Joséphine Chamoulaud im Interview

Warum Smile mit NFTs experimentiert

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von Sophie Hundertmark und Florian Schreiber, Hochschule Luzern

Onlineversicherer Smile hat eine NFT-Aktion für einen wohltätigen Zweck durchgeführt. Der Erlös aus dem Verkauf von limitierten digitalen Kunstwerken kam einem Trinkwasserprojekt in Uganda zugute. Joséphine Chamoulaud, CMO von Smile, spricht über die Hintergründe des Projekts.

Joséphine Chamoulaud, CMO von Smile. (Source: zVg)
Joséphine Chamoulaud, CMO von Smile. (Source: zVg)

Wie kam Smile auf die Idee, eine Charity-NFT-Aktion zu starten?

Joséphine Chamoulaud: Im Grossen und Ganzen gab es zwei Gründe für die Aktion: Zum einen ist es für Smile als digitaler Versicherer wichtig, sich mit innovativen und potenziell disruptiven Technologien der Zukunft frühzeitig auseinanderzusetzen. Dies vor allem frühzeitig, damit wir bereit sind, sobald die Kundinnen und Kunden erste Bedürfnisse in diese Richtung äussern. Zum anderen vermuten wir, dass NFTs im Zusammenhang mit Kryptowährungen und Blockchain für Versicherer zukünftig eine wichtigere Rolle einnehmen werden. Hiermit zusammenhängende Themen wie Datensicherheit oder Data Ownership werden dann immer wichtiger und es gilt, sich frühzeitig damit zu beschäftigen. Rein digitale Verträge auf Blockchain-Basis, die sogenannten Smart Contracts, könnten die Prozesse sowohl für Kunden als auch Versicherer beschleunigen und verbessern. Smile will diese Technologien als innovativer Anbieter natürlich frühzeitig evaluieren.

Arbeiten Sie aktuell schon an Prozessen in ­Verbindung mit Blockchain?

Nein, das Thema ist aktuell noch sehr komplex und sicherlich noch nicht so weit, dass wir damit beginnen, interne Prozesse umzustellen. Natürlich setzen wir uns aber mit den Möglichkeiten auseinander. Der erste NFT-Case wurde daher bewusst im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsangebots "smile.green Engagements" umgesetzt. Dabei geht es uns immer darum, die Kunden durch digitale Technologien zu befähigen, Nachhaltigkeit in ihren Alltag zu integrieren. Etwas Gutes zu tun, sollte entlang des eigenen Lifestyles möglich sein, und mit NFTs haben wir einen sehr guten Weg hierfür gefunden. Von Nutzen sind neue Technologien nur, wenn sie die Experience bei unseren Nutzerinnen und Nutzern sowie Kundinnen und Kunden verbessern.

Was war das Ziel der Charity-NFT-Aktion?

Abgesehen von der allgemeinen Spendenaktion ging es Smile primär darum, Erfahrungen mit NFTs zu sammeln. Als digitaler Lifestyle-Brand sehen wir uns quasi dazu verpflichtet, uns mit solchen Themen auseinanderzusetzen. Nutzerinnen und Nutzer von Smile kommen zu uns, weil sie Innovationen und digitale Erlebnisse gewohnt sind und diese mittlerweile auch erwarten. Ausserdem suchen wir immer wieder Möglichkeiten, um unseren Charity-Partner Viva con Agua bei der Mission "Sauberes Trinkwasser für alle" zu unterstützen. Das Community-Projekt NFT ist dadurch eine Win-win-Situation.

Wie lange hat es von der Idee bis zum Start der Kampagne gedauert?

Das gesamte Kampagnen-Set-up hat zwischen zwei bis drei Monate gedauert. Die Umsetzung ging dabei sehr schnell, wohingegen das Finden und Aufsetzen der richtigen Architektur wesentlich zeitaufwendiger waren. Aktuell ist noch ein Zusammenspiel mehrerer Technologien und Plattformen notwendig, was das Ganze etwas komplex gestaltet. Im Sinne der Kundinnen und Kunden mussten wir eine möglichst einfache Customer Journey für den Kauf der Charity-NFTs finden. Es gibt eine Vielzahl an Marktplätzen, Blockchains und Kryptowährungen sowie viele verschiedene Anbieter von digitalen Wallets. Für uns stand dabei stets die Customer Experience im Vordergrund, und deren Entwicklung hat die meiste Zeit in Anspruch genommen.

