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Cisco bringt seinen Webex-Produkten neue Tricks bei

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von René Jaun und fki

Cisco aktualisiert seine Videokonferenzlösung Webex. Die Software lässt sich nun mit Handgesten steuern und soll bald schon simultan übersetzen können. Zudem gibt es eine neue Kamera und weitere Gadgets fürs Büro.

Webex soll neu synchronübersetzen. (Source: Cisco)
Webex soll neu synchronübersetzen. (Source: Cisco)

Unter dem Motto "The Power Of We" hat der Tech-Konzern Cisco die neuesten Features seiner Videokonferenzlösung "Webex" vorgestellt. Das Produkt habe dazu beigetragen, dass Menschen auch während der Pandemie verbunden blieben, eröffnete Cisco-CEO Chuck Robbins seine Keynote. "Webex" solle die Arbeit im Homeoffice, aber auch die Rückkehr ins reguläre Büro ermöglichen, ergänzte Jeetu Patel, SVP and GM of Security and Applications.

Videokonferenzen werden intelligent, mehrsprachig und zeitsparend

Die "Webex" Software habe man komplett überarbeitet, schreibt Cisco in einer Mitteilung. Bereits im Februar hatte der Konzern etwa automatische Untertitel und Transkripte angekündigt. Bald sei es neu möglich, das gehörte per Untertitel in eine andere Sprache übersetzen zu lassen, kündet das Unternehmen an. Unterstützt werden Deutsch, Französisch und Englisch, aber auch Spanisch, Mandarin, Portugiesisch, Arabisch, Russisch, Niederländisch und Japanisch.

Als Novum in der Branche präsentiert Cisco ein Feature, welches reelle Handgesten von Teilnehmern automatisch in entsprechende Emojis übersetzt. Das funktioniere jetzt schon mit der Daumen-Hoch-Geste oder mit Applaus. Künftig könne dieselbe Technologie verwendet werden, um auch lokale Handgesten bestimmter Kulturen zu erkennen und zu übersetzen.

Webex soll bald Handgesten interpretieren können. (Source: Cisco)

Mit diversen erweiterten Funktionen sollen sich Videokonferenzen künftig individueller gestalten lassen. So sei es etwa möglich, die Dauer eines Meetings, die Sprechzeit und die Reihenfolge der Sprecher festzulegen. Man spare erwiesenermassen Zeit, wenn während der Konferenz ein Timer eingeblendet sei, kommentierte Patel. Zudem erlaubt "Webex" neu, das visuelle Layout anzupassen, indem etwa besonders wichtige Sprecher in die Mitte des Bildschirms gesetzt werden.

Für die Zusammenarbeit mit Drittanbieter-Anwendungen gibt es neu das Partnerportal "App Hub". Hier seien zum Start Box, Dropbox, Salesforce, ServiceNow, MIRO, Mural und Workplace by Facebook integriert. "Webex" enthalte aber auch SDKs und APIs, um in andere Anwendungen eingebunden zu werden, hiess es an der Pressekonferenz.

Als weitere Neuerungen nennt Cisco

  • Immersive Share: Inhalte wie Powerpoint-Präsentationen können hinter den Sprecher gelegt werden, ähnlich wie die Technik beim Wetterbericht.

  • Geräuschunterdrückung: Umgebungsgeräusche werden nun herausgefiltert. Dies funktioniere bei raschelndem Papier ebenso gut wie bei Hundegebell oder einem Smoothie-Maker.

  • Sprachsteuerung: Während eines Meetings lassen sich per Sprachkommando Aufgaben und zentrale Punkte hinzufügen.

  • "Huddle": Ermöglicht es, andere Anwender per Klick zu spontanen Mini-Konferenzen einzuladen.

  • Nachrichtensortierung: Künftig kann man sich besonders wichtige Mitteilungen, etwa jene seines Chefs, mit höherer Priorität anzeigen lassen.

