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Das Cloud-Phänomen heute

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von Stella Gatziu Grivas, Leiterin Kompetenzschwerpunkt Cloud Computing, Digitalisation & Transformation an der Fachhochschule Nordwestschweiz

Jedes Phänomen in der Natur lässt sich beschreiben, hat eine Ursache und eine Auswirkung. Das gilt ebenfalls für das Cloud-Phänomen der heutigen Zeit. Eine kurze Analyse.

Das Cloud-Phänomen lässt sich gut in Zahlen beschreiben. Viele Studien belegen, wie die Nutzung von Cloud-Services jährlich steigt. Cloud ist für viele Unternehmen zur Normalität geworden. Dabei gibt es jedoch Unterschiede in den verschiedenen Branchen. Die IT-Branche verfügt über eine starke Cloudnutzung, während Industrien wie der Bau noch abwarten. Eine besonders grosse Bewegung zeigt sich bei den stark regulierten Branchen wie der Finanzindustrie. Konkret beispielsweise mit der Öffnung von Cloud Data Centern der Hyperscalers in der Schweiz und der engen Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden, um die rechtlichen Vorgaben verschiedener Industrien zu adressieren. Hybrid-Cloud und Multi-Cloud waren einst Trends und dominieren heute die IT Landschaft - voll im Sinne einer Best-of-Breed Philosophie um Risiken besser abzuwägen. Der Cloudmarkt und die steigenden Quartalszahlen der Cloudanbieter freuen die Investoren und schüren hohe Erwartungen, wie etwa die, dass die Service-Qualität auch im Hinblick auf Sicherheit noch steigen wird. Cloudskeptiker sehen sich mit der Tatsache konfrontiert, dass in der nächsten Zeit die on-premise Lösungen von der Cloud verdrängt werden.

Der Ursache und der Auswirkung des Cloud-Phänomens auf der Spur

Die Gründe für das Cloud-Phänomen wurden mehrfach genannt. Seit 2014 wird Cloud als Enabler der Digitalisierung betrachtet. Cloud unterstützt die Entwicklung von weiteren digitalen Technologien wie IoT, Machine Learning oder Robotik durch die schier unendliche Speicherkapazität und offene Plattformen. Entwickler erhalten dadurch grosse Freiräume. Die Einbettung von digitalen Technologien in ihrer Anwendungsentwicklung mit Programmiersprachen, Tools, vorgefertigten Bausteinen usw. ermöglichen das Arbeiten in hoher Geschwindigkeit. Schlussendlich ist diese Geschwindigkeit und Time to Market vom Business verlangt, damit die Positionierung des Unternehmens im Markt bewahrt und ausgeweitet wird. Agile Innovationsentwicklung ist oft nur in der Cloud ohne Vorabinvestitionen möglich. Die aktuelle Corona-Krise hat ausserdem bestens bewiesen, wie die Cloud unser Arbeitsleben massiv unterstützt hat. Zoom, Teams & Co laufen und skalieren in der Cloud.

Das Cloud-Phänomen hat gravierende Änderungen in der Unternehmens-IT mit sich gebracht. Das zeigt sich an einer ganzen Reihe von Technologien, die mit der Cloud zusammen die Modernisierung der IT vorantreiben. Die Applikationsentwicklung verändert sich rasant. Begriffe wie Kubernetes und Microservices sind bei DevOps Entwicklern keine Fremdwörter mehr und ermöglichen die Bereitstellung von skalierbaren, robusten und fehlertoleranten Applikationen und zwar agil und mit der Geschwindigkeit, die das Business verlangt. Verantwortliche von IT- Infrastrukturen nutzen Ansätze wie Serverles, Infrastructure-as-a Code, um eine Automatisierung und flexible und schnelle Bereitstellung der Infrastruktur zu erreichen. Die Suche nach Fehlern und die Korrektur mithilfe automatisierter Bots sind heute bei einigen Unternehmen an der Tagesordnung.

Im Zuge dieser Entwicklungen verändert sich ebenfalls das Berufsbild des Informatikers. Gleichzeitig verschärft sich der Fachkräftemangel, obwohl die Weiterbildungsprogramme und die Ausbildungsstudiengänge in Informatik und Wirtschaftsinformatik hohe Studierendenzahlen aufweisen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass heute jedes Unternehmen das Cloud-Phänomen erkennen, die Ursachen verstehen und die Auswirkung wahrnehmen muss. Dafür braucht es auch ein neues Mindset bei Business und IT-Mitarbeitenden und eine Kooperationskultur im Unternehmen. Letztlich ist es der Mensch, der mit Unterstützung der Technologie, Cloud in diesem Fall, das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft positioniert.

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