Fehlende Vorgaben hemmen Cloud-Migration von Meteoschweiz
Bis 2028 will Meteoschweiz seine IT-Infrastruktur ausfallsicherer machen. Das Bundesamt setzt auf Georedundanz und die Cloud. Die Eidgenössische Finanzkontrolle findet, das Projekt komme zwar voran, werde aber durch interne Herausforderungen gehemmt. Die Zeit könnte knapp werden.
![(Source: engin akyurt / unsplash.com)](https://data.netzwoche.ch/styles/np8_full/s3/media/2024/03/27/engin-akyurt-a9_isutjhm4-unsplash.jpg?itok=hJZV-qJE)
Noch ist "RZPlus" mehr oder weniger auf Kurs. Doch das IT-Projekt des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie (Meteoschweiz) kämpft mit internen Herausforderungen. Dies geht aus einem unlängst veröffentlichten Prüfbericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) hervor.
Georedundanz und Cloud für 39 Millionen Franken
Ziel von "RZPlus" ist es, die IKT-Infrastruktur des Bundesamtes besser gegen Ausfälle abzusichern, denn Meteoschweiz sei eine kritische Infrastruktur, wie die EFK erklärt: Das Bundesamt "erbringt für die Schweiz unverzichtbare Dienstleistungen wie etwa Unwetterwarnungen, Ausbreitungsanalysen von Schadstoffen usw. Wenn diese ausfallen oder nur reduziert erbracht werden, können Menschenleben gefährdet sein und grosse wirtschaftliche Schäden eintreten."
Im Rahmen von "RZPlus" will Meteoschweiz seine geschäftskritischen Fachanwendungen und dazu benötigten IKT-Mittel neu georedundant aufbauen und die IKT-Betriebsprozesse anpassen. Zudem sollen, basierend auf Public-Cloud-Services und geeigneten Architekturen, die Fachapplikationen voneinander entkoppelt werden.
Für "RZPlus" sind Kosten von 39 Millionen Franken und ein Zeitfenster von 2022 bis 2028 vorgesehen. Zuverlässige Aussagen zu den Betriebskosten der Cloud seien aktuell noch nicht möglich, merkt die EFK an.
(Source: EFK)
Top-Management muss handeln
In ihrem ersten Prüfbericht zu "RZPlus", einem DTI-Schlüsselprojekt des Bundes, konstatiert die EFK viel Gutes: Das Programm werde von einem "motivierten und professionellen Team zielgerichtet durchgeführt", verfolge einen zweckmässigen Ansatz und komme "trotz erheblicher extern verursachter Verzögerungen gut voran".
Die Kontrollbehörde stellt aber auch fest, dass interne Herausforderungen das Programm hemmen. Namentlich gestalte sich die Bestimmung der Informationssicherheitsanforderungen für die geschäftskritischen Fachanwendungen komplexer und aufwendiger als erwartet. "RZPlus" benötige entsprechende Informationen und Vorgaben zwingend, könne diese Lücken aber nicht selber schliessen. "Dazu müssen die Kunden-, Dienstleistungs- oder Produktverantwortlichen sowie die Business-Continuity- und IT-Service-Management-Verantwortlichen ein gemeinsames Verständnis über die Ableitung der Anforderungen an die Fachanwendungen und IKT-Mittel erarbeiten", erklärt die EFK. Der dafür nötige Prozess müsse zentral bei Meteoschweiz im Top-Management geführt werden.
Mehr Kosten, mehr Zeit
Die EFK weist auch darauf hin, dass "RZPlus" weit mehr ist als ein Informatikprojekt. Das Programm "verändert die Organisation, Aufgabenteilung, Prozesse bis hin zu neuen Berufsbildern." Davon sei das ganze Bundesamt betroffen. Für den Programmerfolg sei ein zentral verantworteter Kulturwandel folglich entscheidend.
Die Verzögerung, entstanden durch "externe Faktoren", habe Meteoschweiz zwar durch Neuplanungen und verstärkten Ressourceneinsatz wieder kompensieren können. Dennoch merkt die EFK an, dass die immer kürzere Zeit für gleichbleibend viele und komplexe Aufgaben zu einem erhöhten Gesamtrisiko führe. Zeit und Kapazitäten reichten möglicherweise nicht für den Umbau und die Migration aller geschäftskritischen Fachanwendungen in die Cloud. Für diesen Fall gebe es zwar einen "Plan B". Allerdings müssten damit Mehrkosten bzw. fehlende Einsparungen in Kauf genommen werden.
In einem weiteren Bericht dokumentiert die EFK die Einführung des elektronischen Patientendossiers (EPD) in der Schweiz. Hier fällt ihr Urteil deutlich pessimistischer aus als bei Meteoschweiz: Alte Probleme hätten sich verschärft und neue seien dazugekommen, schreibt die Behörde, wie Sie hier lesen können.
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