Verbandsnachrichten Asut

Netto-Null-Mobilität – wie schaffen wir das?

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Der Krieg Russlands in der Ukraine hat deutlich vor Augen geführt, dass die Schweiz immer noch stark von importierten ­fossilen Brennstoffen abhängig ist. Parallel dazu haben Extremwetterereignisse den Klimawandel wieder in den Fokus der öffent­lichen Aufmerksamkeit gerückt. Das führt zur Frage: Schaffen wir den Wandel zu einer emissionsfreien Mobilität mit nach­haltiger Energieversorgung? Und welche Rolle nehmen wir alle dabei ein?

Andreas Kronawitter, its Switzerland. (Source: Thomas Frei)
Andreas Kronawitter, its Switzerland. (Source: Thomas Frei)

Viele von uns haben es nicht für möglich gehalten: Ein gros­ser Krieg bricht in Europa aus. Er stellt die bisher gesichert geglaubte Versorgung mit billigen fossilen Brennstoffen Öl und Gas infrage. Da nur ein kleiner Teil der Vorräte fossiler Brennstoffe in mitteleuropäischen Ländern lagern, ist dies keine vorübergehende Problemstellung: Sie kann sich in anderen Konstellationen wiederholen. Die westlichen Gesellschaften müssen ihre Energieversorgung schnell und diversifiziert auf ein neues Fundament stellen. Die Forschung und Wirtschaft der Industriestaaten wird dadurch in extremis gefordert.

Die Dürre im Sommer 2022 – voraussichtlich der heis­seste in Europa seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen – hat weiten Teilen der Bevölkerung bewusst werden lassen, dass der Klimawandel keine abstrakte Gefahr in ferner Zukunft mehr ist. Fast alle Prognosen der Wissenschaft sind schneller und meist stärker eingetreten, als bisher erwartet. Die Steigerung der Schadens­ausmasse von Dürren, Überschwemmungen und Flächenbränden lassen sich aus den Statistiken der Rückversicherer ablesen. Versicherungen überdenken ihre Geschäftsmodelle: Was wird künftig noch versichert werden können? Selbst bei einem sofortigen Stopp der Verbrennung fossiler Brennstoffe sind Verbesserungen der Lage erst in Jahrzehnten zu erwarten – die bereits angerichteten Schäden im Ökosystem machen sich erst mit jahrelanger Verzögerung bemerkbar. Der Handlungsbedarf ist erkannt – wie sieht es um die Veränderungsbereitschaft aus?

Das alles trifft uns in einer Lage, in der die Verkehrsinfrastrukturen (wieder) überlastet sind – die Coronawellen haben nur eine kurze Entlastung gebracht. Ausbauten der Infrastrukturen sind in den mitteleuropäischen Ländern nicht mehr im grossen Stil machbar und zunehmend auch nicht mehr finanzierbar.

Erste DACH-Konferenz

Wie gehen wir mit diesen riesigen Herausforderungen um? Welche Pläne und Ziele verfolgt die Politik, was ist der Beitrag der Wirtschaft? Und was kann die Technologie beisteuern, um die vorhandenen Infrastrukturen mithilfe von intelligenten Systemen optimal zu nutzen, sodass unsere Mobilität nachhaltiger und effizienter wird? Das sind die Fragen, die an der ersten trinationalen "DACH-Konferenz" der Intelligent-Transport-Systems-Verbände der Schweiz, Österreichs und Deutschlands in Zusammenarbeit mit dem schweizerischen Telekommunikationsverbands Asut, dem Bundesamt für Strassen Astra und dem Touring Club Schweiz TCS diskutiert werden. Herbert Kasser, Generalsekretär des österreichischen Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, wird den Mobilitätsmasterplan 2030 und den Aktionsplan Digitale Transformation in der Mobilität vorstellen. Börje Ekholm, CEO Ericsson, Vincent Ducrot, CEO SBB, und Martin Russ, Direktor Austriatech, werden mit weiteren namhaften Exponenten der Technologie- und Mobilitätsindustrie aus verschiedenen Blickwinkeln vorstellen, welche Lösungsbeiträge bereits existieren, und René Schader von Ummadum und Kathrin Raess von Mybuxi stellen vor, welche Beiträge Start-ups leisten können – und wo sie limitiert sind. Die abschliessende Podiumsdiskussion wird einen kritischen Blick darauf werfen, ob die Pläne und die Umsetzungen weit genug gehen und ausreichend schnell sind, um die eingangs genannten Herausforderungen erfolgreich zu meistern.

Am Ende wird es aber auf uns ankommen – auf alle von uns: Kein politischer Plan, kein noch so gutes neues, nachhaltiges Mobilitätsangebot wird seine Wirkung entfalten, wenn wir – die "User" – nicht mitmachen. Hier stehen wir in der Pflicht, Neues auszuprobieren und unsere Rückmeldungen zur Verbesserung der Services und Produkte zu geben, damit sie weiterentwickelt werden können. Es braucht "Übung" und die Veränderung der eigenen Gewohnheiten, um künftig im Alltag emissionsfrei und nachhaltig unterwegs zu sein. Wenn wir das jetzt gut machen, werden wir in unseren Mobilitätsbedürfnissen weniger eingeschränkt werden, als wenn wir uns nicht verändern – der Mobilitätsektor mit gut 35 Prozent des Energieverbrauchs in der Schweiz und als grösster Emittent von Schadstoffen wird sich massiv verändern müssen. Wir haben es in der Hand, wie das geschehen wird.

Sicher ist: Niemand kann diese Probleme allein lösen. Nicht die Politik, nicht die Wirtschaft, nicht die Forschung, nicht die Bevölkerung, kein einzelnes Land. Es braucht Zusammenarbeit, vielfältiger und intensiver als bisher. Die DACH-Konferenz will dazu einen Beitrag leisten. Der Rest liegt an uns.

Netto-Null-Mobilität – wie schaffen wir das?

Wann: 16. November 2022, 9.00 bis 16.45 Uhr
Ort: Kursaal Bern, Kornhausstrasse 3, 3013 Bern
Anmeldung: events.asut.ch
Hier gehts zum Programm.

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