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2015 – der Monsterdeal und eine glückliche Scheidung

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Zwei Deals prägen das Technologiejahr 2015: Die grösste Übernahme und die grösste Aufspaltung in der Geschichte der IT-Branche. Für einen Hersteller beginnt das Jahr indes mit einem fischigen Skandälchen: Lenovo liefert Laptops mit gefährlicher Software aus.

Netzwoche-Ausgaben aus dem Jahr 2015. (Source: Netzmedien)
Netzwoche-Ausgaben aus dem Jahr 2015. (Source: Netzmedien)

Ein mieser Start für Lenovo: Der chinesische Hersteller lässt sich im Februar dabei erwischen, wie er Laptops mit vorinstallierter Adware namens Superfish ausliefert. Das Programm ist nicht nur lästig, weil es ungefragt Werbung einblendet – es stellt auch eine erhebliche Gefahrenquelle dar, wie "Slate" berichtet. Lenovos Superfish-Skandal sei das "vermutlich Schlimmste, was ein Hersteller jemals seinen Kunden angetan hat", zitiert das Magazin den Security-Forscher Marc Rogers. Die entsprechende Sicherheitslücke sei "really, really bad".

Immerhin steht der Hersteller zum Fehler. "Lenovo sagt Sorry", titelt Netzwoche-Redaktor Christoph Grau. Der Hersteller zahlt denn auch 7,3 Millionen US-Dollar Strafe – allerdings erst Jahre später.

Zusammen stirbt man weniger allein

Die paar Millionen sind allerdings ein Klacks im Vergleich zum Betrag, den Michael Dell hinblättert: Für die Rekordsumme von 67 Milliarden Dollar kauft Dell den Speicherriesen EMC. Es ist die grösste Fusion der Technologiegeschichte – abgesehen von einem wahnwitzigen Deal aus dem Jahre 2000, als der Internetdienstleister AOL den Medienkonzern Time Warner für 164 Milliarden Dollar aufkaufte.

Im Gegensatz zum Zusammenschluss von AOL und Time Warner hat der Deal zwischen Dell und EMC Bestand. Dies, obwohl die Aussichten anfangs noch düster sind. Die Dell-EMC-Fusion soll nur eines bezwecken: den Niedergang der beiden Traditionsfirmen aufhalten, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" unter dem temperamentvollen Titel: "Stirb langsamer".

Besser klein als klinisch tot

"Lieber klein als tot" – so wird Antonio Neri erst drei Jahre später auf den Punkt bringen, warum es 2015 dazu kommt, dass sich Hewlett-Packard aufspaltet. Wobei "klein" etwas tiefgestapelt klingt. Immerhin teilt sich ein börsenkotierter 100-Milliarden-Dollar-Konzern in zwei von einander unabhängige börsenkotierte 50-Milliarden-Dollar-Konzerne. Der eine nennt sich fortan HP Inc. und kümmert sich ums Geschäft mit PCs und Druckern. Der andere heisst Hewlett Packard Enterprise und beackert das Business mit Storage, Netzwerkausrüstung, Software und Services.

"Die Aufspaltung markiert das Ende von HPs Schlingerkurs seit 2010", schreibt Netzwoche-Chefredaktor Marc Landis im Dezember. Der Eiertanz begann mit der Entlassung des damaligen CEO Mark Hurd. Sein glückloser Nachfolger, der deutsche Léo Apotheker, hatte dann wohl die richtige Idee. Schon er propagierte die Abspaltung des PC-Geschäfts vom restlichen Unternehmen. Doch Apotheker hatte es nicht so mit dem Auftreten. Seine Finanzchefin soll dem Verwaltungsratspräsidenten geschrieben haben, der CEO gelte in der Öffentlichkeit als "lebende Leiche", berichtet das "Manager Magazin".

Nun ist Apothekers Nachfolgerin Meg Whitman am Drücker. An HPEs Hausmesse Discover bezeichnet sie die Firmenteilung als die grösste Aufspaltung der Wirtschaftsgeschichte. 12 Monate und zehntausende Entlassungen später ist das Transformationsprojekt vollendet: Seit Anfang November ist die alte HP passé – und zwei brandneue HPs drängen in den Markt.

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