Anstelle einer "Swiss Cloud"

Bundesrat plant Schweizer Cloud-Label und Cloud-fähige Verwaltung bis 2025

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von Rodolphe Koller und Übersetzung: René Jaun

Eine neue vom Bundesrat beschlossene Strategie soll es Behörden ermöglichen, public und private Clouds umfassend zu nutzen. Anstelle einer dedizierten eigenen Cloud-Infrastruktur dürfte es künftig eher ein Label für hiesige Anbieter geben.

(Source: destina / Fotolia.com)
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Der Bundesrat hat am 11. Dezember eine Cloud-Strategie für die öffentliche Bundesverwaltung verabschiedet. Der Bund will Cloud-Services nutzen, um die digitale Transformation der Verwaltung zu unterstützen, mehr IT-Sourcing-Optionen zu haben, Agilität und Geschwindigkeit zu erhöhen, skalierbare und belastbare Plattformen zu entwickeln und Kosten zu senken, wie aus dem entsprechenden Bericht hervorgeht. Ziel sei es, die Bundesverwaltung innerhalb von fünf Jahren Cloud-fähig zu machen: "Bis spätestens 2025 verfügt die Bundesverwaltung über die umfassende Fähigkeit, IT-Dienste für die Bundesverwaltung kombiniert aus Private Clouds der eigenen Leistungserbringer sowie aus Public Clouds zur Verfügung zu stellen", schreibt die Behörde. Der erste Schritt bestehe darin, bis 2022 die Verwaltung in die Lage zu versetzen, öffentliche Clouds auf geordnete, sichere und effiziente Weise zu nutzen, um ihren dringenden Bedarf im Rahmen der Digitalen Transformation zu decken.

Delivery, Sourcing und Governance

Die Cloud-Strategie ermöglicht den Behörden verschiedene Delivery-Modelle: Interne und externe Managed Services, Private, Public sowie Hybrid Clouds. Zudem stehen mehrere Sourcing-Optionen offen, wie traditionelle IT, Private Cloud oder Public Cloud, sowie klassisches Outsourcing.

Departemente sollten selbst entscheiden können, auf welchen Public Clouds ihre Anwendungen betrieben werden. Darüber hinaus sieht die Strategie eine Rollen- und Funktionsteilung vor, insbesondere für die Governance von Cloud-Umgebungen.

Ein Label statt einer Schweizer Cloud-Infrastruktur

Befasst hatte sich der Bundesrat auch mit der Schaffung einer "Swiss Cloud". Diese sah er als ergänzende Sourcing-Option, die die Souveränität des Landes garantieren würde und von der sowohl Verwaltungen als auch Unternehmen profitieren könnten. Im April dieses Jahres hatte der Bundesrat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.

Nun legte das eidgenössische Finanzdepartement (EFD) seinen Bericht zur Bedarfsabklärung vor.

Die Studie kommt zum Schluss, dass "der Bedarf an einer 'Swiss Cloud' in Gestalt einer eigenständigen öffentlich-rechtlichen technischen Infrastruktur und als Erfolgsfaktor für den Standort Schweiz" nicht ausgewiesen sei, wie es in einer Mitteilung heisst.

Andererseits bestehe grosses Interesse an einem "Swiss Cloud"-Label für Dienste, die besondere Anforderungen an die Datensouveränität erfüllen. Der Bundesrat hat darum beschlossen, ein Zertifizierungssystem für Cloud-Dienste zu evaluieren und umzusetzen.

Darüber hinaus beabsichtigt die Regierung, die rechtlichen und regulatorischen Probleme, die sich im Zusammenhang mit der Nutzung von Cloud-Diensten ergeben, anzugehen und zu lösen. Schliesslich wollen die Behörden die internationale Beteiligung der Schweiz an europäischen Initiativen wie GAIA-X prüfen.

Die Cloud wird zusehends zur Commodity – und wenn man sich vor einigen Jahren noch den Kopf darüber zerbrach, ob Public oder Private Cloud das Mass der Dinge sei, lautet die Antwort heute: Multi-Cloud. Im Interview spricht der Eurocloud-Swiss-Präsident Martin Andenmatten über den Status quo und die Zukunft des IT-Delivery- und Betriebsmodells Cloud.

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