Modernisieren, standardisieren, organisieren

Update: So will das BFS künftige Wahlberechnungsfehler verhindern

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von Rodolphe Koller und René Jaun und tme, yzu

Nach den Nationalratswahlen 2023 hat der Bund fehlerhafte Prozentwerte zu den Parteistärken kommuniziert. Schuld daran war eine fehlerhafte Programmierung der Software, die die Daten der Kantone importiert. Mit sechs Massnahmen will der Bund solche Pannen künftig verhindern.

(Source: Rob Lewis / parlament.ch)
(Source: Rob Lewis / parlament.ch)

Update vom 28.06.2024: Sechs Empfehlungen enthält der Untersuchungsbericht zu den falsch berechneten Parteistärken nach den Nationalratswahlen 2023. In einem eigenen Bericht erklärte das Bundesamt für Statistik (BFS) nun, wie es diese Empfehlungen umsetzen und ähnliche Pannen bei den nächsten nationalen Parlamentswahlen verhindern will.

Drei Empfehlungen will das Bundesamt im Rahmen eines Modernisierungsprojektes angehen: Konkret will es eine Serverumgebung einrichten und die Software zur Systemsteuerung und Datenverarbeitung erneuern. "Das Ziel ist, das bestehende System durch eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur abzulösen. Diese soll ausgedehnte Testing- und Plausibilisierungsmöglichkeiten bieten, mit Belastungsspitzen an Wahlsonntagen umgehen können und gleichzeitig manuelle Eingriffe erlauben, falls es an Wahlsonntagen zu unerwarteten technischen Problemen kommen sollte", heisst es in der Mitteilung des BFS. Zu den Hardwareanforderungen schreibt das Bundesamt im Bericht, das neue System müsse "anstelle von einzelnen Laptops auf einer Server-Lösung basieren".

Ebenfalls im Rahmen dieses Projektes soll ein neuer Datenstandard entstehen. Das BFS will diesen gemeinsam mit den Kantonen erarbeiten, und zwar im Rahmen von Workshops der Standardisierungsorganisation ECH. Man strebe an, den Datenstandard im Laufe von 2025 zu verabschieden. Danach wolle man die Kantone bei dessen Implementierung unterstützen und für eine einheitliche Umsetzung sorgen.

Die drei weiteren Empfehlungen betreffen "die personelle und organisatorische Ressourcenausstattung", wie das BFS schreibt. Um diese umzusetzen, braucht die Behörde mehr Personal. Zeitlich begrenzt ist dabei die Aufstockung des Kontrollpersonals am nationalen Wahlsonntag 2027. Doch auch längerfristig - zwei Jahre vor und nach den Wahlen 2027 - brauche es "mindestens eine neue Stelle für eine Person mit hinreichender technischer und fachlicher Kompetenz" in der Sektion Politik Kultur Medien des BFS; und auch um ein neues IT-System aufzusetzen, seien – zumindest für die Dauer des Entwicklungsprojekts – zusätzliche personelle Ressourcen notwendig.

 

Originalmeldung vom 26.10.2023:

Bund verrechnet sich bei Parteistärken – wegen Programmierfehler

Bei den Berechnung der Parteistärken nach den eidgenössischen Nationalratswahlen ist dem Bund ein IT-bedingter Fehler unterlaufen. Aufgrund dessen gab die Bundesverwaltung nach den Wahlen zunächst fehlerhafte Prozentwerte bekannt. Erst zwei Tage später bemerkte man beim Bundesamt für Statistik (BFS), das für diese Berechnungen verantwortlich ist, den Fehler. In einer Mitteilung kommuniziert die Behörde darauf die korrigierten Zahlen und hält fest, der Fehler wirke sich in keiner Weise auf die Wahlergebnisse oder die Sitzverteilung aus.

Als Ursache des Problems nennt der Bund die Software, die zum Importieren der von den Kantonen übermittelten Daten dient. Beim Import seien die Daten der Halbkantone Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden und Glarus, die ihre Daten in anderen Formaten als die anderen Kantone liefern, falsch importiert worden. Ein Programmierfehler in der Software führte dazu, dass die abgegebenen Stimmen in diesen Kantonen mehrfach gezählt wurden, was zu einer falschen Berechnung der Parteistärken auf Landesebene führte, wie das BFS erklärt.

Der Vorsteher des Departements des Innern, Alain Berset, ordnete eine administrative Untersuchung an, um die Prozesse in Zusammenarbeit mit dem BFS zu analysieren und zu verbessern. Das BFS erklärte, dass es diesen Fehler sehr bedauere und den Vorfall sehr ernst nehme. Der Prozess werde in Zukunft angepasst.

Während sich die Sitzverhältnisse aufgrund der Korrektur nicht verändern, haben die neuen Zahlen doch Konsequenzen. Denn laut der zunächst mitgeteilten Werte hätte die Mitte mit 14,6 Prozent die FDP (14,4 Prozent) in puncto Stärke überholt und wäre, wenn auch knapp, zur drittstärksten Partei der Schweiz avanciert. Doch in der korrigierten Berechnung hat die FDP eine leicht höhere nationale Stärke mit 14,3 Prozent. Die Mitte kommt dagegen auf 14,1 Prozent.

Nach den Parlamentswahlen müssen mehrere Politiker mit Digitalkompetenz das Bundeshaus verlassen. Unter ihnen ist GLP-Politikerin und Swico-Geschäftsführerin Judith Bellaiche. Mehr dazu lesen Sie hier.

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