Die Anbieter von Individualsoftware geraten unter Margendruck

Der Markt für Custom Software ist einer dieser Märkte, die scheinbar nur eine Richtung kennen. Angesichts der zunehmenden Komplexität des Geschäftslebens dürfte zumindest die Nachfrage nach massgeschneiderten Lösungen steigen und steigen. Marktforscher zeigen sich denn auch davon überzeugt, dass das Business mit Individualsoftware in den kommenden Jahren weiter boomt. Analysten von Statista gehen etwa davon aus, dass der globale Markt für Custom Software bis 2028 ein Volumen von 234 Milliarden US-Dollar erreicht – mit einer kumulierten jährlichen Wachstumsrate von 6,8 Prozent. 

In puncto Profitabilität zeigt der Trend jedoch nach unten – das betrifft insbesondere die Marktteilnehmer in der Schweiz, wie aus dem jüngsten Swiss Software Industry Survey hervorgeht. Demnach schrumpfte die Ebitda-Marge der hiesigen Hersteller von Individualsoftware zwischen 2022 und 2023 um 2,7 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent. Derweil kletterte die Ebitda-Marge der Anbieter von Standardsoftware kräftig nach oben, nämlich um 6,6 Prozentpunkte auf 16,6 Prozent.  

Für die Steigerung der operativen Effizienz im Geschäft mit Standardsoftware nennen die Studienautoren zwei mögliche Gründe: Einerseits könnte die Implementierung grosser Cloud-Projekte abgeschlossen sein und sich in höheren Umsätzen niederschlagen. Andererseits schraubten die Standardsoftware-Anbieter ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung zurück – im Gegensatz zu den Herstellern von Custom Software, die ihre entsprechenden Ausgaben erhöhten. Erschwerend kommt wohl hinzu, dass die Hersteller von Individualsoftware im Gegensatz zu den grossen Anbietern von Standardsoftware kaum von Skaleneffekten profitieren. Insbesondere im Geschäft mit KI-Anwendungen könnte dies dazu führen, dass die Rentabilität von Software-Boutiquen weiter unter Druck gerät.