Verbandsnachrichten von Asut

Immer mobil – sicher und pünktlich am Ziel?

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von Christine D’Anna-­Huber, Redaktion, Asut-Bulletin

Die diesjährige DACH-Mobilitätskonferenz findet am 13. November 2024 im Kursaal Bern statt. Sie geht der Frage nach, wie das Mobilitätssystem der Schweiz auch unter den Bedingungen wachsender und sich wandelnder Anforderungen seine sprichwörtliche Zuverlässigkeit bewahren und die Sicherheit und Resilienz gewährleisten kann. Digitale Technologien spielen dabei eine zentrale Rolle.

(Source: zVg)
(Source: zVg)

Das Schweizer Mobilitätssystem funktioniert. Noch sind grössere Störungen hierzulande selten. Doch sie häufen sich. Reisende und Logistikunternehmen machen die Erfahrung, dass die Zuverlässigkeit und Planbarkeit von Reisen und Transporten abnehmen. Laut Economiesuisse nehmen auf den Schweizer Strassen die Staustunden zu. Und gemäss «SRF» kommen in der Schweiz trotz der im internationalen Vergleich nach wie vor legendären Pünktlichkeit der Schweizer Züge täglich 125 000 Reisende zu spät an, verpassen Anschlüsse oder Termine. 

Ein ungebremstes Mobilitätsbedürfnis in Beruf und Freizeit, gepaart mit Bevölkerungswachstum und veränderten Einkaufsgewohnheiten sind wichtige Treiber dieser Entwicklung. Sie bedeuten, dass für Schiene und Strasse grosse Infrastrukturinvestitionen anstehen. ­Besonders anspruchsvoll ist dabei nicht nur, dass der Ausbau bei laufendem Betrieb erfolgen muss, sondern auch, dass sich zukünftig die Mobilitätsnutzung zunehmend vom Privatverkehr hin zu gemeinschaftlicheren und multimodal vernetzten Mobilitätsformen wie Sharingangeboten, Mietmodellen oder On-Demand-Diensten wandelt – mit weitreichenden Auswirkungen auf die Verkehrsinfrastruktur, den Städtebau und die Umweltpolitik. 

Konkrete Probleme

Doch nicht nur das Mobilitätssystem der Schweiz steht vor einem Stresstest. In den Nachbarländern ist die Situation ähnlich: So steht Österreich vor vergleichbaren Problemen, während sich in Deutschland die negativen Folgen aufgeschobener Investitionen in die Verkehrsinfrastrukturen zeigen. 

Die diesjährige DACH-Mobilitätskonferenz, gemeinschaftlich organisiert vom Schweizerischen Verband für Telekommunikation (Asut), dem Bundesamt für Strassen (ASTRA), ITS Switzerland und TCS sowie den ITS-Organisationen aus Österreich (ITS Austria) und Deutschland (ITS Germany und ITS Mobility), nimmt all diese Herausforderungen an die zukünftige Mobilität in den Blick. So wird beispielsweise der Statistiker und Rückversicherungs­experte Lars Perlich (Aktuar DAV, CADS) aufzeigen, welche Trends im Mobilitätssektor zu beobachten sind, welche Einflüsse neue Konzepte wie Mikromobilität und vernetztes Fahren haben und wie das Management von Extremereignissen eine bereits anspruchsvolle Ausgangslage komplizierter macht. Das können Extremwetterlagen sein, wie sie Deutschland, Österreich und die Schweiz kürzlich erlitten haben. Oder Grossanlässe wie die Rad-WM, über deren Sicherheitsanforderungen und logistische Herausforderungen Esther Arnet, Direktorin, Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich, berichten wird.

Konkrete Lösungen

Die DACH-Mobilitätskonferenz wird auch eine ganze Reihe von Lösungsansätzen präsentieren. Die zentrale Rolle spielen dabei digitale Technologien. Entsprechend wird im Berner Kursaal von Sensoren und Datennetzen die Rede sein, von Automatisierung, selbstlernenden Algorithmen und künstlicher Intelligenz für Verkehrsleitsysteme, von digitalen Plattformen und überall – im Zugcockpit, im Auto, in der Hosentasche – von verfügbaren Ausgabegeräten, die in Echtzeit über die Verkehrslage informieren oder verschiedene Verkehrsmittel bereitstellen und eine nahtlose Planung und Bezahlung der gesamten Reisekette ermöglichen. Dazu kommen Erfahrungsberichte über automatisiertes Fahren von Städten wie Hamburg, Salzburg oder Oslo, wie über Fahrzeug- und Verkehrsdaten sicherheitskritische Fahrzustände erkannt und daraus Lösungsansätze entwickelt und eingesetzt werden, oder es werden innovative Mobilitätslösungen vorgestellt, an denen weitere europäische Länder tüfteln.

