SPONSORED-POST Snapshot Open Finance

Was tut sich auf dem Finanzplatz Schweiz?

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von Sven Biellmann, Business Architect / Open Finance Lead, Finnova

Der Druck auf die Banken ist unvermindert hoch. Sie sind angehalten, einen für Bankkundinnen und -kunden realen und nutzbringenden "Open-Finance"-Anwendungsfall umzusetzen. Mit "Multibanking für Privatkundschaft" liegt dieser vor. Erste Angebote sollen bis spätestens Anfang 2025 zur Verfügung stehen. Was hat sich in Sachen Open Finance sonst noch in der Schweiz bewegt?

(Source: ASoullife - stock.adobe.com)
(Source: ASoullife - stock.adobe.com)

In Sachen Open Finance verfolgt die Schweiz einen marktgetriebenen Ansatz, der auf Kooperation und Standardisierung setzt. Dies bedingt eine enge Zusammenarbeit zwischen Banken, Fintechs, Regulierungsbehörden und weiteren Stake­holdern.

Bei Open Finance erhalten die Kundinnen und Kunden die Kontrolle über ihre Daten zurück. Das heisst, sie entscheiden, welche Daten zu welchem Zweck an welche Partei übermittelt werden dürfen. Für die Finanzinstitute eröffnet dies neue Möglichkeiten, attraktive Angebote zu gestalten.

Open Finance erreicht die Bankkundschaft

Ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung von Open Finance in der Schweiz stellt die Einführung von Multibanking-Dienstleistungen für Privatkundinnen und -kunden dar. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) hat eine entsprechende B2C-Initiative gestartet. Diese zielt darauf ab, Kundinnen und Kunden die Möglichkeit zu bieten, Daten aus verschiedenen Bankbeziehungen zu aggregieren. Das diesbezügliche Memorandum of Under­standing (MoU) unter Schweizer Banken unterstreicht diese Absicht. Dieser Schritt soll nicht nur den Nutzen für die Bankkundschaft maximieren, sondern auch zu institutsübergreifenden Lösungen und Innovationszusammenarbeit beitragen.

Neben dieser Multibanking-Initiative laufen weitere multilaterale Bestrebungen, durch die Öffnung von Schnittstellen neue Möglichkeiten für attraktive Angebote zu schaffen.

Data providers

Open Pension

Die Resultate der Ende 2023 erschienenen "Open Pension"-Umfrage von Acrea und Swiss Fintech Innovations (SFTI) unterstreichen die zentrale Bedeutung eines offenen Datenaustauschs im Bereich der Vorsorge. Eine grosse Mehrheit der Studienteilnehmenden stuft den digitalen Zugang zu grund­legenden Vorsorgedaten (speziell der 2. Säule) als essenziell ein. Vorteile ergeben sich dadurch nicht nur für die versicherten Personen, sondern auch für die Pensionskassen.

Der offene Datenaustausch steckt jedoch noch in den Kinderschuhen. Nur knapp 20 Prozent der Datenanbieter geben an, ausgewählten Dritten bereits heute digitalen Zugriff auf Vorsorgedaten der 2. Säule zu gewähren. Fast ein Drittel würde dies auch nur im Rahmen einer gesetzlichen Verordnung anbieten. Es stellt sich also die berechtigte Frage, ob bestimmte Datenbereiche wie die Vorsorge nicht doch eines regulatorischen Ansatzes bedürfen.

Mit der Veröffentlichung ihres Positionspapiers hat die SFTI-Arbeitsgruppe "Open Pension" eine umfassende Analyse der Ausgangslage und mögliche Umsetzungsoptionen präsentiert. Dieses Dokument bietet eine solide Grundlage für zukünftige Diskussionen und markiert einen wesentlichen Schritt vorwärts in der Debatte um die Gestaltung von Open Pension.

Michael Müller, Leiter der Arbeitsgruppe "SFTI Open Pension", sagt dazu: "Die Erkenntnis, dass nur 44 Prozent der Befragten wissen, dass ihr PK-Geld zu ihrem Vermögen zählt, und dass weniger als ein Drittel der Teilzeitarbeitenden die Auswirkungen auf ihre Rente verstehen, zeigt das fehlende Wissen in der Altersvorsorge. Dieses Wissen wäre auch im Hinblick auf künftige Abstimmungen über unser Rentensystem von entscheidender Bedeutung. In Europa haben Pension-Tracking-Systeme (PTS) bereits Erfolge erzielt, indem sie Bürgerinnen und Bürgern eine klare Übersicht über alle 3 Säulen bieten. Ein Beispiel ist Belgien, wo rund 40 Prozent der Erwerbsbevölkerung ein solches System nutzt. Auch die Schweiz könnte von einer Öffnung der Vorsorgedaten aller drei Säulen im Sinne von Open Finance profitieren. Dies würde den Zugang erleichtern und einen  Überblick über alle drei Säulen der Altersvorsorge erlauben. Damit könnte der Wettbewerb um das kundenfreundlichste Vorsorge-Dashboard lanciert werden."

Open Wealth

Im Mastercard-Report wird festgestellt, dass Open Banking in der Schweiz heute vor allem von Firmen- und Vermögenskunden nachgefragt wird. Diese Nachfrage versucht die OpenWealth Association durch die Entwicklung offener API-Standards im Zusammenhang mit der Vermögensverwaltung zu adressieren. Der Verein fördert den fachlichen Austausch unter seinen Mitgliedern sowie mit Dritten. Dies soll die Schweiz als Finanz- und Innovationsstandort mit Schwerpunkt Vermögensverwaltung stärken.

