Ab Januar 2026 hat Adesso Schweiz eine neue CEO
Als CEO von Adesso Schweiz tritt Hansjörg Süess zum Jahresende von seiner Funktion zurück. Er baute das Unternehmen hierzulande auf und war dessen erster Mitarbeiter. Am 1. Januar 2026 übernimmt Michaela Gasser das Steuer der Schweizer Niederlassung. Der bisherige und die zukünftige CEO im Interview.

Frau Gasser, Sie übernehmen zum 1. Januar 2026 die CEO-Rolle von Hansjörg Süess, der Adesso Schweiz aufgebaut hat. Was bedeutet dieser Karriereschritt persönlich für Sie und was reizt Sie an dieser neuen Verantwortung besonders?
Michaela Gasser: Nach zehn Jahren bei Adesso ist es natürlich eine grosse Ehre und ein Vertrauensbeweis der Konzernleitung, dass sie diese wichtige Funktion an mich übertragen. Als Mutter von drei Söhnen im Alter von 9 bis 15 Jahren ist es ebenfalls ein Beweis dafür, dass Karriere und Familienleben bei Adesso vereinbar sind. Als CEO habe ich nun die Möglichkeit, noch aktiver die Zukunft des Unternehmens zu gestalten. Mich reizt vor allem die Verantwortung, uns in einem dynamischen Marktumfeld weiterzuentwickeln – technologisch, kulturell und insbesondere auch wirtschaftlich. Besonders spannend finde ich es, aus Trends wie Agentic AI oder Quantencomputing gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern neue Wertschöpfung zu generieren.
Herr Süess, was sind die Hintergründe für den Führungswechsel, warum treten Sie zurück?
Hansjörg Süess: Seit zwei Jahren habe ich im Rahmen der erweiterten Konzernleitung die Verantwortung für die Business Area Central Europe & Nordics übernommen, und weitere Regionen werden demnächst dazukommen. Damit war klar, dass ich die operative Verantwortung für Adesso Schweiz abgeben muss, um die nötige Bandbreite zu schaffen. Ich bleibe aber weiterhin Verwaltungsratspräsident von Adesso Schweiz. Gemessen am Umsatz ist die Schweiz nach Deutschland der zweitgrösste Markt innerhalb der gesamten Adesso Group und bleibt ein wichtiger Teil meiner "Portfolio-Länder".
Frau Gasser, welche Impulse möchten Sie als neue CEO setzen? Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger und welche konkreten Ziele haben Sie sich für die ersten 12 bis 18 Monate vorgenommen?
Gasser: Mein Ziel ist es, neue Impulse zu setzen, ohne Bewährtes leichtfertig aufzugeben. Dabei soll der Fokus auf messbarem Kundennutzen liegen. Die Stärke von Adesso Schweiz ist es, das gesamte Leistungsportfolio der Adesso Group anbieten zu können. Das ist ein zentraler Aspekt, den Hansjörg Süess bereits eingebracht hat und auf den wir uns noch stärker fokussieren wollen. Deshalb ist das Thema Zusammenarbeit sowohl nach innen, innerhalb der Adesso Group, als auch nach aussen, mit unseren Kunden, das zentrale Thema für mich. Für die ersten 12 bis 18 Monate habe ich mir drei konkrete Ziele gesetzt:
- Klarheit schaffen: Eine klare strategische Roadmap erstellen, die Mitarbeitende sowie Kunden verstehen und mittragen können.
- Kundenbeziehungen stärken und ausbauen: Ich möchte unsere bestehenden Kunden-Partnerschaften intensivieren und konsequent auf gemeinsame Wertschöpfung ausrichten.
- Team und Kultur weiterentwickeln: Eine Kultur der Verantwortung und des Miteinanders etablieren – denn der Erfolg im Markt beginnt im Team.
Wie möchten Sie die Unternehmenskultur von Adesso Schweiz in Zukunft gestalten? Welche Werte oder Prinzipien sind Ihnen besonders wichtig?
Gasser: Die Unternehmenskultur von Adesso Schweiz basiert auf Vertrauen, Zusammenarbeit und Innovationskraft. Nach dem starken Wachstum der letzten Jahre werde ich 2026 besonderen Fokus darauf legen, dass wir diese Kultur konsequent leben und pflegen – dass wir ein Umfeld schaffen, in dem unsere Adessi (Adesso-Mitarbeitende, Anm. d. Red.) sich entfalten können, echte Wertschätzung erfahren und ihre Fähigkeiten optimal einsetzen können. Besonders wichtig ist mir dabei unsere Kollaborationsfähigkeit. Kurz: eine Kultur des Miteinanders über Unternehmensgrenzen hinweg.
