaut. Um den während der Coronavirus-Pandemie stark steigenden Weiterbildungsbedarf zu decken, schuf das HPI die Möglichkeit, acht weitere Gratiskurse zu belegen und mit einem Zeugnis abzuschliessen. Das Material ist auf der Lernplattform "openHPI" zu finden. Die Aktion, die zunächst bis zum 30. Juni befristet ist, umfasst Kurse für IT-Einsteiger und -Experten jeden Alters zu aktuellen Themen wie Internet- und Blockchain-Technologien, aber auch Programmierung und Algorithmen.

  • Der Verband Wirtschaftsfrauen Schweiz lanciert eine Initiative, um Inhaberinnen von kleineren KMUs, Geschäftsfrauen mit eigenem Business, Einfrau-Unternehmerinnen, selbständigerwerbende Frauen und Freelancerinnen zu unterstützen. Auf der Webseite "Corona-solidaritaet.ch" schaltet der Verband Angebote von Frauen auf, die für andere Frauen kostenlose Dienstleistungen anbieten. Die Hilfeleistungen können sowohl auf das Business- wie auch auf das Familien- oder Privatleben ausgerichtet sein.

  • Die Stiftung Pro Mente Sana und die Berner Fachhochschule machen die Plattform "inCLOUsiv" öffentlich zugänglich. Sie soll ein Online-Begegnungsraum für Dialoge und dringliche Fragen rund um die psychische Gesundheit während der Corona-Pandemie sein. inCLOUsiv biete regelmässige Beiträge und Tipps rund um die psychische Gesundheit, tägliche Live-Chats mit Fachpersonen und Betroffenen zu aktuellen Themen sowie ein Forum, in dem sich die Nutzer austauschen können. Zuvor lief die Plattform als Test im geschlossenen Rahmen.

  • Remy Fabrikant, CEO der Agentur Team Cosmo, rief die Ratgeber-Website "Was-mach-ich-jetzt.ch" ins Leben. Sie soll Unternehmen und Freelancer in der Kreativbranche mit Informationen rund um Kurzarbeit und Soforthilfe versorgen. Ein Blog hält auf dem Laufenden. "Wer kein finanzielles Polster hat, dem droht der Konkurs", schreibt Fabrikant auf Linkedin. "Darum habe ich diese Site gebaut, um all denjenigen zu helfen, die gerade nicht wissen was zu tun ist."

Wie Bund und Kantone Unternehmen in der Coronakrise unter die Arme greifen wollen, erfahren Sie hier.

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DPF8_175030