Best of Swiss Web 2020

So wurde "MySwitzerland.com" zum Master of Swiss Web

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MySwitzerland.com hat bei Best of Swiss Web 2020 abgeräumt: dreimal Gold und den diesjährigen Titel des Master of Swiss Web. Projektleiter Markus Dittli von Schweiz Tourismus spricht über die Hintergründe und Herausforderungen des Projekts - und darüber, was er rückblickend anders machen würde.

Projektleiter Markus Dittli von Schweiz Tourismus (Source: zVg)
Projektleiter Markus Dittli von Schweiz Tourismus (Source: zVg)

Herzliche Gratulation zum Gewinn des Titels Master of Swiss Web 2020! Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Markus Dittli: Unglaublich viel! Was vordergründig als Ergebnis so einfach aussieht und leicht und inspirierend daherkommt, ist mit sehr viel Schweiss und Herzblut über eine längere Projektzeit entstanden. Es ist eine Bestätigung, die doppelt Freude macht, weil sie gleichermassen von Fachjury, den Netzwoche-Leserinnen und -Lesern sowie den Award-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern honoriert wurde.

Mit MySwitzerland.com haben Sie nicht nur den Master-Titel, sondern auch dreimal Gold gewonnen. Was denken Sie: Wie haben Sie die Jurys überzeugt?

Ich bin der Meinung, dass es uns gelungen ist, mithilfe von modernsten technischen Möglichkeiten unsere Gäste und somit auch die Jury in den Bann des Ferien- und Reiselands Schweiz zu ziehen. Unser Hauptauftrag ist die Gewinnung von neuen Gästen, und hierfür ist es essenziell, dass die Gäste in die Erlebnisse, die Jahreszeiten und die Vielfältigkeit der Schweiz eintauchen können, sich in der Schönheit des Reiselandes Schweiz verlieren und sich schliesslich auch verlieben. Es ist aber nicht nur die Inspiration, welche zählt, es gilt auch diese Vielfalt an Erlebnissen und Angeboten auf der Website international zugänglich zu machen. Ich denke, dass uns dieser Mix gut gelungen ist, dass die Tiefe und Breite des Inhaltes sowie dessen Zugänglichkeit überzeugt und wir deshalb auch in den Kategorien Crea­tion, Technology und Usability die Gold-Boje gewinnen durften.

Was gefällt Ihnen an der Website am besten?

MySwitzerland.com ist inspirierend und gleichzeitig auch umfassend informativ. Auch als versierte Kennerin und versierter Kenner der Schweiz entdeckt man immer wieder Neues. Im Rahmen meiner Tätigkeit geschieht es regelmäs­sig, dass ich mich urplötzlich mit einem interessanten Erlebnis auseinandersetze und von meinem eigentlichen Ziel ablenken lasse. Die Qualität von MySwitzerland.com steckt darin, dass wir die ganze Breite - von Inspiration bis hin zu buchbaren Erlebnissen - abdecken können. Unsere Web­site zieht den Gast förmlich rein, und durch die Aggregation und Kombination der Inhalte entsteht ein Sog, welcher einen nur schwer loslässt.

Auf welche Funktionen sind Sie besonders stolz?

Ganz klar: Der Video-Inspirationskalender mit 48 Drohnenvideos, welcher die Vielfalt und die Schönheit der Schweiz eindrücklich und interaktiv erlebbar macht. Besonders erwähnen möchte ich aber auch die Map-Funktio­nalität auf MySwitzerland.com/map, welche eine geografische Sicht auf die Vielfältigkeit der Schweiz wirft und in einer bis anhin unbekannten Art und Weise aufzeigt.

Was hat Sie zum Projekt inspiriert?

Es brauchte weniger Inspiration, als Durchsetzungs- und Verhandlungsgeschick, um dieses Projekt zu initiieren. Die vormalige Plattform war eine Eigenentwicklung und ist ans Ende ihres Lebenszyklus gekommen. Als das neue Projekt dann initiiert war, haben wir uns in der Konzeptphase sehr stark an internationalen Playern orientiert und auch Konkurrenzanalysen getätigt. Darauf aufbauend konnten wir unsere eigenen Schwächen identifizieren und gleichzeitig aber auch die Stärken in unser Produkt einbringen.

Was waren die grössten Herausforderungen bei der Umsetzung?