  • Höhere Kapazität: Reguläre "Webex" Meetings können bald bis zu 25'000 Teilnehmer erhalten. Im Broadcast-Modus (hier spricht nur ein Teilnehmer, während die anderen zuschauen), seien gar 100'000 möglich.

Das neue Ding für den Desk

Weiter stellte Cisco ein paar neue Geräte vor. Sie seien allesamt geschaffen worden, um die Zusammenarbeit in einer hybriden Arbeitswelt auf ein neues Level zu heben, wie es in der Mitteilung heisst.

Bereits verfügbar ist eine USB-Webcam namens "Webex Desk Camera". Diese warte unter anderem mit einer Gesichtserkennung auf. Zudem hebt Cisco hervor, dass man das eingebaute Mikrofon per Handgeste stumm schalten könne.

Als ganz neue Gerätekategorie präsentiert das Unternehmen den "Webex Desk Hub". Das Gadget soll zentrale Funktionen leichter zugänglich machen, wie es in der Mitteilung heisst. Ohne seinen PC anschalten zu müssen, könne man damit Webex-Anrufe annehmen und Videogespräche in hoher Qualität führen. Vom Mobiltelefon bis zum Bildschirm lassen sich alle möglichen Geräte daran anschliessen. In Firmen mit wechselnden Arbeitsplätzen soll sich ein Mitarbeiter am Desk Hub beispielsweise mit seinem Smartphone authentifizieren können.

Mit "Webex Desk" spendiert Cisco schliesslich dem bereits erhältlichen Kollaborationsgerät "Webex Desk Pro" einen kleinen Bruder. Im Gerät sind Bildschirm, Mikrofon und Kamera verbaut, und gemäss Cisco soll es sich in wenigen Minuten einrichten lassen. "Webex Desk" lasse sich auch als primären Bildschirm für einen angeschlossenen Laptop nutzen und verbinde sich auch mit Videokonferenzdiensten anderer Anbieter.

Produkte für alle – oder auch nicht

Mehrfach wiesen Robbins und Patel auf ihre Vision hin, mit ihren Produkten eine inklusive Gesellschaft zu schaffen. Demnach sollten alle digitalen Arbeiter auf der Welt gleichermassen teilhaben und etwa geografische Standorte kein Nachteil mehr sein. "Jeder soll einen Platz am Tisch erhalten, egal wo der Tisch steht", sagte Patel.

Dass bezüglich Inklusion durchaus noch Verbesserungsbedarf besteht, erlebte derweil der blinde Netzwoche-Redaktor René Jaun. Da der für die Pressekonferenz verwendete "Webex" Client nicht barrierefrei war, gelang es ihm nur mit Mühe, sich überhaupt beim Onlineanlass einzuloggen. Während des Meetings konnte er die meisten Nachrichten im Chatfenster gar nicht lesen. "Es ist Cisco ein wichtiges Anliegen, Webex besser zugänglich für alle zu machen", nimmt Cisco zur mangelhaften Accessibility Stellung und ergänzt: "Sobald es hier Neuigkeiten gibt, werden wir diese gerne mit Ihnen teilen."

Preise und Verfügbarkeit

Die meisten vorgestellten Softwarefunktionen werden gemäss Cisco-Mitteilung im Verlauf von 2021 freigeschaltet. Jetzt schon verfügbar sind anpassbare Layouts von Videokonferenzen, die verbesserte Geräuschunterdrückung, sprachgesteuerte Aktionspunkte sowie die "Huddle" Funktion. "Die neuen Features werden Kunden im monatlichen Release Cycle ohne zusätzliche Kosten zur Verfügung gestellt", schreibt Cisco auf Anfrage.

Die USB-Kamera sei gemäss Cisco auch in der Schweiz erhältlich. Das Unternehmen nennt jedoch keinen Frankenbetrag, sondern 449 US-Dollar als Listenpreis. Die Preise von "Webex Desk Hub" – erhältlich in Q4 2021 – und ""Webex Desk" – erhältlich in Q3 2021 – seien noch nicht verfügbar.

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