Frau Gasser, vor welchen wesentlichen Herausforderungen steht das Unternehmen derzeit, und wie wollen Sie diesen begegnen?
Gasser: Eine der grössten Herausforderungen, nicht nur von Adesso, sondern meiner Meinung nach aller IT-Dienstleister, ist die Disruption unserer gewohnten Geschäftsmodelle. Besondere Aufmerksamkeit widmen wir der rasanten Entwicklung im Bereich generativer KI. Es ist entscheidend, dass wir die neuen Technologien konsequent darauf ausrichten, wirtschaftlichen Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen und gleichzeitig unsere eigene Effizienz in der Entwicklung von Software zu steigern. Die Integration von KI in den Arbeitsalltag betrifft aber restlos alle Funktionen in unserem Unternehmen. Deshalb tätigen wir erhebliche Investitionen in die permanente Weiterbildung aller unserer Mitarbeitenden, in die schnelle und sichere Bereitstellung der neuesten Technologien, und wir setzen auf die intensive internationale Zusammenarbeit innerhalb des Adesso-Konzerns.
Herr Süess, Sie haben Adesso Schweiz seit der Gründung geprägt und zum erfolgreichen Player gemacht. Worauf sind Sie besonders stolz und wie blicken Sie auf den Führungswechsel?
Süess: Mich macht stolz, dass uns genau das gelungen ist: aus einem kleinen Unternehmen einen erfolgreichen Player im IT-Dienstleistungsmarkt der Schweiz aufzubauen. Stolz bin ich dabei vor allem auf die Menschen, die das gemeinsam mit mir möglich gemacht haben. Und stolz bin ich auch darauf, dass wir die Nachfolge intern lösen können, obwohl wir auch externe Varianten geprüft haben. Mit Michaela haben wir eine Nachfolgerin gefunden, die mit Adesso, unseren Kunden und unserem Leistungsportfolio bestens vertraut ist. Ich blicke daher mit Freude auf den Führungswechsel, weil ich weiss, dass Michaela die Erfolgsgeschichte weiterschreiben wird.
Frau Gasser, Sie schreiben auf LinkedIn, dass Sie "digitale Erfolgsgeschichten gemeinsam mit Kunden gestalten" möchten. Was macht für Sie eine solche Erfolgsgeschichte aus und welche Rolle spielt dabei partnerschaftliche Zusammenarbeit?
Gasser: Exemplarisch ist für mich persönlich die Zusammenarbeit mit der SBB. Gerade vor Kurzem erhielten wir den Zuschlag für die strategische Partnerschaft im Bereich Engineering 3.0, gemeinsam mit weiteren Anbietern. In der bereits 20 Jahre dauernden Partnerschaft mit den SBB haben wir viele Herausforderungen gemeinsam gemeistert. Die Zusammenarbeit startete mit dem Einsatz von zwei bis drei Mitarbeitenden und heute arbeiten über 100 Adessi in unterschiedlichen Formationen an der Digitalisierung unserer Bundesbahnen mit. Es gab Phasen, in denen wir unsere Leistungen aufgrund von Budgetreduktionen zurückfahren mussten. Eine offene und transparente Kommunikation zwischen Adesso und dem Kunden war entscheidend dafür, dass wir stets eine konstruktive Lösung gefunden haben. Das schweisst zusammen und bildet nachhaltiges Vertrauen auf beiden Seiten. Dies gilt auch für die langjährigen Kundenbeziehungen, die wir etwa mit führenden Schweizer Unternehmen aus der Pharma- oder auch Finanzdienstleistungsbranche aufbauen durften. Der gemeinsame Nenner digitaler Erfolgsgeschichten ist gegenseitiges Vertrauen, auch wenn es mal schwierig wird, sowie gemeinsame Werte und Überzeugungen in den Teams.
Welche strategischen Schwerpunkte werden bei Adesso Schweiz künftig im Zentrum stehen? Gibt es neue Branchen oder Themenfelder, die Sie stärker adressieren wollen?