Aus koordinativer Sicht: der Spagat zwischen den Gästebedürfnissen und den internen Bedürfnissen. Hier musste unser Team eine Vermittlerrolle wahrnehmen, denn wir hatten uns von Beginn an eine hohe Customer Experience auf die Fahne geschrieben. Dank Usability- und Accessibility-Reviews konnten wir die Fortschritte und Verbesserungen jederzeit messbar machen. Aus fachlich-technischer Sicht: den richtigen Mix zwischen Bewährtem und Innovativem zu finden. Nur mit Innovationen aufzuwarten geht nicht, aber es geht umgekehrt auch nicht ohne. Schon früh im Projekt war klar, dass wir einen Grossteil unserer Inhalte übernehmen wollten. Aus diesem Grund wurden insgesamt 50 000 Inhaltsseiten, 16 Sprachen, 22 Märkte, 400 000 Bilder und Videos migriert. Auch hier mussten wir verschiedene Rollen wahrnehmen. Es galt, jeweils zwischen der Rolle als Bewahrer und der Rolle als Enabler für Innovatio­nen abzuwägen. Aus persönlicher Sicht: die lange Projektlaufzeit mit den öffentlichen Ausschreibungen, die zeit­intensive Phase der Migration und auch längeren Durststrecken, in denen man das Gefühl hatte, nicht schnell genug vorwärtszukommen.

Was würden Sie rückblickend anders anpacken?

Ich würde versuchen, in vielen Fällen noch iterativer vorzugehen, noch mehr MVPs (Minimum viable products) zu bauen, um schneller Rückmeldungen zu erhalten - gerade auch aus Kundensicht. Bei den MVPs würde ich darauf achten, dass möglichst immer auch visuelle und nach aussen sichtbare Ergebnisse drin sind. Im Bereich Testing würde ich möglichst früh ein Setup etablieren, welches die Weiterentwicklung über die Zeit hinweg validiert und sicherstellt, dass Funktionalität und Qualität im Einklang sind. Insgesamt gilt aber: Eine Blaupause für ein solches Projekt gibt es nicht, man muss sich der Situation und den Gegebenheiten anpassen.

Warum hat Schweiz Tourismus für die Umsetzung auf Hinderling Volkart und Unic gesetzt?

Die Aufträge für die Umsetzung für Konzeption und Front­end-Entwicklung sowie Backend-Entwicklung wurden öffentlich ausgeschrieben und die Zuschläge nach öffentlich einsehbaren Kriterien erteilt. Wir haben, nebst dem Preis, auch sehr stark auf qualitative Kriterien und Erfahrungswerte in ähnlichen komplexen Projekten gesetzt. Im Bereich Frontend waren zudem auch Erfahrungen im Bereich Accessibility gefordert.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit erlebt?

Trotz der doch eher längeren Projektdauer äusserst intensiv! Ich kann mich noch sehr gut an viele Diskussionen und angeregte Gespräche erinnern. Ich glaube, wir haben uns gegenseitig gepusht und uns in vielen Situatio­nen einiges abverlangt. Manchmal waren wir mutig und haben Konzepte wieder über den Haufen geworfen. Ein positives Ergebnis daraus ist unter anderem der Video-Inspirationskalender, welcher ursprünglich als Bild­kalender geplant war. Manchmal waren wir aber auch zu defensiv und haben zu lange an bestehenden Konzepten festgehalten. Insgesamt bin ich aber mit der Zusammenarbeit mehr als zufrieden; ohne ein gemeinsames Verständnis und ein gemeinsames Mindset wäre ein solches Projekt nicht möglich gewesen.

Wie geht es mit der Website weiter?

Wir arbeiten seit dem Go-Live kontinuierlich daran, das Erlebnis für den Gast auszubauen. In der nächsten Zeit versuchen wir, den Gast noch besser von der Inspirations- in die Performance-Phase zu begleiten. Zusätzlich werden wir, basierend auf dem realisierten Content-Hub MySwitzerland.com, unsere bestehende Open Data API MySwitzerland.io ausbauen. Damit sollen unsere Inhalte, welche in bis zu 16 Sprachen vorliegen, zukunftsfähig und feingranular der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Einerseits werden wir selber auf dieser API aufsetzen, gleichzeitig ermöglicht es aber auch innovativen Unternehmen in der Schweiz, den touristisch wertvollen Inhalt wiederzuverwenden und somit im Tourismus einen Mehrwert zu generieren.

Webcode
DPF8_195850