Die Technologien waren also die grössten Hürden der Charity-NFT-Aktion?

Nicht die Technologien beziehungsweise die verschiedenen Anbieter an sich, sondern ihr Zusammenspiel untereinander. Wir befinden uns in einem Umfeld der "Early Adopters", in dem nur wenig standardisiert ist. Die Technologien verändern sich gefühlt täglich und was heute auf eine gewisse Art funktioniert, kann morgen schon wieder anders sein. Meistens sind es zwar Verbesserungen, aber es ist grundsätzlich schwierig, einem klaren Fahrplan zu folgen. Gleichzeitig ist es natürlich eine gros­se Opportunität, als First-Mover frühzeitig dabei zu sein und sich diesen Challenges zu stellen.

Und wie ist das Ergebnis der Charity-NFT-Aktion? Sind Sie zufrieden?

Wir sind sehr happy mit der Charity-NFT-Aktion. Es war ein einfacher Use Case, bei dem das gesamte Team neues Knowhow und viele neue Learnings sammeln konnte. Ausserdem konnten wir dank der Aktion einen vierstelligen Betrag an unseren Charity-Partner Viva con Aqua spenden. Auch hier ist spannend zu sehen, wie der Wert der NFTs je nach Kursverlauf zu- oder abnimmt. In unserem ganz konkreten Fall sprechen wir von der Kryptowährung Ether und deren Entwicklung. Da setzen wir natürlich auch auf die Zukunft und den Aufschwung.

Dürfen sich Ihre Kundinnen und Kunden also auf weitere NFT-Aktionen freuen?

Ja, wir werden das Thema definitiv weiterverfolgen. Ausserdem ist die Auktionszeit von drei Wochen zwar zu Ende, aber die NFT-Kunstwerke sind natürlich immer noch frei handelbar. Smile selbst hat ebenfalls noch Charity-NFTs im Angebot. Ausserdem können die Käuferinnen und Käufer die Kunstwerke wieder verkaufen. Hierzu haben wir auch einen Smart Contract aufgesetzt, sodass bei jedem Wiederverkauf insgesamt 5 Prozent des Erlöses automatisiert an Viva con Aqua gehen. Wir sind daher schon sehr gespannt, wie sich die NFT-Sammlung mit der Zeit entwickelt.

Wie war das Feedback der Kunden zu der Charity-Aktion?

Smile hat während der Kampagne viel positives Feedback aus dem Markt bekommen. Geholfen hat hier auch die Zusammenarbeit mit Influencer Zeki, Viva con Aqua und dem Zürcher Künstler Oibel. Alle haben starke Communitys, die sehr positiv auf das Thema reagiert haben.

Kurz zusammengefasst: Was ist Ihr Fazit der vergangenen Monate?

Wer den bekannten "Gartner Hype Cycle" kennt, der findet das Thema an der Spitze der aufkommenden, gehypten Technologien mit hoher Erwartungshaltung. Die relevanten Use Cases hinter dem Hype und die Reife für die breite Masse stecken derzeit aber noch in den Kinderschuhen. Es wird sich zeigen, ob sich NFTs produktiv durchsetzen. In dieser Phase sind einfache, umsetzbare Experimente für jedes Unternehmen dennoch wichtig, um sich mit der neuen Technologie auseinanderzusetzen und erste Erfahrungen zu sammeln. Als Smile werden wir uns also weiterhin mit Themen wie NFTs, Metaverse, Kryptos, Blockchains etc. beschäftigen, damit wir diese verstehen und bereit sind, wenn unsere Kundinnen und Kunden es sind.

Dieser Beitrag ist zuerst auf der Website der HSLU erschienen.

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