Nach Kritik und Verboten

Update: Tiktok nennt Details zu neuen Rechenzentren in Europa

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von Coen Kaat und René Jaun und msc; jor

Mitarbeitende der EU-Kommission dürfen Tiktok nicht mehr auf ihren Smartphones nutzen. Betreiber Bytedance zeigt sich überrascht und kündigt an, dieses Jahr drei Rechenzentren in Europa zu eröffnen.

(Source: AndreyPopov / iStock.com)
(Source: AndreyPopov / iStock.com)

Update vom 10.3.2023: Tiktok-Betreiber Bytedance versucht weiter, die Sicherheitsbedenken innerhalb der EU zu entkräften. In einer neuen Mitteilung nennt das Unternehmen Details zu den Rechenzentren, die es in Europa eröffnen will. Demnach soll Ende März das erste in Dublin, Irland, in Betrieb gehen. Noch vor 2024 will Tiktok ein zweites RZ in Dublin sowie eines in der Region Hamar in Norwegen eröffnen. Die Datacenter sollen "durch zuverlässige, unabhängige Dienstleister verwaltet" werden, wie Tiktok schreibt. Noch im Jahr 2023 wolle man damit beginnen, die Daten europäischer Tiktok-User lokal zu speichern, und die Datenmigration bis 2024 fortsetzen.

Weiter gibt Tiktok bekannt, Sicherheitsschnittstellen einführen zu wollen, die den Zugriff von Mitarbeitenden auf Daten europäischer User sowie den Datentransfer ausserhalb Europas kontrollieren. Jeder Zugriff werde nicht nur die entsprechenden Datenschutzgesetze erfüllen, sondern müsse diese Sicherheitsschnittstellen sowie zusätzliche Anträge und Prüfungen durchlaufen, schreibt das Unternehmen,. Das Ganze werde durch "einen externen unabhängigen europäischen Partner für Datensicherheit beaufsichtigt".

Originalmeldung vom 27.2.2023: Für mehr Cybersicherheit: EU-Kommission verbietet Mitarbeitenden Tiktok

Das Managementkontrollgremium der EU-Kommission hat Tiktok intern verboten. Die rund 32'000 Bediensteten dürfen demnach künftig die Social-Media-Plattform, die wohl primär für Tanzvideos bekannt ist, nicht mehr auf ihren Mobilgeräten nutzen. Dies gilt sowohl für dienstliche Geräte wie auch für persönliche Geräte, die im Mobilgerätedienst der Kommission registriert sind, wie es in einer Mitteilung der Kommission heisst. 

Mit der Massnahme will die EU-Kommission nach eigenen Angaben die Cybersicherheit verbessern. Dieser Schritt stehe im Einklang mit den "strengen internen Richtlinien der Kommission für die Cybersicherheit bei der Nutzung mobiler Geräte“. Das Verbot knüpfe ausserdem an eine bereits lang bestehende Empfehlung der Kommission an. 

Die Kommission betont, dass es sich um eine interne Regelung handelt, die ausschliesslich für bei ihnen registrierte Geräte gilt. Das Verbot nennt zwar spezifisch nur eine einzelne App: Tiktok. Die Kommission überprüft laut Mitteilung jedoch auch die sicherheitsrelevanten Entwicklungen auf anderen Social-Media-Plattformen. 

Tiktok-Betreiber überrascht

Bytedance, die Firma hinter Tiktok, sei enttäuscht und überrascht über diesen Schritt, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Das Unternehmen sei weder direkt kontaktiert worden, noch habe es eine Erklärung für diesen Entscheid erhalten. 

"Wir glauben, dass diese Aussetzung fehlgeleitet ist und auf grundlegenden Missverständnissen beruht“, zitiert Reuters einen Mediensprecher von Bytedance. "Wir haben uns mit der Kommission in Verbindung gesetzt, um die Dinge richtig zu stellen und zu erklären, wie wir die Daten der 125 Millionen Menschen in der EU schützen, die TikTok jeden Monat besuchen."

Komplett überraschend dürfte das Verbot für den chinesischen Anbieter nicht sein. Schliesslich steht die App in den USA ebenfalls vor einer möglichen Verbannung. Der Senat verabschiedete ein entsprechendes Gesetz im Dezember. Dieses muss aber noch vom Repräsentantenhaus angenommen werden. Präsident Biden ist sich derweil noch nicht sicher, ob die USA die App verbieten werden. Gegenüber Reuters sagte er Anfang Februar: "Ich bin mir nicht sicher. Ich weiss, dass ich die App nicht auf meinem Handy habe."

Verbot im Januar angedroht

Tiktok-CEO Liang Rubo. (Source: zVg)

Tiktok-CEO Liang Rubo. (Source: zVg)

In Europa steht Tiktok ebenfalls in der Kritik. So wurde Ende 2022 etwa bekannt, dass Bytedance die App dazu missbraucht habe, um mehrere US-amerikanische Journalisten und deren Angehörige zu überwachen. Bei diesem sogenannten "Project Raven“ handle es sich um ein "Fehlverhalten einiger weniger Einzelpersonen", das wohl "eine Lehre für uns alle" sein werde, zitierte Heise damals CEO und Mitgründer Liang Rubo. 

Anfang des Jahres gab es zudem bereits Rüffel von mehreren EU-Kommissaren. Diese ermahnten die Betreiber der App, die europäischen Daten- und Jugendschutzregeln einzuhalten. Wenige Wochen darauf drohte die Kommission bereits mit einem Verbot, wie Sie hier lesen können. Als Antwort auf die wachsenden Datenschutzbedenken kündigte Tiktok Mitte Februar 2023 zwei neue Rechenzentren in Europa an.

Apropos Tiktok, da gab es doch noch was: 2019 besuchte Ueli Maurer, damals Bundespräsident, während einer Chinareise auch Bytedance. Selbstverständlich wurde dieser Moment auch in einem Tanzvideo festgehalten.

 

 

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