Gasser: Bezüglich Branchen sehen wir besonders grosses Potenzial in den Bereichen Health, Energy und Financial Services. Bei den horizontalen Kompetenzen ist, ausser den Megatrends im Bereich KI und Automatisierung, auch die Fähigkeit gefragt, flexibel auf der Klaviatur verschiedener Standardlösungen und deren Kombination mit Individualentwicklung zu spielen. Hierbei ist auch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Partnern entscheidend. Ein weiteres Themenfeld, das unsere Kunden im Zusammenhang mit der weltpolitischen Situation stark bewegt, ist die digitale Souveränität. Viele Unternehmen wünschen sich vermehrt europäische Alternativen zu den marktbeherrschenden Angeboten aus den USA oder China. Hier streben wir als Adesso Group, als europäischer Player mit der nötigen Grösse, eine Führungsrolle an.
Die IT-Branche verändert sich rasant. Was sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen und Chancen in den kommenden Jahren – etwa im Hinblick auf neue Technologien, Kundenbedürfnisse oder Geschäftsmodelle?
Gasser: Wie bereits erwähnt, steht das klassische IT-Dienstleistermodell, also die stundengenaue Abrechnung von Entwicklungsleistungen, zunehmend unter Druck. Deshalb ist es für uns wichtig, dass wir unser Portfolio gezielt weiter differenzieren. Wichtige Elemente sind Managed Services, Technologiepartnerschaften, Standardlösungen – insbesondere im Bereich der KI-getriebenen Automatisierung – sowie sehr gezielt auch eigene Produkte.
Süess: Wir glauben fest daran, dass derjenige, der frühzeitig durch Beratungskompetenz und Branchenwissen überzeugen kann, über ein attraktives Portfolio verfügt und auf hybride Liefermodelle setzt, sich auch künftig im Markt behaupten kann.
Frau Gasser, der Fachkräftemangel ist auch in der IT-Branche spürbar. Wie gelingt es Adesso Schweiz, Talente zu gewinnen, zu entwickeln und langfristig zu halten? Gibt es spezielle Initiativen oder Programme?
Gasser: Den Fachkräftemangel nehmen wir aktuell tatsächlich nicht mehr so stark wahr, respektive nicht mehr in der Breite über verschiedenste Profile hinweg wie noch vor wenigen Jahren. Das kann sich aber mit den zahlreichen Pensionierungen, die durch die demografische Entwicklung auch auf unsere Industrie zukommen, bald wieder ausgleichen. Ungeachtet der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt ist es unser erklärtes Ziel, ein Top-Arbeitgeber zu sein. Denn wir brauchen immer bestens ausgebildete und motivierte Mitarbeitende, um unsere Kunden zu begeistern. Das gelingt uns dank einer Kombination aus kultureller Nähe, innovativen Weiterbildungsprogrammen und dem Angebot von Entwicklungschancen. Mit unserem Ausbildungscampus "adGrowth" haben Adessi Zugang zu einem gruppenweiten Aus- und Weiterbildungsangebot von rund 400 Kursen. Rund ein Viertel der Neuanstellungen erfolgt über Empfehlungen von Mitarbeitenden. Das entsprechende Programm "Vitamin A" ist spielerisch gestaltet und belohnt auch kleine Aktivitäten wie das Teilen von Jobangeboten durch Mitarbeitende. Ganz wichtig sind natürlich die attraktiven Rahmenbedingungen für unsere Mitarbeitenden wie Homeoffice, verkürzte Wochenarbeitszeit (40 Stunden), eine flexible Jahresarbeitszeit und zentrale Standorte in Bahnhofsnähe sowie ein sehr aktiver sozialer Austausch über Mitarbeiteranlässe mit genussvollem Essen und Trinken, Ski-Weekends oder unser alljährliches Weiterbildungscamp am Mittelmeer.
Herr Süess, was wünschen Sie sich für die Zukunft von Adesso Schweiz – und was geben Sie Ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg?
Dass wir weiterhin einem gesunden Wachstumspfad folgen, die technologischen Möglichkeiten auch konsequent intern nutzen, noch effizienter, noch smarter werden und wir weiterhin eine tragende Rolle im Schweizer IT-Markt spielen. Dafür braucht es weiterhin den Blick für das grosse Ganze, Mut und auch eine Portion Gelassenheit.
Frau Gasser und Herr Süess, wenn wir uns ein Jahr nach dem Führungswechsel wieder zum Interview treffen würden – woran würden Sie den Erfolg dieser Übergabe messen?
Gasser: Profitables Wachstum auch 2026, die Umsetzung von mehreren Projekten mit KI-Anteilen in verschiedenen Branchen und mit internationaler Delivery. Und natürlich Kunden und Mitarbeitende, die begeistert und hungrig bereits auf 2027 blicken.
Süess: Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.

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