Focus: AI & Automation

KI am Arbeitsplatz – ein Balanceakt ­zwischen Fortschritt und Vorsicht

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von Marie-Anne Fritschi, Head of Marketing & Business Strategy, ­Adecco Group

Die Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) im Job bietet viele Chancen. KI kann Mitarbeitenden helfen, sich weiter­zuentwickeln und effizienter zu arbeiten. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass mit den standardisierten Antworten ­undifferenzierte Sichtweisen bei der Arbeit entstehen können.

Marie-Anne Fritschi, Head of Marketing & Business Strategy, ­Adecco Group. (Source: zVg)
Marie-Anne Fritschi, Head of Marketing & Business Strategy, ­Adecco Group. (Source: zVg)

Bei der Nutzung von KI ist es wichtig, kritisch zu bleiben. Die Normierung und Verwendung von Durchschnittswerten in KI-Modellen können folgende Risiken mit sich bringen:

  1. Verminderung der Differenzierung: Normbasierte Auswertungen könnten individuelle Unterschiede oder Besonderheiten nicht ausreichend berücksichtigen. Dies kann insbesondere in Bereichen wie der psychologischen Bewertung oder bei personalisierten Dienstleistungen problematisch sein.
  2. Verzerrung und Stereotypisierung: Durchschnittswerte können Stereotypen verstärken, besonders bei nicht repräsentativen oder unausgewogenen Daten. 
  3. Übersehen von Extremfällen: Durchschnittswerte ­ignorieren oft Ausreisser, die in Bereichen wie Medizin oder Finanzwesen entscheidend sind. Ein KI-Modell, das sich hauptsächlich auf Normen stützt, könnte wichtige Informationen übersehen, die für das Verständnis eines Problems oder die Entwicklung einer Lösung notwendig sind.
  4. Mangelnde Anpassungsfähigkeit: Normbasierte Auswertungen machen KI-Modelle weniger flexibel gegenüber spezifischen Bedingungen oder individuellen Bedürfnissen. 
  5. Ethik und Verantwortung: Normbasierte KI-Modelle werfen ethische Fragen auf, besonders in Bereichen wie Strafjustiz, Medizin oder Personalwesen. Es besteht das Risiko, dass marginalisierte Gruppen benachteiligt werden, wenn die Normen nicht gerecht oder ausgewogen sind.

Um diese Risiken zu minimieren, ist es wichtig, eigene KI-Modelle sorgfältig zu entwickeln, diverse und repräsentative Datensätze zu verwenden und Methoden zur Identifikation und Berücksichtigung individueller Unterschiede zu integrieren. Ein Gleichgewicht zwischen normbasierten Ansätzen und individuellen Bewertungen kann die Leistungsfähigkeit und Objektivität von KI-Modellen erhöhen.

Eine Kultur des kontinuierlichen Lernens etablieren

Unternehmen tragen die Verantwortung, ihre Mitarbeitenden auf die Nutzung von KI vorzubereiten. Laut Studien nutzen etwa 55 Prozent der Befragten KI bei der Arbeit. Interessanterweise sind diejenigen, die KI intensiv einsetzen, am meisten um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze besorgt. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass viele Unternehmen die Einführung von KI nicht aktiv steuern und diese Verantwortung den Mitarbeitenden überlassen oder die Nutzung teilweise ganz untersagen. Eine aktuelle globale Studie der Adecco Group zeigt, dass sich nur 11 Prozent der Arbeitnehmenden für die Zukunft gerüstet fühlen, während 23 Prozent angeben, im Umgang mit KI im Arbeitsalltag geschult worden zu sein.

Es ist für Unternehmen essenziell, interne Richtlinien für den Einsatz von KI zu entwickeln, differenzierte KI-Modelle bereitzustellen, eine Kultur des kontinuierlichen Lernens zu fördern und bestehende Mitarbeitende weiterzubilden, bevor neue eingestellt werden.

Gleichzeitig müssen die Mitarbeitenden offen für Veränderungen sein und Interesse zeigen. Personen, die wissbegierig und lernbereit sind, werden KI schnell für ihre eigenen Zwecke nutzen können. Die Arbeit mit KI ist vielseitig; sie dient nicht nur der Effizienzsteigerung, sondern kann auch die Arbeitsqualität verbessern sowie Innovationen und Kreativität fördern.

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