NFT und digitale Zwillinge

Diese Schweizer Uhrmacher setzen auf Blockchain

Uhr
von Rodolphe Koller und Übersetzung: Ludovic de Werra, kfi

Dubois & Fils hat eine Blockchain-Lösung entwickelt, um Uhr-Liebhabern einen digitalen Zwilling zu bieten. Die Lösung dokumentiert den Lebenszyklus der Uhr, vom eingebauten Uhrwerk über das Design bis hin zu den Besitzerwechseln. Hublot seinerseits wird 200 Käufern seiner Big-Bang-Uhr Non-fungible-Tokens anbieten.

Thomas Steinemann, CEO von Dubois & Fils (Source: zVg)
Thomas Steinemann, CEO von Dubois & Fils (Source: zVg)

Der Schweizer Uhrenhersteller Dubois & Fils hat ein neues Projekt in Angriff genommen, das sich um die Blockchain-Technologie dreht. Das Projekt ist deshalb ungewöhnlich, weil Dubois & Fils, gegründet 1785 in Le Locle, eine der ältesten Schweizer Uhrenmarken darstellt. Durch Blockchain soll eine neue Art der Beziehung zwischen Uhrmachern, Uhren und ihren Besitzern geschaffen werden. Die Verschränkung der neuen Technologie und der Uhrmachertradition ist Thomas Steinemman zu verdanken. 2010 erwarb er die Marke und verfolgt seither eine zweigleisige Strategie. Zunächst erhöhte er das Kaptial über Crowdfunding und die Vermietung von Uhren. Ausserdem kreierte er Uhren in limitierter Auflage, die mit alten Uhrwerken laufen.

Teilhabe am Gestaltungsprozess der Uhr

Genau diese alten Uhrwerke stehen im Mittelpunkt des Blockchain-Projekts. Das Unternehmen hat eine eigene Lösung entwickelt, um jedem der Tausenden von historischen Uhrwerken in seinem Bestand einen digitalen Token zuzuordnen.

Durch den Kauf solcher Token erhalten Enthusiasten Zugang zu gespeicherten Informationen in der Blockchain. Die Uhrmacher werden nach und nach die Uhrwerke auf der Blockchain dokumentieren, etwa mit Entwürfen für das Design der Uhr, für die das Uhrwerk bestimmt ist. Die Idee ist, Enthusiasten in den Prozess des Designs und Herstellung einzubeziehen, erklärt CEO Thomas Steinemann gegenüber ICTjournal. Darüber hinaus ermöglicht der Verkauf der Token, einen Teil des in seinem Uhrwerkbestand gebundenen Kapitals zurückzugewinnen.

Digitaler Zwilling

Am Ende des Herstellungsprozesses können die Besitzerinnen und Besitzer der virtuellen Uhrwerke entscheiden, ob sie die fertige Uhr mit einem Preisnachlass erwerben. Anderseits können sie auch warten, bis jemand anderes die digitale Uhr kauft und den Wert ihrer Tokens mit einem Aufschlag zurückerhalten.

Die Geschichte der Uhr und ihres digitalen Gegenstücks geht weiter. Dubois & Fils plant, einen neuen Token zu kreieren. Dieser soll mit der fertigen Uhr verbunden werden und seinem Besitzer zugutekommen. Der Token erbt die vorhandenen Informationen, welche mit dem Uhrwerk und dem Design der Uhr vernetzt sind. Der Besitzer kann dann diese Informationen über eine Schnittstelle ergänzen. Dieser digitale Zwilling wird so nach und nach mit Texten und Bildern der nachfolgenden Besitzerinnen und Besitzer angereichert und bildet eine digitale Geschichte der Uhr.

Vom Uhrenhersteller zum Anbieter von Krypto-Lösungen

Der von Dubois & Fils entwickelte Prozess basiert auf Blockchain und Smart Contracts. Mit Unterstützung der Kantonalbank Baselland gründete die Uhrenfirma das Unternehmen SwissValueChain, um so Softwarelösungen bezüglich Blockchain zu entwickeln. Sie basieren auf Open-Source-Technologien, während die Blockchain-Daten in der Schweiz gespeichert sind. Thomas Steinmann erhofft sich dadurch, andere Unternehmen von der Lösung SwissValueChain zu überzeugen. Der Geschäftsführer vermerkt gegenüber ICTjournal, bereits einige Anfragen von anderen Unternehmen erhalten zu haben. Ausserdem beabsichtigt er, die Lösung zu nutzen, um die Aktionärsanteile aus der Crowdfunding-Kampagne zu tokenisieren.

Non-fungible-Token bei Hublot

Das Potenzial von Blockchain in der Kundenbeziehung interessiert auch einen anderen Uhrenhersteller: Hublot. Das Unternehmen kündigte Anfang Mai an, den ersten 200 Käuferinnen und Käufern der Big Bang Connected Watch einen Non-fungible-Token (NFT) zu schenken. Jeder Token enthält einen Ausschnitt einer der Podcast-Episoden der Marke. Diese können Besitzerinnen und Besitzer auf Marktplätzen wie OpenSea handeln. Hublot hat die Token mit dem Spezialunternehmen ConsenSys entwickelt.

Die Big Bang Connected Watch von Hublot, welche zur Feier der Fussball-Europameisterschaft auf den Markt kommt. (Source: zVg)

Digitale Zwillingsprojekte sind auf dem Vormarsch, in der Schweiz und anderswo. So plant etwas die deutsche Bahn gemeinsam mit dem Schweizer Hersteller Stadler Rail die Entwicklung eines digitalen Zwillingszug. Mehr Informationen zu digitalen Zwillingen erhalten Sie hier.

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