Patienten aus der Ferne behandeln

Die Schweizer Telemedizin boomt dank der Coronakrise

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Nach dem Ausbruch von Covid-19 entwickeln oder lancieren mehrere Schweizer Unternehmen Online-Videolösungen, damit Ärzte Patienten aus der Ferne behandeln können. Dies entlastet Gesundheitseinrichtungen und deren Angestellte.

Die Telemedizin ermöglicht es, Social-Distancing-Regeln einzuhalten. (Source: simpson33)
Die Telemedizin ermöglicht es, Social-Distancing-Regeln einzuhalten. (Source: simpson33)

Aufgrund der Coronavirus-Krise werden in der Schweiz verschiedene Initiativen ergriffen, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Eine der Lösungen zur Entlastung von Gesundheitspersonal und Spitälern ist die Telemedizin. Die WHO empfiehlt den Einsatz von Fernkonsultationen, um den direkten Kontakt mit den Patienten so weit wie möglich einzuschränken und die Verbreitung von Covid-19 zu vermeiden.

Empfehlungen der Schweizerischen Ärztekammer

Der Berufsverband der Schweizer Ärzte (FMH) hat ein Merkblatt (hier als PDF) erstellt, um Ärzte "über die Möglichkeiten der sicheren telemedizinischen Konsultation im Kontext der COVID-19-Pandemie zu informieren. Zusätzlich bietet der Verband einen "Anleitung für Sprechstunden per Anruf oder Video" (PDF).

Der FMH hat die wichtigsten Messaging- und Videolösungen überprüft und ihre Vorteile und Risiken beurteilt. Während Zoom, Cisco WebEx und Video empfohlen werden, rät er von Skype ab, da der Service demnach nicht ausreichend sicher sei. Explizit empfiehlt die Ärztekammer "HIN Talk Video", ein kostenloser Dienst, der "strengsten Sicherheitsvorkehrungen" unterliege. Er wird von Health Info Net (HIN) entwickelt, deren sichere Kommunikationsplattform viele Schweizer Gesundheitsdienstleister nutzen. Derzeit funktioniert die Lösung jedoch nur auf Chrom- und Desktop-Geräten.

Eedoctors erweitert sein Angebot während der Epidemie

Derweil weitet Eedoctors die Nutzung ihrer virtuellen Arztpraxis auf Hausärzte, Spitäler und andere Gesundheitszentren aus. Sie können mit der Anwendung des Berner Start-ups etwa Rezepte ausstellen und Patienten bei Bedarf an einen Facharzt, ein Krankenhaus oder eine Notfallpraxis überweisen. Während der gesamten Epidemie können unbegrenzt viele Videokonsultationen durchgeführt werden. Das Unternehmen stellt Schulungsunterlagen und Support bereit und verrechnet medizinischem Fachpersonal einen Spezialtarif.

Die Lösung des 2017 gegründeten Unternehmens Eedoctors ist von allen Krankenkassen anerkannt. Die Anwendung, die auf iOS und Android verfügbar ist, verspricht Beratungen an jedem Tag des Jahres, von 8 bis 21 Uhr. Konsultationen finden online statt. Ein Termin müsse vorher nicht vereinbart werden, und die Preise seien an die Tarife von Tarmed angepasst. Die Vorabklärung – die schriftliche Beantwortung einiger einfacher Fragen – sei gänzlich kostenlos. Die Berner Firma sagt, dass mehr als 90 Prozent der allgemeinmedizinischen Fälle mittels einer Videokonsultation behandelt werden können.

Auch Onedoc mischt bei Videokonsultationen mit

Auch das Genfer Start-up Onedoc hat ein eigenes Videokonsultationsmodul entwickelt, das medizinischen Praktikern mindestens bis Ende Mai kostenlos zur Verfügung steht. Am Projekt waren Allgemeinmediziner, Fachärzte und die Gruppen Magellan und Arsanté beteiligt. Die Lösung war ursprünglich für Sommer 2020 geplant, wurde nun aber quasi notfallmässig vorgezogen.

Onedoc wurde 2017 gegründet und führt etwa ein Online-Branchenverzeichnis, über welches sich auch Termine bei mehr als 50.000 Ärzten und Therapeuten buchen lassen. Neu können Patienten einen Termin für eine Onlinekonsultation vereinbaren und erhalten dann einen entsprechenden Link zur virtuellen Praxis. Der Videodienst ist von den Krankenkassen anerkannt und wird nach Tarmed-Tarifen abgerechnet. Um die Sicherheit zu gewährleisten, werde die Videoverbindung direkt zwischen Arzt und Patient aufgebaut und laufe nicht über die Schweizer Server von Onedoc, erklärt das Start-up.

Erst kürzlich hat der Softwarehersteller MLS ein Modul zur Corona-Dokumentation veröffentlicht. Erfahren Sie, was dieses alles kann.

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