Thema Sicherheit

Ein wichtiges Thema bei diesen Entwicklungen ist die Sicherheit. Denn innovative digitale Lösungen können zwar wichtige Impulse geben und wesentlich zur Lösung aktueller und zukünftiger Herausforderungen im Mobilitätsbereich beitragen, sie bergen aber auch Risiken. Interessant sind in dieser Hinsicht beispielsweise die «Data Lakes», die riesigen Sammlungen unstrukturierter Daten, die in der Automobilindustrie anfallen, weil moderne Autos als «rollende Computer» fortwährend und unermüdlich Fahrzeugdaten sammeln. Daraus lassen sich mittels Big-Data-Analytics völlig neue Mobilitätsdienstleistungen entwickeln – es stellen sich aber auch etliche Fragen in Bezug auf mögliche Cyberattacken, Datenschutz und Datensicherheit. Der Jurist Christof Tschohl, wissenschaftlicher Leiter und Gesellschafter des Research Institute – Digital Human Rights Center, wird über die Herausforderungen an der Schnittstelle von Recht und innovativer Technologie sprechen. Isabella Geis, Head of Mobility, Infrastructure & Transportation bei Wavestone Germany, zeigt auf, warum die Resilienz in der Mobilitätswelt zentral ist und was das für die Digitalisierung der Branche bedeutet. Und schliesslich wird die österreichische Stadtforscherin Katja Schechtner internationale Beispiele gelungener Mobilitätslösungen präsentieren und daran erinnern, dass die Mobilität der Zukunft in ganz wesentlichem Mass auch von den Verhaltensweisen und Perspektiven der Nutzerinnen und Nutzer abhängt, und was dies nicht zuletzt für die Verkehrspolitik bedeutet.

Die DACH-Mobilitätskonferenz bietet den idealen Rahmen, um solche Fragen grenzüberschreitend zu diskutieren. Nicht nur im Plenum, sondern auch im Ausstellungsbereich, in den Pausen und beim Apéro treffen sich CEOs, Direktorinnen und Direktoren, Gründerinnen und Gründer, Geschäftsleitungsmitglieder namhafter Unternehmen, Verkehrsexpertinnen und -experten sowie Forschende. Dazu kommen die Mitglieder des Netzwerks ITS Nationals, das 29 europäische Länder umfasst, die gemeinsam an der Entwicklung intelligenter Verkehrssysteme arbeiten.


DACH-Mobilitätskonferenz

Thema: Immer mobil – sicher und pünktlich am Ziel?
Datum: 13. November 2024, 9:00 bis 16:00 Uhr
Ort: Kursaal Bern, Kornhausstrasse 3, 3013 Bern
Weitere Informationen finden Sie hier

An der DACH-Mobilitätskonferenz diskutieren und referieren:

  • Esther Arnet, Direktorin, Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich
  • Harry Evers, Geschäftsführer/CEO, NMS New Mobility Solutions Hamburg
  • Isabella Geis, Head of Mobility, Infrastructure & Transportation, Wavestone Germany
  • Peter Goetschi, Zentralpräsident, Touring Club Schweiz (TCS)
  • Peter Grütter, Präsident, Schweizerischer Verband der Telekommunikation (Asut)
  • Andreas Kronawitter, Geschäftsführer, ITS Switzerland
  • Lars Perlich, P&C Actuary, Hannover Rück/E+S Rück 
  • Ales Prochazka, Generative AI Practice Lead, IBM Schweiz
  • Jürg Röthlisberger, Direktor, Bundesamt für Strassen (ASTRA)
  • Martin Russ, Geschäftsführer, Austriatech
  • Katja Schechtner, Research Affiliate, MIT Senseable City Lab und stv. Aufsichtsratsvorsitzende, AIT
  • Steve Schneider, Geschäftsführer, ITS Mobility
  • Ralf Thomas, Leiter der Integrierten Verkehrsleitzentrale Stuttgart, Landeshauptstadt Stuttgart
  • Christof Tschohl, Wissenschaftlicher Leiter, Research Institut – Zentrum für digitale Menschenrechte
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PFmnCvGk