Der entwickelte Open-API-Standard wird im Rahmen der Common-API-Arbeitsgruppe von SFTI kontinuierlich weiterentwickelt mit dem Ziel, den steigenden Bedürfnissen der Vermögensverwaltung gerecht zu werden.

Common-API-Arbeitsgruppe

Einheitliche, standardisierte Schnittstellen werden immer wichtiger. Dieses Bedürfnis hat Swiss Fintech Innovations erkannt und die Arbeitsgruppe "Common API" ins Leben gerufen. Die Arbeitsgruppe erarbeitet API-Standardisierungsempfehlungen für Banken und Versicherer und stellt deren Pflege und Weiterentwicklung sicher. Die Weiterentwicklung erfolgt partizipativ und kann über das SFTI GitHub Verzeichnis mitgestaltet und mitverfolgt werden. Die Arbeitsgruppe gliedert sich derzeit in fünf Streams, die sich mit den Themen "Access to Account/Payments", "Mortgage", "Wealth", "Card" und "Pension" beschäftigen. Drei weitere Streams zu den Themen "Loan", "Consent Management" und "Übergreifende API-Funktionalitäten" sind in Vorbereitung.

bLink

Mit bLink stellt SIX eine Plattform zur Verfügung, über die sich standardisierte Schnittstellen skalierbar implementieren lassen. Die Plattform dient dabei als zentrale Schnittstelle und ermöglicht den sicheren und effizienten Datenaustausch zwischen Serviceprovidern (typischerweise Banken und Finanzdienstleister) und Service-Usern (typischerweise Drittanbieter von Finanzapplikationen. Für bestimmte Anwendungsfälle können dies auch Banken und Finanzdienstleister sein). SIX stellt mittels standardisiertem Due-Diligence-Prozess für das Onboarding der Teilnehmenden und einheitlicher Verträge eine vertrauenswür­dige Plattform zur Verfügung. Dieser zweiseitige Marktplatz ermöglicht die Entwicklung neuer Finanzdienstleistungen und -produkte.

Open Pension Ecosystem

Ausblick

Die neue Schweizer E-ID ist für 2026 angekündigt. Sie basiert auf dem Prinzip der Self-Sovereign Identity (SSI). Das SSI-Prinzip strebt eine dezentrale Lösungsarchitektur für den maximalen Schutz der Privatsphäre an. Dabei wird ein Ökosystem-Ansatz verfolgt, der über E-Government hinausgeht und sich in verschiedenen Wirtschaftssektoren nutzen lässt. Die E-ID wird zusammen mit den Konzepten von Open Finance und Embedded Banking ein starker Treiber für die zukünftige digitale Kundeninteraktion sein. Finanzinstituten eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten, um digitale Kundennähe zu erreichen und sich gegenüber ihrer Kundschaft als Institution mit hoher Vertrauenswürdigkeit zu positionieren.

Im Rahmen des Unternehmensnetzwerks "OpenBankingProject.ch" läuft derzeit eine Workshop-Reihe mit dem Ziel, entsprechende Handlungsmöglichkeiten und konkrete Anwendungsfälle in der digitalen Kundeninteraktion zu identifizieren.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich in der Schweiz einiges bewegt. Das Tempo ist allerdings nicht sonderlich hoch und manch einer und manch eine würde sich raschere Fortschritte wünschen.

Im Rahmen einer Medienmitteilung definierte der Bundesrat Ende 2022 eindeutige "Ziele für Open Finance in der Schweiz". Gleichzeitig beauftragte er aber das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) auch damit, ihm bis Juni 2024 konkrete Massnahmen zu unterbreiten, sollte die momentane, marktgetriebene Entwicklung nicht zufriedenstellend sein. An seiner Sitzung vom 19. Juni 2024 zeigte sich der Bundesrat erfreut über die Fortschritte bei der Umsetzung von Open Finance in der Schweiz. Gleichzeitig stellt er jedoch fest, dass seine Ziele für Open Finance in der Schweiz noch nicht erreicht sind. Es bleibt abzuwarten, ob der Schweizer Staat letztlich doch noch aktiv in die Gestaltung von Open Finance eingreifen wird.

>> Common APIs stehen im Zentrum – Multibanking für Private hilfreich - Finnova smarter Banking


Kurz erklärt

Open Banking
Open Banking bietet Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, Drittanbietern den Zugriff auf ihre Kontoinformationen zu gestatten und in ihrem Namen Zahlungen zu tätigen. Basis dafür sind standardisierte Schnittstellen (APIs).

Open Finance
Open Finance geht noch einen Schritt weiter als Open Banking. Es bietet Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, den Zugang zu all ihren Finanzdaten freizugeben – einschliesslich Hypotheken, Kredite und Darlehen, Wertschriftenportfolios, Spar- und Vorsorgekonten, Versicherungen und mehr.

Digitale Selbstbestimmung
Die Umsetzung der digitalen Selbstbestimmung erfordert unter anderem, dass folgende Grundprinzipien gewährleistet sind:

  • Transparenz darüber, wer Zugang zu welchen (Finanz-)­Daten hat
  • Transparenz darüber, zu welchem Zweck die Daten ­gesammelt und verarbeitet werden
  • Kontrolle über die Weitergabe der persönlichen (Finanz-)Daten
  • Möglichkeit, die persönlichen (Finanz-)Daten effizient auf andere Dienstleister zu übertragen

 


Der Autor

Sven Biellmann, Business Architect / Open Finance Lead, Finnova

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